Was der Artenvielfalt nutzt: Wald bleibt Wald und Savanne bleibt Savanne

Ungebremster Klimawandel lässt den Regenwald in Südamerika zu einer Region mit Gras und Büschen umkippen – und in Afrika könnte der Kampf gegen den Klimawandel aus offenen Landschaften Wälder machen, warnen zwei Forschungsteams

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Das Dronenbild zeigt Feuer, das in mehreren dünnen Linien um Büsche und die Stämme von Bäumen herum brennt.

Ein Zehntel bis knapp die Hälfte des Amazonas-Regenwaldes könnte schon bis 2050 derart unter Stress geraten, dass er sich in einen instabilen, niedrigeren Wald oder eine Savanne verwandelt. Ein internationales Team brasilianischer, europäischer und US-amerikanischer Forscher:innen hat für ihre Analyse in Nature zum ersten Mal das Zusammenwirken verschiedener Faktoren betrachtet, und zeichnet deswegen ein düstereres Bild als frühere Studien.

„Wenn wir weitere zehn Prozent des Amazonas-Regenwalds verlieren, könnten wir eine kritische Schwelle überschreiten“, warnt der Erstautor Bernardo Flores von der Universidade Federal de Santa Catarina in Florianopolis. Genau diese zehn Prozent des Lebensraums leiden gemäß der Studie seines Teams heute schon unter mindestens zwei Risikofaktoren. „Wir haben uns diese Komplexität angesehen und eine Kombination von Stressoren und Störungen identifiziert, die den Kipppunkt schneller als erwartet auslösen könnten.“

Flores‘ Untersuchung ist eine von zwei aktuellen Studien, die von der Menschheit ausgelöste Veränderungen in gewachsenen Ökosystemen beschreiben. Und beide Male geht es um Wälder und Savannen. Diese offene Landschaftsform ist in Afrika durch Aufforstungsprogramme bedroht (siehe zweiter Teil des Artikels), die weltweit im Spannungsfeld von dringender Notwendigkeit und überzogenen Erwartungen stehen. Während in Südamerika Klimawandel und Abholzung dem tropischen Regenwald zusetzen.


Es gibt so viel, dass wir noch nicht darüber wissen, wie sich diese äußerst vielfältigen Wälder von Störungen erholen.

Susan Trumbore

Zwei Elefantenkühe stehen nahe beieinander in einer Graslandschaft. Neben ihnen ragt ein hoher Baum auf, hinter ihnen sind Büsche zu sehen.
In Savannen-Landschaften wie hier im Etosha-Nationalpark in Nambia gehören Elefanten zu den Landschaftsarchitekten. Sie räumen gelegentlich auch mal Bäume aus dem Weg, wenn sie auf ihren Pfaden wachsen.

Wir müssen handeln, damit wir nicht in eine Situation geraten, in der wir die Savanne vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.

Catherine Parr und Kolleginnen