Ein Hauch von Ascot in Maputo

Ein Besuch bei der ersten Hutmacherin von Mosambik

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
7 Minuten
Epifania Gove ist in ihre Arbeit vertieft, sie näht Blumen an einen rosafarbenen Hut, rechts im Bild ein blaues Modell

Mosambikanerinnen tragen gerne Hüte, sowohl am Strand als auch bei Hochzeiten sind sie ein beliebtes Accessoire. Trotzdem gab es im ganzen Land bis vor ein paar Jahren keine ausgebildete Hutmacherin – die schicken Kopfbedeckungen wurden importiert. Das hat sich mit Pionierin Epifania Stella Ernesto-Gove und ihrer Hutlinie ‚Pifa Gove Millinery‘ geändert – sie ist die erste und bislang einzige professionelle Hutmacherin Mosambiks. Gelernt hat die studierte Juristin das Handwerk in England und Australien.

In einen eleganten gelben Hosenanzug gekleidet und mit einem strahlenden Lächeln öffnet sie die Tür zu ihrem schicken Neubau in Maputo. In einem der Zimmer hat sie ihr Atelier eingerichtet: Auf einem Regal stehen ihre neuesten Hut-Kreationen, darunter sind feine Seidenstoffe und andere hochwertige Materialien sorgfältig gefaltet, verschiedene Hutformen und Holzköpfe angeordnet. An der Wand stapeln sich rosarote Hutschachteln, gegenüber hängen Fotos ihrer Hut-Models. Ein Hauch von Luxus liegt in der Luft und ganz klar, eine Leidenschaft für das alte Handwerk maßgefertigter Hüte.

Woher stammt diese Leidenschaft?

„Sie ist mir in die Wiege gelegt worden. Solange ich denken kann, haben mich Hüte fasziniert. Schon als kleines Mädchen habe ich mir zu Weihnachten von meinen Eltern einen Hut gewünscht – einen dieser breitkrempigen Strohhüte. Und ich wusste damals schon instinktiv, wie man ihn trägt. Es gibt ein Foto von mir und meinem Bruder, als ich sechs oder sieben Jahre alt war, und darauf trage ich einen Hut etwas schräg auf dem Kopf, in perfektem Winkel.“

Hatten Sie Vorbilder, gibt es in Mosambik so etwas wie eine Hut-Tradition?

„Nein, nicht wirklich. Meine Mutter habe ich während meiner Kindheit nur einmal mit Hut gesehen, bei der Erneuerung ihres Eheversprechens mit meinem Vater. Hüte sieht man hier an den Stränden überall, aber das sind massenproduzierte Hüte, die vor allem dem Sonnenschutz dienen. Ansonsten tragen Witwen oder Brautmütter Hüte, vor allem in gehobener Gesellschaft. Aber einen richtigen Trend, Hüte auch zu Hochzeiten zu tragen, gibt es erst seit ein paar Jahren. Und es gibt noch viel zu tun: Denn diese Hüte setzt man nicht einfach auf, sie werden nach der Vision der Hutmacherin gefertigt, je nach Modell eher nach rechts oder links getragen, in Einklang mit der Gesichtsform und dem Outfit. Das ist für viele noch neu, von einer Tradition kann man also nicht sprechen.“

An der Wand stehen Hutschachteln, in einem Regal Stoffe und andere Materialien für die Hüte
Das Atelier von Epifania Gove

Bislang wurden Hüte importiert. Wissen Ihre Landsleute denn überhaupt, dass es dieses Handwerk gibt, den Beruf des Hutmachers?

„Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass es in Mosambik eine Hutmacherin gibt. Teilweise werde ich sogar im Supermarkt angesprochen: ‚Sind Sie nicht die Hut-Lady?‘. Das freut mich natürlich sehr. Aber viele denken, ich würde diese Hüte nur verkaufen und sind erstaunt, wenn ich erzähle, dass ich sie komplett selbst herstelle. Dazu kommt, dass viele Leute diese Art von Kunst oder Kunsthandwerk als Hobby ansehen. Sie fragen, ob ich auch einen ‚richtigen Beruf‘ habe. Ich antworte dann, dass ich Anwältin bin und bei einer Investmentbank arbeite. Und obwohl ich diesen Job liebe, ist die Hutmacherei für mich mehr als ein Hobby: Es ist ein Beruf, eine Leidenschaft und auch ein Geschäft. Ich habe eine Vision, an der ich arbeite, ich möchte mein eigenes kleines Imperium aufbauen. Mein Weg soll andere Frauen ermutigen, auch ihre Träume zu verwirklichen.“

Die Hutmacherin hält einen Stoff seitlich an ihren Kopf, Material für einen neuen Hut
Epifania Gove bei der Arbeit
Die Hutmacherin steht vor dem Regal in ihrem Atelier und stellt eine neue Hut-Kreation darauf
Die Hutmacherin mit ihren Kreationen
Man sieht die Hände der Hutmacherin, die gerade den Stoff eines neuen kleinen knallorangenen Huts feststeckt
Reine Handarbeit mit ausgewählten Materialien
Ein körniges Schwarz-Weiss-Foto der Freiheitskämpferin steht neben dem Hut, der nach ihr benannt ist und in London ausgestellt wurde
Ein Hut als Hommage an Josina Machel