Desinfizieren ganz ohne Chemie - geht das?
Über falsche Versprechungen und die Tücken der Desinfektion. Ein Gespräch mit dem Hygiene-Experten Nils-Olaf Hübner.
In Pandemie-Zeiten sind Desinfektionsmittel gefragt. Für den häuslichen Gebrauch werden auch „biologische Desinfektionsmittel“ beworben, die besonders hautverträglich und ökologisch sein sollen. Ein Gespräch über die Desinfektion mit Nils-Olaf Hübner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin und Chefhygieniker an der Universitätsmedizin Greifswald.
Was genau ist eine Desinfektion überhaupt, was passiert da?
Ein Desinfektionsmittel greift Mikroorganismen, also Pilze, Viren oder Bakterien an und verringert ihre Anzahl, sodass die verbliebene Dosis nicht mehr ausreicht, um eine Infektion auszulösen. Ein Gegenstand ist dann desinfiziert, wenn von ihm keine Infektion mehr ausgehen kann. Anders als bei der Reinigung werden die Infektionserreger bei der Desinfektion also nicht mechanisch entfernt, sondern abgetötet bzw. inaktiviert. In der Medizin ist es wichtig, dass eine Desinfektion immer auf eine nachvollziehbare Weise geschieht und dabei immer das gleiche Ergebnis erzielt wird.

Auch wenn die Werbung es verspricht, wir alle wissen, dass es nicht ausreicht, einfach einen Haushaltsreiniger auf eine Verschmutzung zu geben - und fertig. Gleiches gilt für ein Desinfektionsmittel. Viel treffender ist es daher, von einem Prozess der Desinfektion zu sprechen. Diesen Prozess beeinflussen mindestens vier Faktoren: das verwendete Mittel, die Art der Anwendung, wie lange es einwirkt und wie stark die Verschmutzung bzw. Kontamination ist.
Wie reagieren die Erreger auf die Desinfektion?
Unterschiedlich. Jedes Mittel hat bestimmte Wirkbereiche. Erreger unterscheiden sich sehr stark in ihren Eigenschaften. Das betrifft zum Beispiel die Art der Krankheit, die sie auslösen, aber eben auch ihre Fähigkeit, einer Desinfektion zu widerstehen. Manche Erreger sind durch ein Mittel nach 5 Minuten komplett zerstört, andere sind durch dieselbe Substanz selbst nach Tagen überhaupt noch nicht angegriffen. Desinfektionsmittel, die Alkohol als Wirkstoff enthalten, wirken zum Beispiel sehr gut gegen behüllte Viren, wie zum Beispiel Sars–CoV–2. Sie können aber überhaupt nichts gegen Bakteriensporen ausrichten, wie sie zum Beispiel der Durchfallerreger Clostridium diffizile oder Clostridium perfingens, der Erreger des Gasbrandes, bilden. Bevor ich eine Desinfektion mache, muss ich wissen: mit welchen Mikroorganismen muss ich rechnen, welchen oder welche Erreger will ich abtöten und wie sind die Rahmenbedingungen?
Tauchen Sie ein! Mit ihrem Kauf unterstützen Sie neue Recherchen der Autorinnen und Autoren zu Themen, die Sie interessieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
um diesen RiffReporter-Beitrag lesen zu können, müssen Sie ihn zuvor kaufen. Damit Ihnen der Kauf-Dialog angezeigt wird, dürfen Sie sich aber nicht in einem Reader-Modus befinden, wie ihn beispielsweise der Firefox-Browser oder Safari bieten. Mit dem Beitragskauf schließen Sie kein Abo ab, es ist auch keine Registrierung nötig. Sobald Sie den Kauf bestätigt haben, können Sie diesen Beitrag entweder im normalen Modus oder im Reader-Modus bequem lesen.



Kostenfreien Newsletter bestellen
Sie möchten regelmäßig über neue Beiträge dieses Projektes informiert werden? Dann bestellen Sie hier den kostenlosen IMMUN Newsletter.
Beitrag teilen:
Folgen Sie: RiffReporter:
Folgen Sie: Immun