Zoo-logisch: Warum nur manche Spinnen für uns giftig sind und Asiatische Elefanten mehr Hirn haben

Tiere brauchen Schutz, guter Schutz braucht Wissen: Die Tier-Reporter berichten in ihren News über Unterschiede zwischen giftigen und ungiftigen Spinnen, den Gehirnen von Asiatischen und Afrikanischen Elefanten sowie einem Nationalpark mit und ohne Ochsenfrösche. Außerdem: Ein empfehlenswerter Newsletter und eine gelungene Ausstellung zu Tieren.

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Eine graubraune behaarte Spinne mit rötlichen Mundwerkzeugen. In der Mitte ihres Kopfes sind vier kleine schwarze Augen gut zu erkennen.

Zoo-logisch – die News-Rubrik der Tier-Reporter. Heute mit folgenden Themen:

Erforscht: Warum die Brasilianische Wanderspinne so gefährlich ist | Entdeckt: Hirnforschung bei Elefanten | Empfohlen: Newsletter-Tipp und spannende Ausstellung | Erfreulich: Wenn seltene Schildkröten zurückkehren

Erforscht: Warum die Brasilianische Wanderspinne so gefährlich ist

Immer wieder geistern achtbeinige Monster durch die Medien: etwa wenn ein Supermarkt wegen einer „Bananenspinne“ gesperrt wurde. Die Story verkauft sich gut, obwohl es Bananenspinnen als Gruppe nicht gibt und die meisten blinden Passagiere zwischen Tropenfrüchten harmlos sind. Mit einer Ausnahme: Ab und an taucht eine Brasilianische Wanderspinne auf, eine der giftigsten Spinnenarten überhaupt. Wie im Fachmagazin Biology Letters berichtet, hat ein Team der University of Galway nun entschlüsselt, warum manche Spinnenspezies sehr viel giftiger als andere sind.

Dafür untersuchten die drei Forscher die Gifte von gut siebzig Spinnenarten mit ganz unterschiedlichen Merkmalen und Lebensweisen. Die Analyse zeigte, dass die Ernährung besonders relevant ist, Spinnengifte also beutespezifisch sind. Arten, die hauptsächlich Insekten jagen, können etwa Fliegen und Grillen effektiv töten, haben aber wenig Wirkung bei Säugetieren. Die gigantischen Hausspinnen im Keller haben es nur auf wirbellose Beute abgesehen und können uns deshalb nichts anhaben.

Die aggressive Brasilianische Wanderspinne jagt aber auch kleine Säugetiere wie Mäuse. Der Biss von Phoneutria nigriventer – die „schwarzbäuchige Mörderin“ – ist also auch für uns gefährlich und kann in seltenen Fällen sogar zum Tod führen.

Hierzulande ist sie trotzdem kein echtes Problem, weil kaum Tropenfrüchte aus ihrer Heimat bei uns landen. Das Forscherteam sieht in ihrem Gift und in anderen Spinnengiften sogar viel Potenzial: für neuartige Medikamente und selektiv wirkende Insektizide, die Bestäubern nicht schaden.

Entdeckt: Hirnforschung bei Elefanten

Elefanten haben ein faszinierend gutes Gedächtnis, ein ausgeprägtes Sozialleben und einen guten Orientierungssinn. Außerdem sind sie groß. Insofern wundert es kaum, was Forschende der Humboldt-Universität und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, beide mit Sitz in Berlin, jetzt entdeckt haben: Elefantengehirne sind schwer – und ausbaufähig.

Während ihrer juvenilen Phase verdreifacht sich bei Elefanten die Masse des Gehirns. Das ist mehr als bei allen Primaten – mit Ausnahme des Menschen. Unser Gehirn wächst sogar um den Faktor fünf, aber wir lassen uns mit dem Erwachsenwerden auch etwas mehr Zeit als die Dickhäuter.

Der Kopf eines grauen Elefanten füllt das gesamte Bild. Rechts und links zwei kleine Augen, in der Mitte ein Rüssel.
Afrikanische Elefanten haben ein kleineres Groß-, aber ein größeres Kleinhirn als Asiatische Elefanten. Das fanden Forschende aus Berlin jetzt heraus.

Die Leiter der Studie, Michael Brecht und Thomas Hildebrandt, sehen hier durchaus Parallelen: „Die Erfahrung und das gesammelte Wissen von erwachsenen Elefanten, insbesondere Matriarchinnen, ist zentral für das Gruppenverhalten von Elefanten und die Jungtiere werden über eine lange Kindheits- und Jugendzeit sehr eng umsorgt“, sagen sie laut einer Pressemitteilung.

Erstaunlicherweise war über Elefantengehirne bislang nur wenig bekannt, denn es ist sehr aufwendig, sie systematisch zu untersuchen. Den Forschenden aus Berlin ist das nun bei 19 verstorbenen Tieren geglückt. Ihre Resultate veröffentlichten sie im Fachblatt PNAS Nexus.

Das Auge eines Elefanten blickt entspannt und sieht fast menschlich aus. Darumherum runzlige graue Haut.
Hier das Auge eines Asiatischen Elefanten. Dass sie besonders große Gehirne haben, könnte erklären, warum sie sich sehr viel leichter als Arbeitstiere halten lassen als Afrikanische Elefanten, vermuten Forschende aus Berlin.

