Long-COVID-Reha: Was die Deutsche Rentenversicherung zu den Vorwürfen von Patientenverbänden sagt

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) steht bei Selbsthilfeorganisationen von Long-COVID- und ME/CFS-Erkrankten in der Kritik. Der schwerste Vorwurf: Sie zwinge Erkrankte zu Reha-Aufenthalten, in denen es zu folgenreichen Fehlbehandlungen kommt. Im RiffReporter-Interview äußert sich ein DRV-Sprecher dazu – und zum Nutzen der Rehabilitation.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
8 Minuten
Logo und Schriftzug der Deutschen Rentenversicherung Bund an einer Fassade.

Es ist Mitte November 2023, der zweite Long-COVID-Kongress des Universitätsklinikums Jena steht kurz bevor. Im Riffreporter-Interview hatte Kongresspräsident Martin Walter vorab „veränderte Abläufe“ bei der Deutschen Rentenversicherung gefordert. Der Grund: Reha-Kliniken stehen bei Patient:innenorganisationen seit langem in der Kritik. Sie können zwar einerseits unstrittig vielen Post-COVID-Patient:innen helfen – andererseits gibt es zahlreiche Fallberichte, nach denen ungeeignete Behandlungskonzepte zu teils erheblichen Verschlechterungen geführt hätten. Sie stammen vor allem von Menschen, die Multisystemerkrankung ME/CFS entwickelt haben, die auch als schwerste Form von Long-COVID gilt.

Auf dem Podium des Jenaer Kongresses wird die Ärztin Claudia Ellert, Vertreterin des Betroffenenverbands Long-COVID Deutschland, darauf hinweisen, dass Reha-Aufenthalte nicht immer ganz freiwillig seien: „Wir haben Kostenträger, die Betroffene in eine Reha zwingen, um eine sozialmedizinische Begutachtung zu bekommen.“ Mit anderen Worten: Um ihre sozialrechtlichen Ansprüche zu prüfen, würden Menschen in mitunter ungeeignete Behandlungen geschickt.

Meine erste Frage nach einem Interview zum Thema Long-COVID und Rehabilitation ignoriert die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), der größte deutsche Rentenversicherungsträger. „Vielen Dank für Ihr bestehendes Interesse“, schreibt eine Sprecherin per Mail zwar, um dann aber lediglich auf Informationen auf der Internetseite zu verweisen. Auch eine Rede sowie eine Präsentation von DRV-Direktorin Brigitte Gross habe man dort veröffentlicht. Auf die konkrete Anfrage, ein Gespräch mit der Reha-Chefin der DRV, Susanne Weinbrenner, geht die Sprecherin nicht ein.