Kaptölpel – So geht es den Verwandten der Basstölpel im südlichen Afrika

Industrielle Fischerei und Klimawandel beeinflussen die Fischvorkommen im Benguela-Strom vor der Küste des südlichen Afrikas – und damit auch das Schicksal der Kaptölpel.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
10 Minuten
Ein weiß-schwarzer Vogel mit gelbem Kopf und blauen Augenringen fliegt mit ausgebreiteten Flügeln über seine Artgenossen hinweg. Im Hintergrund eine Meeresbucht.

Sie sind die heimlichen Stars von Lambert’s Bay. Jedes Jahr von Juli bis April sammeln sich Kaptölpel auf einer kleinen Insel direkt im Hafen der kleinen Küstenstadt, um zu brüten. Ihre Brutkolonie ist eine Attraktion, die sogar Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland anlockt. Lambert’s Bay liegt an der Westküste von Südafrika. In der Brutsaison kommen auf jeden menschlichen Einwohner der Kleinstadt etwa vier Kaptölpel.

Wer die Vögel aus nächster Nähe erleben will, folgt den Schildern zum Hafen. Dort liegen vor allem kleine Fischerboote vor Anker. Doch die lässt man rechts liegen, denn die Insel ist zu Fuß erreichbar: Ein breiter Steindamm führt hinüber. Mit jedem Schritt darauf werden die Geräusche der Vögel lauter, bis einen schließlich ein Klangteppich aus Geschnatter und Gezeter umgibt.

Zu Besuch bei den Kaptölpeln an der Westküste

„Dieses Lärmen hört nie auf“, lacht Yves Chesselet. „Selbst nachts hört man immer noch einen Ruf hier, einen Ruf da.“ Wie das Logo auf seinem braunen Pullover verrät, arbeitet Chesselet für die Naturschutzbehörde Cape Nature und ist für das Wohlergehen der Kaptölpel auf Bird Island verantwortlich. In dieser Saison bevölkern rund 26.000 Vögel die Insel: Die meisten davon sind mit gerade mit dem Brüten beschäftigt.

Zehntausende Vögel sitzen auf dem Boden, im Hintergrund das Meer und weiße Wolken am blauen Himmel.
Auf Bird Island in Lambert's Bay brüten die Kaptölpel eng beieinander.

Wir betreten gemeinsam einen kleinen Aussichtsturm und gehen die Treppen zum ersten Stock hinauf. Dort bietet sich ein freier Blick auf ein Meer aus weiß-gelben Vogelleibern. Zwischen ihnen und dem Turm zieht sich ein leerer Streifen, den viele Vögel als Start- und Landebahn nutzen. Diese Kaptölpel-Brutkolonie ist die einzige weltweit, die für Besucherinnen und Besucher (gegen einen kleinen Eintritt) frei zugänglich ist.

Eine Menge weiß-schwarzer Vögel mit gelblichem Kopf stehen auf bräunlichem Untergrund. Im Vordergrund landet ein Vogel ungeschickt mit aufgespreizten Schwanzfedern. Ein Vogel ganz links hebt einen Fuß mit schwarzen Schwimmhäuten zwischen den Zehen.
So elegant Kaptölpel aussehen, wenn sie im Sturzflug ins Wasser tauchen –der Landeanflug ist nicht ihre Stärke. Am Vogel ganz links lassen sich gut die Füße erkennen, mit denen die Vögel beim Brüten ihr Ei warmhalten. Außerdem gut sichtbar: der Kehlstreifen, der deutlich länger ist als bei Basstölpeln.
Zwei Kaptölpel reiben ihre Brüste aneinander und recken dabei ihre Hälse gemeinsam zum Himmel.
„Da bin ich wieder!“ – Kaptölpelpaare sind sich in der Regel ein Leben lang treu.
Ein Mann im braunen Pulli mit Mütze und Sonnenbrille steht auf einem Weg, der zu einem zweistöckigen Gebäude führt, das als Felsen getarnt ist.
Auf Vogelinseln zuhause: Seit Ende der 1980-er Jahre kümmert sich Yves Chesselet um die Zählung und das Wohlergehen von Kaptölpeln und anderen Seevögeln. Vom Beobachtungsturm aus bietet sich ein Blick über die gesamte Brutkolonie.
Ein Kaptölpel sitzt auf dem Boden, der aus Muschel-Bruchstücken besteht. Darum herum stehen mehrere andere Vögel.
Muschelschalen auf dem Boden eignen sich vielleicht, um darauf Pause zu machen. Doch zum Nisten nutzen Kaptölpel ihren eigenen Kot. Daraus formen sie eine Mulde für ihr einzelnes Ei.
Eine Karte des südlichen Afrikas, an der Küste sind die Positionen der sechs Brutplätze der Kaptölpel markiert. Die Karte basiert auf Angaben aus der Veröffentlichung von Sherley et al. 2019 und wurde mit der Anwendung Datawrapper erstellt.
Noch in den 1950er Jahren gab es rund 260.000 Kaptölpel-Paare. Sie brüteten vor allem auf drei Inseln vor der namibischen Küste. Inzwischen sind es nur noch halb so viele Paare, und der Bestand hat sich zu 95 Prozent nach Südafrika verlagert. Der Brutbestand auf Possession steht kurz vor dem Erlöschen.
Auf den Felsen liegen dunkelbraune Robben. Im Vordergrund unscharf viele Kaptölpel, im Hintergrund das Meer.
Südafrikanische Seebären belegen einen Teil von Bird Island.
Panoramabild der Vogelkolonie auf Bird Island. Im Hintergrund sieht man einen Streifen mit dunkelgrauen Wolken, aus denen es regnet.
Ein Regenband zieht über dem Südatlantik vorüber.
Nahaufnahme eines Kaptölpels. Die schwarze Zeichnung im Gesicht und der hellblaue Ring um die Augen ist gut zu erkennen.
Männchen und Weibchen lassen sich selbst aus nächster Nähe nicht sicher unterscheiden.