Das Klima der Zukunft

Wie die Welt sich darauf vorbereitet

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
3 Minuten
Ein schwimmendes Bürogebäude im Hafen von Rotterdam

Die COP26 ist zu Ende. Der ganz große Wurf ist erwartungsgemäß ausgeblieben. Doch wie ist es um das Klima der Zukunft bestellt, unabhängig von den politischen Debatten? Nachdem wir letzten Monat einige Klimakämpfer vorgestellt haben schauen wir diesen Monat auf die zu erwartenden Folgen des Klimawandels in verschiedenen Teilen der Welt sowie auf Strategien, mit denen sich Städte, Regionen und Länder jetzt schon auf die Klimakrise vorbereiten. Weitere Texte und Links zum Thema finden Sie in unserem Weltreporter-Newsletter.

In Rotterdam steht – nein: schwimmt ein außergewöhnliches Bürogebäude, das größte schwimmende Büro der Welt. Dort wurde im September das Global Adaptation Center, das neue Weltzentrum für Klima-Adaptation eröffnet, das Weltreporterin Kerstin Schweighöfer besucht hat. Das Ziel des GAC: die großen wirtschaftlichen und ökologischen Schäden begrenzen, die der Klimawandel schon jetzt täglich anrichtet. Zum Beispiel durch die Entwicklung von Sturm-Frühwarnsystemen, das Züchten hitzeresistenter Pflanzen, den Bau von Deichen und Dämmen oder den Wiederaufbau von Mangrovenwäldern. Initiiert von der UNO und der niederländischen Regierung will das Zentrum eine multidisziplinäre Anlaufstelle sein – nicht nur für Klimaforscher und Wasserbauingenieure, sondern auch für Architekten, Städteplaner, Soziologen, Wirtschafts- und Finanzexperten, Unternehmer und NGOs.

Klimafreundliche Stadtplanung in Wien

Simon Tschannett und Matthias Ratheiser haben schon viel früher angefangen, über den Zusammenhang von Klima, Stadtplanung, Architektur und Soziologie nachzudenken. Nur dass die Gründer von „Weatherpark“ 2005 von kaum jemand verstanden wurden. Das hat sich geändert, wie Weltreporter Alexander Musik in Wien feststellen konnte: Windkomfort, urbane Aufenthaltsqualität und Vermeidung von Hitzeinseln in immer heißer werdenden Städten – das sind Stichworte, die Stadtplanern und Kommunalpolitikern heute bekannt sind. „Weatherpark“ berät mittlerweile Kunden überall in Österreich und Deutschland. Doch Tschannett und Ratheiser warnen: Fassadenbegrünung ist unter Umständen nur Fassade und auch das Pflanzen von Bäumen kein Allheilmittel für ein besseres Stadtklima.

In anderen Regionen können Bäume allerdings durchaus ein probates Mittel sein, um die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern. Im Sahel zum Beispiel, wo die „Große Grüne Mauer“ entstehen soll, ein fast 8000 Kilometer langes und 15 Kilometer breites Bollwerk: vom Senegal ganz im Westen bis nach Dschibuti im Osten. Das Megaprojekt soll 2030 abgeschlossen sein und helfen, Land fruchtbar zu machen sowie den Klimawandel zu bremsen. Wegen der hohen Kosten und langsamen Erfolge aber bleibt es umstritten. Bettina Rühl hat im westafrikanischen Niger Bäuerinnen und Bauern besucht. Statt neue Bäume zu pflanzen, nutzen diese noch vorhandene, unterirdische Wurzeln gerodeter Bäume, die wieder austreiben.

Ein Mann in einem gelben Stoffgewand harkt einen trockenen, rötlichen Wüstenboden
Der nigrische Bauer Mahamoud Kader Goni arbeitet nach der FMNR Methode

Bäume pflanzen: kein Allheilmittel, aber manchmal sinnvoll

In Indonesien will der niederländische Forstwissenschaftler Willie Smits, der als „Vater der Orang-Utans“ bekannt ist, neue Tropenwälder für seine Schützlinge schaffen – und dafür mithilfe von wirtschaftlichen Anreizen ausgerechnet die Unterstützung seiner früheren Gegner gewinnen. Anders, so meint er, werde kein Umdenken stattfinden. Nach anderen erfolgreichen Tierschutz- und Wiederaufforstungsprojekten arbeitet er nun auf einer halben Million Hektar zerstörter Waldflächen in Ostkalimantan, um nach einem von ihm selbst ausgeklügelten System Naturschutzgebiete aufzubauen, die zugleich das Klima retten und wirtschaftlichen Nutzen bringen sollen.

Und auch im Irak setzten Umweltschützer auf Wiederaufforstung, wie Weltreporterin Birgit Svensson berichtet. Im Zweistromland wird es immer heißer. Temperaturen über 50 Grad sind keine Seltenheit mehr. Das Land zählt mittlerweile zu den heißesten Ländern der Erde: Dürren nehmen zu, Wüsten breiten sich aus. Der Wasserstand von Euphrat und Tigris ist durch den extrem heißen Sommer inzwischen dramatisch gesunken. Forstwirt Muwafaq Mubareka sieht in der Aufforstung die einzige Hoffnung. Millionen von Bäumen sollen helfen, die Temperaturen nach unten zu drücken. Doch es muss schnell gehen, ansonsten vertrocknet der Irak.

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