Aufrecht vor zwölf Millionen Jahren

Der sensationelle Fund eines auf zwei Beinen laufenden Affen in Bayern könnte die Sicht auf die Urgeschichte der Menschheit verändern

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Auf einer Glasplatte haben Forscher das Skelett des aufrecht gehenden Menschenaffen Danuvius guggenmosi ausgebreitet. Nur ein Teil der Knochen ist erhalten, den Rest haben die Forscher rekonstruiert

Der aufrechte Gang gehört zu den grundlegenden Eigenschaften des Menschen und seiner engsten Verwandten. Eine Tübinger Forscherin entdeckte nun einen Affen, der vor zwölf Millionen Jahren auf dem Gebiet des heutigen Süddeutschlands lebte und sich auf zwei Beinen fortbewegen konnte. Es ist ein erstaunlicher Fund. Doch ist dieser Primat damit unser aller Vorfahr und begann die Menschwerdung in Europa – oder gibt es andere Erklärungen?

Das Bild zeigt den Menschenaffen „Udo“ als künstlerische Darstellung. Udo lebte vor zwölf Millionen Jahren in Europa und konnte sich aufrecht auf zwei Beinen fortbewegen. Sein lateinischer Name lautet Danuvius guggenmosi.
„Udo“, ein aufrecht gehender Menschenaffe, der vor zwölf Millionen Jahren lebte – so stellen sich die Forscher den in Bayern entdeckten Ur-Europäer Danuvius guggenmosi vor
Hier sind die 21 Knochenstücke zu sehen, die Forscher von dem Menschenaffen „Udo“ gefunden haben. Es handelt sich nur um den Bruchteil eines kompletten Skelettes und doch verraten die Fossilien den Wissenschaftlern, dass „Udo“ sowohl aufrecht gehen als auch gut klettern konnte.
Diese 21 Knochenstücke sind alles, was die Forscher von „Udo“ gefunden haben. Doch die spärlich wirkenden Fossilien verraten den Experten eine Menge über die Lebensweise des Ur-Primaten
Abgebildet sind die beiden gefundenen Brustwirbel von Danuvius – flache Knochen mit drei Spitzen an der Seite und einem Loch in der Mitte. Die Form der Wirbel zeigt den Paläoanthropologen, dass der Urzeit-Affe einen breiten Brustkorb besaß, und das wiederum ist ein Indiz für den aufrechten Gang. Denn Menschen haben einen breiteren Brustkorb als Affen.
An den Brustwirbeln können Paläoanthropologen erkennen, dass Danuvius einen breiten Brustkorb besaß, ähnlich wie Menschen. Es ist ein Indiz für den aufrechten Gang
Das Foto zeigt die Tübinger Professorin Madelaine Böhme. Sie hat das zwölf Millionen Jahre alte Skelett des vermutlich aufrecht laufenden Menschenaffen „Udo“ in einer Tongrube im Ostallgäu entdeckt. Nach Einschätzung von Böhme hat sich der aufrechte Gang in Europa entwickelt und nicht in Afrika, wie bislang angenommen.
Die Tübinger Professorin Madelaine Böhme hat das zwölf Millionen Jahre alte Skelett von „Udo“ entdeckt und vermutet, dass sich die aufrechte Fortbewegungsweise in Europa entwickelt hat
Das Foto zeigt die Beinknochen von „Udo“. Ihre Form weist Ähnlichkeiten zu denen des Menschen auf. Es ist ein weiterer Hinweis auf die aufrechte Körperhaltung des uralten Menschenaffen.
Auch die Form der Beinknochen von „Udo“, etwa des Schienbeins (der lange, dunkle Knochen im Foto), weist Ähnlichkeiten zum Menschen auf – ein weiterer Hinweis auf die aufrechte Körperhaltung
Das Foto zeigt eine Rekonstruktion des gesamten Schädels von Danuvius anhand der gefundenen fossilen Kieferbruchstücke und Zähne. Vor allem die Zähne weisen charakteristische Merkmale auf, die es den Paläoanthropologen ermöglichen, den Fund systematisch einzuordnen, als Art zu definieren und festzustellen mit wem er verwandt ist.
Anhand der fossilen Kieferbruchstücke und Zähne haben die Paläoanthropologen den Schädel von Danuvius rekonstruiert. Da Zähne charakteristische Merkmale aufweisen, sind sie besonders gut geeignet, um eine Art zu beschreiben und systematisch einzuordnen

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