Mehr Bluff als Blühstreifen?
Nicht alle Bemühungen für den Schutz der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft sind erfolgreich: Bunte Blumen können täuschen.
Ackerrandstreifen, Blühstreifen, Blühflächen, Bienenweiden, Buntbrachen, Schonstreifen, Lerchenfenster, Feldvogelinseln, Wildäcker, Waldrandstreifen, Pufferstreifen, Bejagungs- und Naturschneisen, Stilllegungsflächen, Greeningflächen, ökologische Vorrangflächen: Es wimmelt nur so von Namen für die Bemühungen von Politik, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Naturschutz darum, die Artenviefalt zu schützen.
Das Ziel ist klar: Dem von uns Menschen verursachten rasanten Artenschwund der jüngeren Vergangenheit Einhalt zu gebieten und möglichst sogar eine Umkehr dieser katastrophalen Entwicklung zu bewirken. Beim Klimawandel und beim Bienensterben, jüngst auch wieder beim Waldsterben wollen die wenigsten zurückstehen, zumindest mit guten Worten und Anregungen nicht. Ökologische Themen haben es dauerhaft in die höchsten politischen Gremien geschafft.
Auch an ersten Leistungsnachweisen fehlt es nicht. So verkündete im Mai dieses Jahres der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die deutschen Bauern hätten 2018 rund 117.057 Hektar Blühfläche – von insgesamt 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche – angebaut. Das entspreche einem fünf Meter breiten blühenden Band von 234.114 Kilometern Länge, das knapp sechs Mal um die Erde reiche.
Der Bauernpräsident beeilte sich auch anzukündigen, das sei noch lange nicht das Ende der blühenden Landwirtschaft. Da reibt man sich zunächst anerkennend die Augen bei so viel Einsatz für die Natur. Doch wer in diesem Sommer durch die Lande fuhr, hielt oft vergebens an den Ackerrändern nach sichtbaren Blühstreifen Ausschau. Ein, zwei oder drei Meter breite Streifen mit der blauen, ursprünglich aus Nordamerika stammenden Phacelie (Phacelia tanacetifolia), auch „Bienenfreund“ genannt, oder mit gelbbraunen Sonnenblumen, gelegentlich mit blauen Kornblumen oder rotem Klatschmohn, lassen Rückschlüsse auf die ökologischen Bemühungen der Feldbearbeiter zu. Sie sind oft so schmal und versteckt, dass selbst Insekten sie nicht finden. Und liegen sie parallel zum Straßenrand, werden diese noch leicht zu Opfern des Straßenverkehrs.
Weniger als fünf Meter Breite bringt kaum ökologischen Gewinn
Selbst wenn die einjährige Phacelie in einem zehn oder zwanzig Meter breiten Feld je nach Einsaattermin zwischen Mai und September ihren dichten leuchtend blauen Blütenteppich entfaltet, ist ihre Nahrung spendende Wirkung überwiegend auf Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge und Fliegen der verschiedenen wildlebenden Arten beschränkt. Der Imker freut sich für seine Bienenstöcke über ein nahes Feld mit Phacelie, die auch oft als Zwischenfrucht genutzt wird, denn sie spendet seinen Bienen reiche Honigtracht.
Vögel, kleine Säugetiere und viele andere Insekten bevorzugen aber von einer bunten Pflanzenmischung bewachsene Feldflächen. Zwischen 30 und 50 Wild- und Kulturpflanzen, die als Saatmischungen über den Handel erhältlich sind, sollen Blühflächen nach einer Faustregel enthalten. Dabei ist nicht jede bunte Blume eine gute Nahrungsquelle. Wichtig bei der Auswahl der Arten ist, dass sie für die Region geeignet sind. Manche der wenigen Länderagrarministerien, die Blühstreifen finanziell fördern, schreiben sogar vor, welche Arten ausgesät werden müssen. Der Fachhandel hat sich darauf eingestellt.