Spannend ist der Vergleich zwischen Asiatischem und Afrikanischem Elefant. Beide Arten trennen Millionen von Jahren Evolution. Das sieht man auch an den Gehirnen: Obwohl ihr Körper kleiner ist, haben Asiatische Elefanten das größere Gehirn. Bei weiblichen Tieren wiegt es im Schnitt 5.300 Gramm gegenüber durchschnittlich 4.400 Gramm bei der Afrikanischen Elefantenkuh.

Hier könnte eine der Ursachen liegen, warum Asiatische Elefanten sich sehr viel leichter als Arbeitstiere halten lassen als ihre afrikanischen Verwandten, vermuten die Forschenden. Allerdings hat der Afrikanische Elefant das größere Kleinhirn, vielleicht weil sein Rüssel eine komplexere Motorik erfordert. Er hat zwei sogenannte Rüsselfinger – spezielle Strukturen, die beim Greifen und Tasten helfen. Asiatische Elefanten haben nur einen.

Empfohlen: Ins Hirn gebrannt

Heute wollen wir ausnahmsweise mal einen anderen Newsletter empfehlen – natürlich zusätzlich zu unserem. Er stammt von Caroline Ring. Sie ist passionierte Biologin, Journalistin und Buchautorin. Nebenbei macht sie auch Pressearbeit für die Sielmann-Stiftung.

In ihrem aktuellen Newsletter gibt sie unter anderem wertvolle Tipps zur Vogelbeobachtung. Einer zum Lernen von Vogelstimmen sei hier schon mal verraten: „Du suchst dir eine beliebige Vogelart aus und lädst dir deren Gesang aus dem Tierstimmenarchiv des Berliner Naturkundemuseums runter. Den stellst du dir als Weckmelodie [auf deinem Handy] ein und schon nach wenigen Wochen wird sich die Stimme dieses Vogels für immer in dein Hirn gebrannt haben.“ Hier der Link zur Anmeldung: https://sendfox.com/caroring

Empfohlen: Das Tier und wir

Ein Eisbär steckt in einer Sanduhr. Sein Boden ist der Sand, der mit der Zeit verrinnt. Gnadenlos auch das Kaninchen, das uns mit traurigen Augen anschaut – aus einem Mixer heraus, mit dem sich viele von uns tagtäglich ihre Smoothies zubereiten. Der Mixer heißt „Almighty 2000“ – Allmächtiger 2000. In Gedanken dürfen wir entscheiden: Würden wir auf den Knopf drücken? Wir hätten die Macht dazu.

Keine Frage: Diese Ausstellung will nachdenklich machen – über unseren Umgang mit Tieren, über die Diskriminierung mancher Arten und die Verhätschelung anderer. Warum ist unser Verhältnis zum Tier so ambivalent? „Das Tier und wir“ stellt sich dieser großen Frage ohne erhobenen Zeigefinger. Das lobt auch der NDR in einem kurzen Video. Noch bis zum 29. Juni ist die Ausstellung „Das Tier und wir – geliebt, gebraucht, getötet“ auf dem Museumsberg in Flensburg zu sehen.

Erfreulich: Wenn seltene Schildkröten zurückkehren

Am Nordamerikanischen Ochsenfrosch ist alles überdimensioniert. Er ist groß und kräftig, ausgesprochen fruchtbar und frisst alles, was ins Maul passt: von Schnecken über kleine Säugetiere bis zu Vogelküken und Reptilien. Kein Wunder, dass Rana catesbeiana weltweit als invasive Art gefürchtet ist. Wird der Frosch zurückgedrängt, können sich angestammte Spezies aber wieder erholen – wie jetzt im US-amerikanischen Nationalpark Yosemite.

Die Nordwestliche Sumpfschildkröte (Actinemys marmorata) ist eine von nur zwei heimischen Süßwasserschildkröten in Kalifornien, hat aber mehr als die Hälfte ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingebüßt. Ein Team der University of California, Davis, hat untersucht, ob und welche Rolle der invasive Ochsenfrosch dabei spielt.

Wie die Forschenden in Biological Conservation berichten, fanden sie an Ochsenfrosch-Standorten nur noch ältere Schildkröten – die wohl zu groß für Froschmäuler sind. Die Jungtiere dagegen waren zusammen mit Molchen, Schlangen, Vögeln und Nagetieren in den Froschmägen gelandet.

Das änderte sich jedoch, als die Ochsenfrösche gezielt von den untersuchten Teichen entfernt wurden, bis die invasive Art an diesen Stellen fast ausgerottet war. Ein Erfolg: Die Sumpfschildkröten kehrten zusammen mit anderen heimischen Arten zurück. Ein Allheilmittel ist dieser Ansatz nicht, aber wie die Forschenden betonen, könnte er in wichtigen Schutzgebieten sinnvoll sein, wo das Risiko einer erneuten Invasion durch die Ochsenfrösche gering ist und die Chance auf Erholung der Sumpfschildkröte groß.

Tiere brauchen Schutz, guter Schutz braucht Wissen.

So lautet das Motto der Tier-Reporter, einem Recherchekollektiv der RiffReporter.

Wie leben die anderen Tiere auf diesem Planeten? Was haben wir Menschen mit ihnen gemein? Können sie mit uns zusammenleben? Das fragen die erfahrenen Journalistïnnen des Teams, allesamt Expertïnnen für Zoologie in ihren Reports und Reportagen – und in diesen regelmäßig erscheinenden News.

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