Corona und die Psyche: Wie geht es den Helfern?

Überforderung, Stress, Hilflosigkeit: Extremsituationen wie eine Pandemie gehen an niemandem spurlos vorbei. Vor allem nicht am medizinischen Personal.

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Das Bild zeigt eine Frau, die komplett in medizinische Schutzkleidung aus Plastik gehüllt ist. Man sieht ihre rot lackierten Fingernägel, aber ansonsten wenig. Sie steht vor dem Krankenhaus.

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Thomas Robey ist müde. Den Vormittag über hat er auf seine beiden Kinder aufgepasst. Die Jungs, fünf und neun Jahre alt, sind rund um die Uhr zu Hause, seit in Seattle die Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen wurden.

Doch die Kinderbetreuung ist für den 41-Jährigen nur der erste Abschnitt des Tages. Der zweite beginnt um 15 Uhr, wenn er ins Krankenhaus fährt, Gummihandschuhe überstreift und eine N95-Atemschutzmaske über Mund und Nase zieht. Die Schicht endet selten vor Mitternacht.

Robey ist Notfallmediziner in einer Klinik in der Nähe von Seattle – jenem US-Bundesstaat, in dem der erste Covid-19-Fall in den USA aufgetreten ist. „Seitdem hat sich vieles verändert“, erzählt Robey über Skype. Es ist wieder einmal spät geworden, aber der Arzt scheint zufrieden zu sein. „Wenn ich von meinem Zimmer aus in die Notaufnahme blicke, ist gerade niemand zu sehen. Das ist ein gutes Zeichen.“

Der Ausbruch der Lungenkrankheit hat die Region hart getroffen. Bis Anfang April hatten sich allein im US-Bundesstaat Washington über 8000 Menschen angesteckt; fast 500 sind bisher gestorben (Stand: 10. April).

„Wir haben in der Notaufnahme 15 Betten, die nur für Covid-19-Patienten reserviert sind“, erzählt Robey. „Sie sind eigentlich immer besetzt. Und wenn nicht, dann werden sie aufwändig gereinigt, um für den nächsten Patienten bereit zu sein.“

Nahaufnahme eines Arztes mit Mundschutz und Gesichtsvisier
Notfallmediziner Thomas Robey
Das Bild zeigt einen weißhaarigen Mann in weißer medizinischer Schutzkleidung in gebeugter Haltung. Er reibt sich mit der linken Hand das Gesicht.
Ein Mitarbeiter des Wyckoff Heights Medical Center in Brooklyn, New York, reibt sich vor dem Gebäude das Gesicht. Viele Ärzte und PflegerInnen kommen durch die Coronakrise an die Grenzen ihrer Kräfte.