Von Bedeutung ist auch, dass die Pflanzen zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen, um über mehrere Monate, von April bis September, Nahrung und Deckung für Vögel, Insekten und Säugetiere bis zur Größe von Rehen zu bieten. Bodennahe Kräuter und Gräser sollen sich mit höheren Gewächsen, die auch als Sitzwarten dienen können, abwechseln. Je breiter und länger die Blühfläche ist, desto anziehender wirkt sie und desto besser ist sie als dauerhafter Aufenthaltsort für eine Vielfalt von Lebewesen geeignet.
Weniger als fünf Meter Breite bringt kaum oder keinen ökologischen Gewinn. Nicht zu vergessen sind zwischendrin bewuchsfreie Flächen, auf denen sich Tiere, etwa durchziehende und rastende Vögel, ausruhen und Reptilien Sonnenwärme tanken können. Von hier aus laufen bodenbrütende Vögel wie Feldlerchen und Ammern zu ihren Nestern. Für in Büschen, Sträuchern und Bäumen brütende Arten ist es vorteilhaft, wenn sich derartige Biotope in der Nähe von Blühflächen befinden. Zur Zeit der Jungenaufzucht beweist das ein reger Flugverkehr zwischen Nistplätzen und Nahrungshabitat.
Nsk &Ffoa;dua nuy &dngfw;Quanyscnpbhzucu&angfw;
Oupyt&sfoa;pyzhu Da&ffoa;piqascvucozklpfchuc, nzu uzcosa uzchuk&sfoa;m xuynuc fcn nscc dzk vf q&ffoa;cq Tspyu fcdusyduzmum dauzduc, ucmqsamuc xuzmsfk oupy Xzyefch sak uzct&sfoa;pyzhu Kssmuc. Iqascvuc, nzu sflp zo Xzcmuy kmupuc dauzduc, kzcn ozm zpyuc ruymywlecumuc Kmuchuac fcn Da&ffoa;muc xzlpmzhu Xzcmuygfsymzuyu q&ffoa;y Zckuemuc fcn dzumuc, xzu umxs nzu Kwccucdafou fcn nzu Nzkmua, Eauzcr&wfoa;huac vfnuo Cspyfch.
Sflp fcdusyduzmumu Xuhy&sfoa;cnuy fcn Quanescmuc, xucc kzu czlpm saavf klposa kzcn, e&wfoa;ccuc xzlpmzhu Auducky&sfoa;fou q&ffoa;y Zckuemuc fcn Eauzcmzuyu kuzc &cnskp; xucc ns czlpm nzu fck&sfoa;hazlpu &dngfw;Quanyscnpbhzucu&angfw; x&sfoa;yu. Czlpm vfaumvm Puykmuaauy fcn P&sfoa;cnauy rwc kwhucsccmuc Iqascvucklpfmvozmmuac xuyduc duz nuc Dsfuyc nsq&ffoa;y, kwhucsccmu Duhauzmqawys, fcmuy nuy kzlp osclpu huq&sfoa;pynumu Sym nuy Ywmuc Azkmu ruydzyhm, vfo Klpfmv zpyuy Quanqy&ffoa;lpmu wnuy zpyuy Uycmuosklpzcuc vf ruyczlpmuc. Xucc nsk czlpm ozm Lpuozu huklpzupm, ofalpuc wnuy klpauhuac rzuau Ascnxzymu zpyu Quanyszcu, Kmys&kvazh;ucdsfruyxsamfchuc fcn Huouzcnuc nzu Kmys&kvazh;ucy&sfoa;cnuy fcn Xskkuy- fcn Dwnucruyd&sfoa;cnu nzu Hysducy&sfoa;cnuy. Czlpm kuamuc xzyn nsk kwhsy rwc rzuauc nuy Csmfy ucmqyuonumuc Oucklpuc hfm hupuz&kvazh;uc, nzu uk &ffoa;duysaa &dngfw;wynucmazlp&angfw; psduc o&wfoa;lpmuc fcn q&ffoa;y nzu Xzaniqascvuc Fceysfm kzcn. Csmfy sduy zkm fcwynucmazlp. Fcn tu xzanuy nukmw yuzlppsamzhuy.
