Haiti: Wie geht es dem Karibikstaat ein Jahr nach dem Mord am Präsidenten?

2021 ermordete ein Killerkommando Jovenel Moïse. Wir fassen in neun Fragen und Antworten zusammen, was die Ermittlungen erbrachten, wie es in Haiti weitergeht und warum es so schwer ist, die Armut zu überwinden.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
10 Minuten
Protesters damage a poster with the image of assassinated president Jovenel Moise during a demonstration against authorities' inaction against criminal gangs, in Port-au-Prince, Haiti, 30 March 2022. The mobilization, preceded yesterday by the largest demonstration in the country since the assassination of President Jovenel Moise, was called by numerous associations and political and civil society organizations to express their weariness with the inaction of the Government and of the police in the fight against the criminality of armed gangs, which control important neighborhoods in the capital. Photo: picture alliance/EPA/Johnson Sabin

1. Was ist heute bekannt über den Tathergang des Mordes an Jovenel Moïse?

Jovenel Moïse starb am 7. Juli 2021 im Alter von 53 Jahren in seiner Villa oberhalb von Petionville in der haitianischen Hauptstadt. Er hatte 12 Kugeln im Leib, seine beiden Kinder und seine Frau Martine überlebten das Attentat; Martine Moïse wurde in die USA ausgeflogen und notoperiert. Ihren Aussagen zufolge stürmte ein kolumbianisches Söldnerkommando die Residenz, eröffnete das Feuer und durchwühlte das Büro des Präsidenten.

Auf Amateurvideos ist zu sehen, wie die Söldner die Residenz betreten und dabei in ein Megafon brüllen, sie seien Repräsentanten der US-Antidrogenbehörde DEA. Weder die Leibwächter des Präsidenten leisteten Widerstand noch schritt die Polizei einer nahegelegenen Station ein. Es gibt Hinweise, dass sie bestochen wurden. 33 Polizisten sind deshalb inhaftiert. Die meisten Söldner wurden nach einer Menschenjagd in der Hauptstadt Port-au-Prince festgenommen, vier wurden beim Schusswechsel mit der Polizei erschossen. Die in Miami ansässige Agentur CTU Security, die die 26 Söldner angeworben hatte, machte am Tag nach dem Mord dicht. Der Anwalt behauptet, der Eigentümer der Firma habe nichts von einem Mordauftrag gewusst, sondern habe einem haitianischen Auftraggeber lediglich Leibwächter vermittelt.

Ein Mann im roten Hemd von hinten blickt in die Ferne über grüne Hügel bis zur blauen Karibik.
Ein Haitianer blickt über die Berge in der Nähe von Bainet im Süden Haitis.
Ein Mann zieht eine riesige Schubkarre voller Säcke mit Holzkohle vor einem rosa Holzhaus.
Ein MAnn transportiert Holzkohle in Mole-Saint-Nicolas.
Ein Baby schläft eingerollt in einer runden Plastikschüssel in einem Flüchtlingslager in Haiti.
Ein Kleinkind schläft zusammengerollt in einer Plastikschüssel in einem Flüchtlingslager nach dem Beben in Haiti 2010
Ein kleiner Junge mit einer grossen Aluschüssel voller Brot auf dem Kopf.
Ein junger Brotverkäufer in Port-au-Prince, Haiti.
Ein grünes windschiefes Holzhaus, auf dem Balkon kämmt sich eine Frau, dahinter Haitis Hauptstadt in Trümmern.
Eine Familie auf dem Balkon ihres Holzhauses in Fort National in Haitis Hauptstadt nach dem Beben 2010
Eine Frau im lila Shirt, ihr Gesicht verdeckt von einem grossen Strohhut, kniet umgeben von Säcken voller Holzkohle.
Eine Frau mit Strohhut verkauft Kohle auf dem Markt von Mare-Rouge in Haiti.
Ein rotgelb bemalter alter Schulbus, vollbesetzt und auf dem Dach beladen mit Säcken fährt durch die grünen Berge im Hinterland von Haiti.
Ein buntbemalter schwer beladener Kleinbus unterwegs zwischen Leogane und Jacmel in Haiti.
Ein Grossvater und seine Enkel, gruppiert um ein Bett vor einer kahlen Wand, säubern Reis.
Eine Familie in Mare-Rouge in Haiti beim Säubern des Reisvorrats.
Ein hagerer Haitianer bahnt sich seinen Weg durch Trümmer, im Hintergrund zerstörte Häuser in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince
Ein Mann läuft über ein Trümmerfeld nach dem Erdbeben in Haiti 2010.
Ein Fischer mit zwei Booten blickt auf die Karibik im Sonnenuntergang.
Blick auf die Bucht von Mole-Saint-Nicolas in Haiti
Ein streng blickender Lehrer in der ersten Reihe, dahinter in Holzbänken Kinder in türksiblauen Uniformen.
Eine haitianische Landschule in den Bergen von Bainet.
Ein junges Mädchen im Profil mit langen Zöpfen, die gerade geflochten werden.
Eine junge Haitianerin lässt sich Afro-Zöpfchen flechten.
Ein vollbesetzter bunter Kleinbus fährt durch Pfützen und Müllberge in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince
Ein bunter Kleinbus Tap-Tap im chaotischen Strassenverkehr von Port-au-Prince.