Wonach entscheiden ÄrztInnen, wer auf der Intensivstation behandelt wird, wenn die Plätze knapp sind?

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Ein Coronavirus im Elektronenmikroskop

Wenn nicht mehr alle PatientInnen angemessen behandelt werden können, müssen in den Kliniken sehr schwere und belastende Entscheidungen getroffen werden. Wer darf auf die Intensivstation, für wen ist kein Platz mehr da? Diese Auswahl wird in Fachkreisen als „Triage“ bezeichnet. Sie ist eigentlich für Katastrophenszenarien vorgesehen, scheint aber auch in der Corona-Krise nicht ausgeschlossen.

Die Würde ist unantastbar

Um ÄrztInnen dafür eine Leitlinie an die Hand zu geben, haben sich im März und April mehrere medizinische Fachgesellschaften und auch der Deutsche Ethikrat geäußert. Beide Stellungnahmen empfehlen, vorrangig die PatientInnen zu behandeln, denen man gut helfen kann. Oder anders formuliert: Sie empfehlen, bei mangelndem Platz die aussichtslosen Fälle nicht mehr auf die Intensivstation aufzunehmen. Diese Fälle sollen anderweitig versorgt werden, wenn nötig mit Schmerzmitteln.

Das Alter soll hingegen keine Rolle spielen. Das ergibt sich aus dem Prinzip der Menschenwürde: Es verbietet, Menschen eine Behandlung zu verweigern, bloß weil sie ohnehin nicht mehr lange zu leben hätten. Selbst wenn ein Mensch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nur noch mit wenigen Lebensjahren rechnen kann, sind diese Lebensjahre nicht weniger wert als die eines anderen Menschen. Als Kriterium für die Patientenauswahl bleibt den Ärztinnen und Ärzten daher nur die Erfolgsaussicht der Behandlung.