Die Hohburger Schweiz bei Leipzig: Beschauliche Wege und anspruchsvolle Kletterrouten

Die großen Alpen sind für die meisten weit weg und außerdem recht teuer. Aber es gibt mancherorts kleinen, stilechten Ersatz mitten in Deutschland. Wir stellen einige der urigen Felsformationen in einer vierteiligen Serie vor. Im zweiten Teil besuchen wir Nordsachsen.

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Eine Frau sitzt neben ihrem Rucksack auf einem von Felswänden umrahmtem Plateau und blick in die Tiefe auf einen grün umflorten Teich.

Von den über hundert „Schweizen“ Deutschlands bietet die in Nordsachsen „die wohl schönsten Kletterwege Mitteldeutschlands“. So stellt der Autor des wichtigsten Kletterführers fürs Drei-Flüsse-Gebiet zwischen Saale, Elster und Mulde die Region vor (siehe Infoteil). Denn rund um das Örtchen Hohburg sprengten Steinhauer seit dem 19. Jahrhundert Pflastersteine aus Rhyolit-reichen Hügeln – und hinterließen dabei teils schroffe Felskanten und gigantische Blöcke.

In vielen dieser Brüche regiert wieder die Natur. Wiesen alternieren mit Feuerstellen; Ende August steigt ein Bergfilm-Festival am Gaudlitzberg. Gleich nebenan bietet der Holzberg ein prächtig ausgearbeitetes Kletterareal.

Kletternde Menschen an einer schroffen, rotgelben Felswand.
„Rotgelbes Felsenland“: So heißt auch das Kletterkompendium, mit dem sich Könner auf viele der 120 Routen am spektakulären Holzberg vorbereiten – so das Kletterareal nach der Blockade durch die Eigentümerfirma wieder öffnet (siehe Abschnitt „Holzberg auf der Kippe“).
Grüner Wegweiser des Geoparks Nordsachsen mit den Aufschriften „Zinkenberg / Gaudlitzberg“.
Seit gut 25 Jahren ist der Steinbruch des Gaudlitzbergs als Kletterfelsen erschlossen. Von der oberen, durch Wanderwege zugänglichen Bruchkante bietet sich ein beeindruckender Blick übers Hohburger Land.
Eine vergleisweise riesige Libelle sitzt auf dem Bein des Reporters.
Der Hinterleib der männlichen Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum) misst oft zwischen 26 und 29 Millimetern. Damit gilt die Art als größte Heidelibelle in Deutschland.
Ein von dichtem Grün umrankter Teich vor einer abgestuften Felswand.
Kleine, artenreiche Tümpel und Teiche sind typisch für die aufgelassenen Steinbrüche der Hohburger Schweiz.
Übersichtskarte Deutschlands im Raum Göttingen bis München, auf der Teil 1 als „Drei Zinnen von Franken“ und Teil 2 als „Hohburger Schweiz“ verzeichnet sind.
Hohburg, östlich von Leipzig und nördlich von Wurzen gelegen, war namensgebend für eine eher unbekannte unter den rund hundert deutschen „Schweizen“.

Holzberg – ein beliebtes Klettergebiet steht „auf der Kippe“

Dürfen Kletterbegeisterte nicht mehr an den Holzberg zurück? Eine Baufirma will das Areal mit Erdaushub und Schutt verfüllen, also in eine Deponie verwandeln. Den Nutzungsvertrag mit der DAV-Sektion Leipzig kündigte die Firma bereits zum April 2022 – was mit einem Betretungsverbot des Geländes einherging. Zeitgleich starteten die Holzbergfreunde eine Petition an die Sächsische Staatsregierung, um – Zitat Petition – „den Schutz eines der artenreichsten Lebensräume Sachsens einzuleiten“. Mit-Initiator Olaf Rieck verweist auf ein Gutachten, demzufolge im Gebiet 10 Fledermausarten, 5 Amphibien- und 5 Reptilienarten, 47 Vogelarten und 21 Tagfalterarten heimisch sind.

Nach einem Jahr Laufzeit wurde die Petition Ende April 2023 um drei weitere Monate verlängert. 37.000 Menschen haben unterschrieben und setzen sich so für den Fortbestand des Holzbergs ein. DAV-Präsident Stierle überreichte bereits einen sogenannten Sicherstellungsantrag an Umweltminister Wolfram Günther. Beteiligen kann man sich an der Petition noch bis Ende Juli.

„Gemeinsam den Holzberg retten“ steht als Überschrift auf einem haushohen Plakat, das ein Kletterer an einer senkrechten Felswand anbringt.
„Valentinstag“: Im so getauften Klettersektor des Holzbergs installierte Lutz Zybell, Vorstand für Bergsport und Naturschutz im DAV-Landesverband Sachsen, 2022 ein Plakat gegen Sperrung und Zerstörung.

Auch ganz ohne Kletterambitionen gilt: Wem der Zugang zum malerischen, von Tümpeln und Buschwerk gesäumten Areal verwehrt bleibt, dem entgeht am Ende die womöglich wildeste Mixtur aus Natur- und Kultur-Landschaft zwischen Leipzig und Dresden.