Hallo wach! Wie es uns gelingt, mit der Zeit zu leben. Teil 6: Macht Schulzeiten für Lernende!

Teenager und junge Erwachsene ticken anders als Kleinkinder und ältere Menschen. Sie werden spät müde und müssen morgens länger schlafen. Es wird höchste Zeit, dass Schulen, Universitäten und Ausbildungsbetriebe darauf Rücksicht nehmen. Sechster Teil der RiffReporter-Serie über eine neue Zeitkultur.

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Ein Mädchen und ein Junge mit blauen Pullovern sitzen an einem Schultisch und  schlafen.

Das rauschende Fest erinnert an die wilden Partys der Studienzeit. Allerdings labt man sich mittlerweile am Gourmet-Buffet, und der Wein scheint nicht nur vorzüglich, sondern auch bekömmlich zu sein. Eine kleine Combo spielt richtig guten Jazz.

Keine Frage, die Party zum 40. Geburtstag eines alten Freundes ist rundum gelungen. Nur als es auf Mitternacht zugeht, passiert Seltsames: Immer mehr Gäste drucksen herum, werden schweigsam, haben schon lange zu Wasser gewechselt und gähnen in unbeobachteten Momenten hinter vorgehaltener Hand. Dann wächst die Traube um den Gastgeber. Ein Paar nach dem anderen verabschiedet sich.

Hellwache Teenies

Es ist noch vor 1 Uhr nachts, da sitzen die Gastgebenden fast alleine herum. Sie wundern sich, dass die Party so abrupt zu Ende ist. Seltsam, denken sie, früher haben wir doch auch bis 4 Uhr gefeiert. Und das sogar mit fast denselben Leuten. War es heute so langweilig?

Natürlich nicht. Die Party war gelungen. Aber Partys enden bei älteren Menschen nun mal früher als bei jüngeren. Als ein Paar todmüde nach Hause kommt, freut sich der Babysitter: „Super, dass ihr schon da seid. Dann kann ich ja jetzt noch losgehen. Meine Freunde treffen sich gerade auf dem Kiez.“ Die Alten schauen sich gequält an. Das hätten sie früher auch noch geschafft. Aber heute?

Je weiter die Pubertät voranschreitet, desto lieber machen die Teenager die Nacht zum Tag. Manchmal, wenn sie spätnachts noch fast taufrisch heimkommen, liegen die Eltern schon seit Stunden schlummernd im Bett.

Bettflüchtige Alte

Am nächsten Morgen dann das umgekehrte Problem: Die Jugendlichen wachen nicht auf. Da sie natürlich nur dann abends so lange wegbleiben dürfen, wenn sie am nächsten Morgen ausschlafen können, frönen sie dieser Lieblings-Wochenendbeschäftigung ausgesprochen gerne. Selbst wenn die Eltern sie erst um elf oder zwölf Uhr wecken, maulen sie. Und es dauert noch mindestens eine halbe Stunde, bis die Jugend tatsächlich das Bett verlässt.

Ein Student und eine Studentin in einem Hörsaal. Die Studentin schläft, der Student schaut müde.
Auch Studierende sind meist noch so jung, dass sie chronobiologisch zu den Eulen zählen. Beginnen Vorlesungen zu früh, sind sie oft noch nicht aufnahmefähig.

„Abendtypen haben bei unseren frühen Schulanfangszeiten einen ernstzunehmenden Nachteil.“

Christoph Randler

Fünf Jugendliche sitzen auf dem Schulhof und machen eine Gruppenarbeit. Im Vordergrund sitzt ein lächelnder Junge am Laptop.
Jugendliche benötigen vor allem am Vormittag viel Tageslicht, damit sie chronobiologisch nicht noch eulenhafter werden. Unterricht sollte deshalb öfters im freien stattfinden.

Die Schüler sind keine Minute später ins Bett gegangen.

Eva Winnebeck

Ein Säugling mit einer blauweiß geringelten Mütze schläft vollkommen entspannt mit offenem Mund auf einem bunten Wäschestapel..
Schlafen wie ein Kind: Das wünschen sich viele Jugendliche und Erwachsene. Doch in der modernen 24-Stunden-Gesellschaft ist der Schlaf oft zu kurz und Schlafprobleme nehmen zu.

Die fehlende Übereinstimmung zwischen Schlafbedarf und Zeit im Bett kann zu ernsten Erziehungsschwierigkeiten und Schlafstörungen führen.

Oskar Jenni

Drei Schüler in einem Klassenzimmer, einer davon schlafend
Wenn die Schule morgens um acht beginnt, ist das für die meisten Schüler zu früh. Zu einer neuen Zeitkultur gehören deshalb hellere Klassenzimmer, mehr Unterricht im Freien und ein späterer Schulbeginn am Morgen.

Sie möchten mehr über die neue Zeitkultur erfahren?

Weiter lesen Sie im siebten Teil der Serie (erscheint am 23. Mai):

Teil 7: Mach mal Pause!

Gehirn und Körper sind nicht dafür gemacht, über lange Zeit hinweg auf hohem Niveau zu arbeiten. Wer sich regelmäßige Auszeiten gönnt, wird mit besseren Resultaten belohnt.

Eine Einführung ins Thema samt einer Übersicht über alle Beiträge finden Sie hier.

Alle Beiträge dieser Serie erschienen erstmals im Buch „Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft“. Sie wurden jetzt überarbeitet und aktualisiert.

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