Corona weltweit: Brasilien mit Toten-Rekord, USA feiern Impferfolg, Kenia im Lockdown

Aktuelle Berichte über Pandemie, Covid-19 und Impfungen von RiffReporterïnnen aus Südamerika, den USA, Afrika, Europa und Australien

14 Minuten
Menschen in weißer Schutzkleidung und mit Gesichtsmasken hieven bei nächtlichem Licht einen Sarg aus einem Beerdigungsfahrzeug und tragen ihn zum frisch ausgehobenen Grab.

Es sind ungeheuerliche Zahlen: Mehr als 135 Millionen Menschen weltweit haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie bis Mitte April 2021 trotz aller Gegenmaßnahmen nachweislich mit dem neuartigen Virus Sars-CoV-2 infiziert. Unweigerlich steuert die Zahl derer, die an Covid-19 einen meist einsamen und grausamen Tod sterben, auf die unfassbare Marke von drei Millionen Mitmenschen zu. Eine unbekannte Dunkelziffer an Fällen und Toten kommt hinzu. Gleichzeitig nimmt die globale Impfkampagne an Fahrt auf: Die USA feierten am 6. April, dass 150 Millionen Impfdosen verteilt sind und 20 Prozent der Bevölkerung bereits vollen Impfschutz haben.

Die Schwierigkeit, als einzelner Mensch die Dimension der Pandemie überhaupt nur zu erfassen und seelisch zu bewältigen, hat unser RiffReporter-Kollege Kai Kupferschmidt kürzlich in einem wichtigen Beitrag und im Pandemia-Podcast beschrieben. Und noch etwas kommt hinzu: In der akuten Notlage konzentriert sich die mediale Aufmerksamkeit erkennbar auf die nähere Umgebung, das eigene Land. Der Blick verengt sich.

In diesem Beitrag geben Ihnen deshalb Journalistinnen und Journalisten von RiffReporter, die in aller Welt als Korrespondentïnnen leben und arbeiten, einen Überblick über die Situation in ihren Ländern. Tiefergehende Berichte von fünf Kontinenten finden Sie in unseren internationalen Themenmagazinen wie Südamerika-Reporterinnen, Afrika-Reporter, USA-Reporter und AustralienStories sowie in unserem Rechercheprojekt „Corona: Ein Virus bedroht die Welt“.

Peru: Aufruf zum Beten

Von Hildegard Willer, Themenmagazin Südamerika-Reporterinnen

“Uns bleibt nur das Beten” titelte Anfang April ein in Peru viel gelesenes Boulevardblatt . Der verzweifelte Aufruf ist mehrdeutig. Zum einen bezieht er sich auf die zweite Corona-Welle, die in Peru nun seit zwei Monaten auf gleichbleibend hohem Niveau verläuft und mit der Ausbreitung der „brasilianischen Variante“ noch ansteigt.

Peru führt weltweit und mit Abstand beim Vergleich der aktuellen Todeszahlen mit den durchschnittlichen Todeszahlen der Jahre vor Ausbruch der Pandemie. Ein vorsintflutliches Gesundheitssystem, knapper Sauerstoff und Korruption geben dem Virus freie Bahn. Die Aussicht auf eine Impfung ist verhalten. Peru hatte wie auch der Rest Südamerikas die Beschaffung des Impfstoffs alleine verhandelt und musste nehmen, was es bekam. Das ist der chinesische Impfstoff Sinopharm. Ab und zu tröpfeln aus der Covax-Facility, dem internationalen Programm zur Verteilung von Impfstoffe, die Produkte anderer Hersteller ins Land. Bisher sind rund drei Prozent der Bevölkerung geimpft.

Der Aufruf zum Beten bezieht sich aber auch auf die am Sonntag anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Vier Tage vor der Wahl waren fast 30 Prozent der Wählerïnnen noch unentschlossen. Die Wählerpräferenzen sind zersplittert wie nie. Peruanerinnen sind seit langem enttäuscht von ihrer Politik. Die Erfahrung der Pandemie hat dieses Gefühl noch verstärkt. Und da in Peru Wahlpflicht herrscht, ist zu befürchten, dass der Andrang vor den Wahllokalen die Corona-Zahlen noch steigern wird.

Ein älterer Mann sitzt mit nach oben ausgestreckten Armen in seinem Krankenbett. Er hat einen Sauerstoffbeutel über dem Gesicht und ein Sauerstoff-Messgerät an seinem Finger. Neben ihm steht eine medizinische Fachkraft, die mit ihm spricht.
Covid-19-Patient Hideki Flores Sifuentes wird Ende März 2021 im Regionalkrankenhaus im peruanischen Iquitos bei Übungen angeleitet, um seine Atemwege zu regenerieren.
Der Apotheker hält hinter einer Schutzscheibe einen Beutel mit den Komponenten des Schnelltests in die Höhe und zeigt sie der Kundin.
Rudolf Andres von der Apotheke Stadelhofen in Zürich erklärt einer Kundin, wie die kostenlosen Antigen-Schnelltests angewandt werden.
Die junge schwarze Frau hält sich die Finger ihrer rechten Hand an die Stirn, während sie die Impfspritze in den linken Oberarm bekommt.
Eine Kenianerin erhält am 8. April 2021 im Kenyatta National Hospital in Nairobi eine Dosis des Impfstoffs von AstraZeneca aus indischer Produktion.
Auf einem großen Schild steht die Zahl von 150 Millionen Impfdosen, dahinter ist in einer Spalte in der Wand US-Präsident Joe Biden zu sehen.
Stolze Marke auf dem Weg aus der Pandemie: US-Präsident Joe Biden beging bei einem Besuch der Immanuel Chapel am Virginia Theological Seminary in Alexandria, Virginia, am 6. April die Wegmarke von 150 Millionen verabreichten Impfdosen in den USA.