Der historische Mauerweg um West-Berlin soll saniert werden – doch das wird dauern

Schon 2019 wurden Instandsetzungen beschlossen. Passiert ist bislang nichts. Der Reporter fragte nach beim Senat. Und bei Michael Cramer, „Vater“ des Mauerwegs, zum historischen Kontext.

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Der gelb behelmte Radfahrer fährt auf seinem Rennrad entlang eines Grünstreifens, hinter dem eine von der Grundfarbe blaue, aber quirlig bunt bemalte und besprühte Mauer aufragt.

Initiiert wurde der Mauerweg im Jahr 2001, als Mahnmal für ein geteiltes Deutschland und Europa. Seit etwa 2006 zählt die Route entlang der einst nahezu undurchdringlichen Grenzlinie zu Berlins beliebtesten Attraktionen. 2019 stand fest: Der Mauerweg wird „ertüchtigt und qualifiziert“, wie es im Politjargon heißt. Was das bedeutet, erklärt auf Nachfrage die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz:

Einige Abschnitte werden umgebaut oder saniert, damit sie für Menschen zu Fuß oder Rollstuhl sicher und barrierefrei sind.

Einst hieß es „Die Mauer muss weg“

Wie Michael Cramer betont, wollte ursprünglich, nach dem „Mauerfall“ 1989, kaum jemand eine rund 160 Kilometer lange DDR-historische Rad- und Wanderroute um West-Berlin. Cramer wurde als Politiker und in seiner Freizeit aktiv, um die Route ins Leben zu rufen, weswegen er heute als „Vater des Mauerwegs“ gilt.

Der RadelndeReporter traf den heute 72-Jährigen, der im Jahr des Mauerfalls 39-jährig ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählt wurde, an einem Mauerrest zwischen Kladow und Glienicke. 

Roos und Cramer (rechts) im Selfie, im Hintergrund ist der original Mauerrest mit den daran gelehnten Fahrrädern der beiden Interviewpartner zu sehen.
Michael Cramer, sozusagen Vater des Mauerwegs, mit dem Reporter am Mauerrest zwischen Kladow und Glienicke, nördlich von Potsdam.
Die beiden Männer halten mit jeweils einer Hand ihr Fahrrad fest und stehen auf dunklen Holzplanken eines Floßes. Im Hintergrund ist der Jungfernsee und der Herbstwald des Sacrower Nordufers zu sehen.
Michael Cramer und der Reporter kürzen den Mauerweg per Floß über den Jungfernsee ab, um nach Potsdam zu gelangen (mit freundl. Unterstützung der TMB Tourismus Marketing GmbH Brandenburg). Der reguläre Betrieb von Potsdamer-Wassertaxi.de beginnt erst wieder im Frühjahr.

RR: Woran hapert es heute am meisten entlang der Grenzroute ums ehemalige Westberlin?

Cramer: Die Unterquerung in Blankenfelde-Mahlow muss jetzt mit dem Neubau der Dresdener Bahn erfolgen. Das ist die letzte Lücke. Wenn nicht jetzt, dann nie. Oft fehlte ja die gemeinsame Verantwortung, weil die einzelnen Bezirke und Städte verantwortlich waren. Das soll sich durch die Grün Berlin ändern.

Grün Berlin ist eine vor 25 Jahren gegründete GmbH, die grüne Infrastrukturen und lebenswerte öffentlich Räume schaffen soll. In Sachen Mauerweg heißt es vonseiten der Senatsverwaltung:

Das landeseigene Unternehmen Grün Berlin ist im kontinuierlichen Austausch mit den Eigentümern, seien es Gemeinden, Landesgesellschaften oder Privatmenschen.
Links ein Kolonnenweg, umrandet von Gebüsch; rechts das Fahrrad, das an einem kaputten, illegal abgelagertem Holzmöbel lehnt.
Als der Reporter auf Deutschlandfahrt von Teltow aus in den Süden Berlins vordrang: Am Rande von Rudow glich der Mauerweg eher einer unwirtlichen Ödnis („Zwei Räder, ein Land“, das Deutschlandbuch des RadelndenReporters; ISBN 3749797579).
Das Fahrrad lehnt an einem Treppenabgang nördlich der Ehrenmal-Statue.
In den kommenden Jahren soll die gut 160 Kilometer lange Route entlang der früheren Grenze um den Westteil Berlins so ausgebaut werden, dass sie durchgehend auch für Rollstuhlfahrende nutzbar ist. Foto: Abstecher vom einstigen Grenzübergang Sonnenallee zum Treptower Park mit der 30 Meter hohen Statue des Sowjet-Ehrenmals (siehe „Zwei Räder, ein Land“, das Deutschlandbuch von Martin C Roos; ISBN 3749797579).
Eine Frau lichtet eine andere vor den Graffiti-überladenen Mauersegmenten der East Side Gallery ab.
Die Mauer, hier der längste am Stück erhaltene Abschnitt (heute die „East Side Gallery“), gehört zu den touristischen Highlights auf Europa-Ebene. Abzählen lässt sich das bei Lonely Planet, in dessen aktuellem „Top Ziele in Europa“ (546 Reiseführerseiten) volle vier Seiten der Berliner Mauer gelten – ebenso viele wie dem Kolosseum in Rom.