Die globalisierte Kartoffel

Wie Agrarsubventionen, lokale Eigenheiten und der Klimawandel Landwirtïnnen auf der ganzen Welt in eine Krise stürzen. Eine Recherche aus drei Ländern auf zwei Kontinenten.

vom Recherche-Kollektiv Countdown Natur:
2 Minuten
Nahaufnahme zweier Hände, in denen viele verschieden geformte und gefärbte Kartoffeln liegen.

Sie ist in fast aller Munde und trotzdem in vieler Hinsicht eine Unbekannte: Die Kartoffel ist eine der ältesten und beliebtesten Nutzpflanzen der Welt. Von Südamerika aus trat die Knolle ihren Siegeszug um den Erde an – und wird nun als globalisiertes Handelsgut zum Problemfall für Landwirtïnnen und Konsumentïnnen.

Für das Biodiversitäts-Projekt “Countdown Natur” haben die Autorinnen Hildegard Willer und Katharina Wojczenko über Wochen in drei Ländern recherchiert.

Hildegard Willer lebt seit 20 Jahren in Peru, der Wiege der Kartoffel. Privat bekommt sie dank Kartoffel-Abo regelmäßig Knollen in den unterschiedlichsten Formen und Farben aus den Hochanden nach Hause in Lima geliefert. Für unser Dossier besuchte sie einen Pommes-Schäler in Lima, traf die deutsch-peruanische Kartoffelforscherin Maria Mayer und fuhr zu Bauer Victor Anco. Anco baut auf 3.500 Metern mit viel Knochenarbeit alte Sorten an – und will damit auch nicht aufhören.

Frau steht im Eingang eines Bauernhauses und hält lachend ein riesiges Meerschwein in die Kamera, das mindestens so groß wie ihr Kopf ist und Zähne zeigt. Sie trägt einen Stoffhut gegen die Höhensonne und sportliche Kleidung.
Reporterin Hildegard Willer mit einem knuddeligen Biodünger-Produzenten für den Kartoffel-Anbau in den Zentralanden. Nach getaner Arbeit landet das Meerschwein im Kochtopf.

In Kolumbien stöhnen die Bauernfamilien nicht erst seit der Corona-Pandemie unter den niedrigen Kartoffelpreisen. Laut der Vereinigung der Kartoffelproduzenten Fedepapa versursachen diese zu Dumpingpreisen importierte Pommes aus Europa. Katharina Wojczenko reiste in die Kartoffel-Region Boyacá, um herauszufinden, woran es wirklich hakt – und hat dort unter anderem Familie Briceño getroffen. Die Briceños haben einen Weg gefunden, besser von der Kartoffel zu leben.

Frau mit Wollmütze, Kopfhörer und herabgezogenem Mundschutz hält Glas mit gelb-grünem Getränk mit dunklen Schwebeteilchen in die Kamera.
Reporterin Katharina Wojczenko trinkt Guarapo, Getränk aus fermentierten Früchten, das die Feldarbeiterïnnen bis heute auf dem Land zur Brotzeit bekommen. Früher wurde es häufig in den Behältern angesetzt, in denen vorher Ackergifte waren.
Ein kleiner Junge, ein Mädchen mit Pandamütze und ein  Mann mit lockigem Haar, Umhängetasche und Fernbedienung in der Hand blicken nach oben. Alle sind nur von hinten zu sehen.
Fotograf Andrés BO und seine Drohne für Übersichtsbilder waren nicht nur bei Kindern auf dem Land der Hit.
Ein Teller mit gelbem Reis, Salat aus kleingeschnittenem Koriander, Tomate, Zwiebel, Gemüse aus grünen Bohnen und Karotten und kegelartigen Kartoffeln.
Mahlzeit! Die Recherche war kulinarisch ein voller Erfolg.
Zwei gekochte Kartoffelhälften auf dem Teller aus der Nähe.
Innen hui: Wegen ihrer Färbung heißt diese Karoffel-Sorte bei den Einheimischen „borrega mora“, lila oder Brombeer-Lamm.

In Peru und Kolumbien heißt es immer wieder, dass Importe aus den Niederlanden und Belgien für die Misere der Kartoffel-Bauernfamilien mitverantwortlich sind. Sarah Tekath war deshalb für uns im Kartoffel-Champion-Land Niederlanden und besuchte Familie van den Broek, die mit Maschinen auf ebener Fläche Kartoffel-Mengen anbauen kann, von denen Bauernfamilien in Kolumbien und Peru weit entfernt sind. Ihre Arbeit wird trotzdem immer schwieriger.

Für die Fotos und Videos zu unseren Artikeln waren Luisenrrique Becerra Velarde (Peru), Andrés BO (Kolumbien) und Julia Brunner (Niederlande) unterwegs.

Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

Diese Recherche wurde von der Hering-Stiftung Natur und Mensch gefördert.

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