Was ist bekannt zur Dunkelziffer, also zu der Zahl an Menschen, die sich bereits angesteckt haben, aber nicht entdeckt wurden?

Wenig. Die meisten Corona-Infizierten entwickeln trotz einer Ansteckung keine Symptome. Viele Menschen tauchen deshalb nicht in den offiziellen Statistiken auf. Diese sogenannte Dunkelziffer erschwert es, den Verlauf der Epidemie vollständig zu beurteilen.
Eine neue Studie untersucht die Verbreitung des Coronavirus
Der Virologe Hendrik Streeck von der Uniklinik Bonn will in der „Covid-19 Case Cluster Study“ mehr Erkenntnisse über die Verbreitung des Virus gewinnen. Etwa 1000 Menschen aus dem Kreis Heinsberg wurden vom Landrat Stephan Pusch schriftlich gebeten, an der Untersuchung teilzunehmen. Die meisten Freiwilligen leben in der kleinen Gemeinde Gangelt, die etwa 12.000 Einwohner hat und besonders von der Infektion betroffen ist. Die Untersuchung ihrer Blutproben soll erstmals Ergebnisse bringen, wie hoch die Dunkelziffer bei der Corona-Epidemie ist, wie viele Menschen sich also unentdeckt angesteckt haben. Der Kreis Heinsberg gilt als Infektionsschwerpunkt von Covid-19, dort wurden bereits im Februar Schulen geschlossen. Der Virologe Hendrik Streeck und sein Team untersuchen und befragen die Probanden ausführlich, um Infektionswege nachzuvollziehen. Dabei wollen die Forschenden jeden Aspekt des Alltagslebens durchleuchten, etwa die Übertragung des Virus durch Kinder und Erwachsene innerhalb eines Haushalts und den Einfluss von Türgriffen, Mobiltelefonen und Haustieren.
WissenschaftlerInnen des Bonner Instituts für Hygiene um die Oberärztin Ricarda Schmithausen wollen verstehen, ob Bedarfsgegenstände, Lebensmittel und Oberflächen in Heinsberg an der Verbreitung des Virus beteiligt waren und ob sie immer noch mit Viren belastet sind. Dazu untersuchen sie zahlreiche Oberflächen. Aus den Ergebnissen können möglicherweise Empfehlungen abgeleitet werden, wie sich Infektionen verhindern lassen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche Einschränkungen gelockert werden können.
Darüber hinaus haben nach Aussage von RKI-Präsident Lothar Wieler (Pressekonferenz vom 14. April 2020) mehrere Studien zur Dunkelziffer begonnen oder stehen kurz davor. Wieler erklärte, dass Studien zur Dunkelziffer erst dann sinnvoll seien, wenn eine Epidemie ein bestimmtes Stadium erreicht habe. Studien aus Regionen mit vielen Krankheitsfällen ließen sich nicht auf ganz Deutschland übertragen, weil dort ein anderes Infektionsgeschehen herrsche und mehr Menschen infiziert würden. (Rainer Kurlemann)
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