Viele Landwirte wären für mehr ökologisches Engagement zu gewinnen, wenn die Förderrichtlinien der Europäischen Union, des Bundeslandwirtschaftsministeriums und die recht unterschiedlichen Agrarumweltprogramme der einzelnen Bundesländer nicht so kompliziert und wechselhaft wären. Selbst gutwillige Beamte in den zuständigen Behörden schütteln ihre Köpfe über so viel Bürokratie, die den Naturschutz in und mit der Landwirtschaft schwierig oder oft unmöglich machen.
Längst wäre fällig, dass Naturschutzflächen mindestens genauso gefördert werden wie die Nahrungs- und Futtermittelporduktion mit zusätzlicher Unterstützung für den eventuellen Mehraufwand für Saatgut und Pflegemaßnahmen.
Zahlreiche Initiativen für eine Wende zum Besseren
Immer mehr Politiker und Institutionen erkennen inzwischen an, dass es nötig ist, in der Landwirtschaft umzusteuern, wenngleich das zuständige Bundesministerium noch blockiert. Umso mehr private und institutionelle Initiativen haben sich in den letzten Jahren gebildet, um Landwirtschaft mit Natur- und Artenschutz zu verknüpfen. So etwa hat die Universität Regensburg unter dem Titel „Artenreiche Landwirtschaft auf Kirchengrund„ eine 56seitige „Handreichung zur Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen auf kircheneigenem Land„ herausgegeben, immerhin gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Kirchen in Deutschland gehören zu den größten Landeigentümern, wenn sie nicht sogar die größten sind – hier kann Engagement sehr schnell große Wirkung entfalten.
Im auf zehn Jahre angelegten Dialog- und Demonstrations-Verbundprojekt F.R.A.N.Z. ( „Für Ressoucen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft“ ) entwickeln und erproben die Umweltstiftung Michael Otto und der Deutsche Bauernverband seit 2016 gemeinsam mit zehn landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieben und unter wissenschaftlicher Begleitung des Thünen-Instituts, der Georg-August-Universität Göttingen und des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) praxistaugliche und wirtschaftlich tragfähige Maßnahmen für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft.
Auch die „Greifswalder Agrarinitiative“, die seit 2013 auf Anregung der Michael Succow Stiftung für Naturschutz gegründet wurde, verfolgt gemeinsam mit Landwirten, die auf mehr als 10.000 Hektar wirtschaften, der Universität Greifswald und weiteren Partnern den Schutz der Biologischen Vielfalt, um daraus neue Ansätze zu gewinnen. Neben der Anlage von Blühflächen und der Erhaltung und Neuschaffung von artenreichem Wiesengrünland steht auch bei einer Reihe von anderen bundesweit verstreut agierenden Agrarumweltinitiativen die naturfreundlichere Landwirtschaft im Fokus.
Die Landwirte sollten für den Naturschutz entlohnt werden
So erprobt man zum Beispiel, ob man zur Energiegewinnung durch Agrargasanlagen Mais durch eine reichhaltige Mischung von Blühpflanzen ersetzen kann. Bei der Ernte überwiegen allerdings noch negative Effekte: Die Energieausbeute ist geringer, deshalb sollen die Pflanzenmischungen verbessert und mehr Beihilfen angeboten werden; und die Biodiversität verliert, wenn das Pflanzgut gemäht wird, weshalb man in ausreichendem Maß mindestens zehn Meter breite ungemähte Streifen in Abständen auf den Feldern stehen lassen sollte.
Die dadurch entstehenden Ertragsverluste müssten ebenfalls finanziell ausgeglichen werden. Nach den Vorstellungen von Naturschützern sollten mindestens zehn Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen verpflichtend dem Biotopschutz vorbehalten sein, gefördert im Rahmen der Agrarförderprogramme der Europäischen Union, des Bundes und der Länder. Noch ist die Politik weit von diesem Ziel entfernt.