Corona-Krise: Lasst uns über die Mütter reden!

Mütter haben keine Lobby. Dabei sind sie gerade extremen Belastungen ausgesetzt, wie eine neue Studie zeigt. Doch die Politik lässt sie im Stich. Ein Kommentar

vom Recherche-Kollektiv Corona:
5 Minuten
Eine junge Mutter geht mit ihren Kindern durch den Park. Ein Kind ist ein Säugling, den sie auf dem Arm trägt.

In unseren verrückten Corona-Zeiten werden gerade die unterschiedlichsten Personenkreise sehr sichtbar: Die Profi-Fußballer, die Fluggesellschaften-Betreiber, die Hoteliers. Eine Gruppe aber bleibt nahezu unsichtbar: die Mütter. Diese haben keine gut vernetzten Lobbyisten hinter sich. Sie schreien auch nicht laut, beschweren sich nur wenig. Sie kommen schlicht nicht dazu. Vor einigen Tagen kommentierte auch schon Julia Jäkel, Chefin des Medienunternehmens Gruner + Jahr in einem Gastbeitrag in der ZEIT: „Plötzlich, in der Krise, sind alle Frauen weg.“

Denn Kinder sind aktuell wieder zur Privatsache geworden. Genauer: zur Frauensache. Hundertausende Mütter wuppen derzeit nicht nur Home-Schooling, Familienleben und das bisschen Haushalt, sondern versuchen gleichzeitig noch ihre Erwerbstätigkeit am Laufen zu halten. Sie trösten frustrierte Teenager, die ihre Freunde nicht sehen dürfen, ertragen die Wutanfälle der Kleinsten, die sich über Wochen weder auf Spielplätzen oder in Sportvereinen austoben durften, noch verstehen können, warum sie Erzieher und Großeltern nicht mehr sehen durften.

Was? Das ist ungerecht? Die Väter sind ja auch beteiligt? Stimmt. Die Väter sind auch beteiligt. In manchen Familien mehr, in den meisten aber eher weniger. Die Hauptlast in der Familienorganisation und Kinderbetreuung liegt in Deutschland nach wie vor bei den Müttern. Dies zeigt nun auch eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Knapp 8.000 Befragte gaben dort online Auskunft zu ihrer Arbeitssituation und der Aufteilung der Kinderbetreuung in der Familie.

Frauen reduzieren in der Corona-Krise deutlich häufiger ihre Arbeitszeit

Ein Ergebnis: Von den Paaren, die angaben, vor der Corona-Krise die Kinderbetreuung gleichberechtigt aufgeteilt zu haben, schafften das in den vergangenen Wochen nur noch 60 Prozent. Bei Paaren mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro waren es nur noch 48 Prozent.