Wenn im Westen der Wind geweht hätte…

Wie das junge Theater aussähe, wenn es auf die Bühne dürfte. Fünf Tipps.

12 Minuten
Auf der Bühne sieht man einen kleinen Jungen wild tanzen. Im Hintergrund bewegen sich noch zwei weitere Menschen, ein sehr junger so schnell, dass die Konturen verwischen. Es ist eine Szene aus dem Tanzstück „Mischpoke“ von Barbara Fuchs.

Jetzt im Mai sollte das „Westwind“-Festival stattfinden, eins der schönsten Treffen für junges Theater. Ausgewählte Produktionen aus Nordrhein-Westfalen gehen jedes Jahr in den Wettbewerb miteinander, die Szene trifft sich. Dazu geben internationale Produktionen Impulse von außen. Gleichzeitig ist das Festival fast immer auch ein Fest für junge Besucher; mit vielen Spielen außerhalb der Bühne und einer staunenswerten Aufführung nach der anderen.

Das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel wäre dieses Jahr Gastgeber gewesen. Dort will es im Herbst Teile des Rahmenprogramms nachholen und ein, zwei internationale Produktionen zeigen. Die Wettbewerbsproduktionen sollen, soweit möglich, dann an den Heimatspielorten gespielt und gezeigt werden. Das Preisgeld aus dem Wettbewerb wird solidarisch verteilt.

Damit das junge Theater doch noch ein bisschen gefeiert wird, hier ein paar Worte zu einigen Produktionen. Es ist eine Auswahl der Aufführungen, zu denen kurzfristig Video-Dokumentationen gesichtet werden konnten.

Fünf Tipps für die Wenn-man-trotz-Corona-wieder-ins-Theater-gehen-kann-Zeit.

Kuscheln, jagen, „kämpfen“

Eine Familie ist eine Familie ist eine Familie: Ein Kind, zwei Kinder, eine Mutter, ein Vater, ein Opa, eine Oma. Dann tauscht man mal ein Kind, dann kommt das Kind wieder zurück, dann ist man eng miteinander, trägt sich. Kurze Zeit später zerrt man aneinander herum, wehrt sich, liebt sich, findet einen gemeinsamen Rhythmus, macht gemeinsam Pause.…

Über der Bühne der „Mischpoke“, wie das kleine Tanzstück von „tanzfuchs“ Barbara Fuchs heißt, hängen ganz viele verschiedene Lampen. Jede hat ihren eigenen Stil, ihre eigene Farbe und ihr eigenes Leuchten: Und doch passt das Ensemble großartig zusammen. Es ist absolut erfrischend, wie die Gruppe der Darsteller*innen, rund 15 Menschen von drei bis 71 Jahren, miteinander tanzt, singt und Musik macht: so entspannt und liebevoll, dass man am liebsten gleich dazu spränge. So spannungsgeladen und lebendig, dass die Bühne die ganze Zeit über (rund 45min) pulsiert. Das ist ein absoluter Tipp!

Der Schauspieler Doğa Gürer liegt als Ich-Erzähler Emil Sinclair mit weiß geschminktem Gesicht auf dem Bühnenboden, inmitten vieler bunter, verschmierter Farben.
Ein Beitrag zum Westwind-Festival: Doğa Gürer als Demians Freund und Ich-Erzähler Emil Sinclair in Michael Heicks Hesse-Inszenierung.
Crischa Ohler und Sjef van der Linden spielen das Schaf und den Wolf. Sie tragen plastische Masken, die die Gesichter halb bedecken. Der Wolf zeigt dem Schaf gerade seine teure Uhr.
Ein Beitrag zum Westwind-Festival: Crischa Ohler und Sjef van der Linden vom Theater mini-art als Schaf und Wolf in „Ein Schaf fürs Leben“.
Drei mit großen Hosen verkleidete Musiker spielen als Schafe hinter einem Zaun in einem Garten Musik (E-Gitarre, Kontrabass und Saxofon). Im Vordergrund singt eine Schauspielerin mit einer Jacke aus künstlichem Fell und mit Cowboy-Stiefeln. Sie spielt den Hütehund.
Ein Beitrag zum Westwind-Festival: Der Hütehund (Tina Jücker) rockt mit den Schafen in „Hast du schon gehört?“.