Südafrika: abhängig von Kohle, täglich Stromausfälle

Können die bei der COP26 in Aussicht gestellten Kredite bei der Energiewende helfen?

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
6 Minuten
Die Sonne geht über einem breiten Flusslauf auf und spiegelt sich im Wasser, am Himmel sind kleine Wölkchen.

In Südafrika wächst der Anteil der Erneuerbaren Energien, allerdings nur in staatlich gesetzten Grenzen und natürlich nicht über Nacht. Laut dem letzten staatlichen Ausbauplan aus dem Jahr 2019 sollen sie bis 2030 einen Anteil von 33 Prozent an der Stromerzeugung haben. Da scheint die Energie-Partnerschaft, die am Rande des COP26-Klimagipfels angekündigt wurde, wie gerufen zu kommen: Deutschland, Großbritannien, die EU und die USA wollen Südafrika in den nächsten fünf Jahren bei seinem Kohle-Ausstieg und der Förderung klimafreundlicher Technologien unterstützen, einschließlich grünen Wasserstoffs.

Die beteiligten Länder haben 8,5 Milliarden US-Dollar zugesagt, überwiegend in der Form von Krediten. Deutschland will sich mit 700 Millionen Euro beteiligen. Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die Kooperation ein wichtiges „Pilotprojekt für viele afrikanische Länder". Südafrikas Präsident Ramaphosa sprach von einem „Wendepunkt“ und einem Beweis dafür, dass Südafrika „ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen“ ergreifen und gleichzeitig die „Energiesicherheit erhöhen“ könne. Seine Landsleute haben dafür nur ein müdes Lächeln: Sie sind Versprechungen leid, wollen Taten sehen, nach einer jahrelangen Energiekrise, zu deren Ursachen auch Korruption gehört. Der Ton der Zeitungskommentare ist eher skeptisch abwartend.

Seit 2007 wird in Südafrika regelmäßig der Strom gekappt

Denn in Südafrika ist es dunkel. Schüler und Schülerinnen werden gebeten, zu den Jahresabschlussexamen Laternen oder Taschenlampen mitzubringen. An vielen Kreuzungen herrscht Verkehrschaos, denn die Ampeln sind ausgefallen. Sicherheitsfirmen warnen angesichts unbeleuchteter Häuser vor mehr Einbrüchen. In den Kühlregalen kleiner Läden tauen die Produkte auf und verderben schneller. Produktionsketten und Förderbänder stehen still. Die Internet-Geschwindigkeit sackt ab, der Handyempfang wird schlechter.

All das gehört mittlerweile zum Alltag in Südafrika, es sind Symptome einer strukturellen Krankheit: Südafrika steckt in einer schweren Energiekrise. Mehrmals am Tag wird der Strom für mehrere Stunden gekappt. Das sogenannte Loadshedding ist ein Problem, das Südafrika schon seit 2007 begleitet und regelmäßig in den Alltag zurückkehrt. Es soll einen landesweiten Blackout verhindern, wenn das staatliche Stromnetz mal wieder überlastet ist, und es Probleme in den Kraftwerken gibt, die in überwältigender Zahl mit Kohle betriebenen werden.

Wer es sich leisten kann, hat sich zuhause und bei der Arbeit für stundenlange Stromausfälle gerüstet: Mit Generatoren, Back-Up-Batterien, Powerbanks, Solar auf dem Dach. Letzteres ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit eine gute Alternative, aber für das Umrüsten gibt es keine staatlichen Anreize, Privatpersonen und Unternehmen müssen diese Kosten allein stemmen, Subventionen Fehlanzeige.

Wer dieses Geld nicht auftreiben kann – und das sind bei einer Arbeitslosenquote in Südafrika von über 34 Prozent viele – lebt nach einer Art Stundenplan, den der staatliche Stromversorger Eskom vorgibt. Es gibt beim Loadshedding mehrere Stufen, von einem bis zu mehreren geplanten Stromausfällen am Tag. In jedem Viertel wird der Strom rotierend zu unterschiedlichen Uhrzeiten abgeschaltet. Arbeiten, Lernen, Waschen, Kochen, alles richtet sich nach diesem Stundenplan.

Das Solarpanel ist in eine Art Metallrahmen gespannt, so kann es gedreht und die Qualität von allen Seiten geprüft werden.
Qualitätsprüfung eines Solarpanels in Durban