Die Wasser-Retter: Wie Menschen in Kenia dem Mau-Wald neues Leben einhauchen

Das Waldgebiet versorgt über den Mara-Fluss auch Tansania mit Wasser. Menschen wie Richard Langat arbeiten daran, dem lebenswichtigen Ökosystem seine alte Kraft zurückzugeben

12 Minuten
Paul Ronoh steht am Flussufer, im Mittelgrund sind zwei sitzende Zuhörer zu sehen. Paul Ronoh im Gestus des Erklären.

Im Südwesten Kenias haben sich Menschen in zahlreichen Umweltschutzverbändenzusammengeschlossen. Sie wollen nicht nur Kahlschlag im Mau-Wald verhindern, sondern arbeiten durch Pflanzprojekte auch an der Restaurierung des Waldes, damit es in Kenia und auch im Nachbarland Tansania ausreichend Trink- und Nutzwasser gibt.

Richard Langat ist damit beschäftigt, 16.000 Baum-Setzlinge zu wässern – mit zwei Gießkannen. Nachdem wir das Wasser zu Fuß aus dem Fluss geholt haben, brauchen wir drei Stunden, um alle Setzlinge zu gießen“, erzählt er. „Wir machen das zu fünft, morgens und abends. Jeder von uns holt bei jedem Gang an den Fluss zwanzig Liter. Jeder geht zehn Mal.“ Eine mühsame Aufgabe.

Langat ist Bauer, sein kleines Feld liegt in der Nähe des Mau-Waldes in Südwesten Kenias. In der Baumschule arbeitet der hagere Mann nebenbei und ehrenamtlich. Der Bauer, der sonst wenig spricht, ist Mitglied eines Verbandes von Waldanwohnern, den es seit rund 16 Jahren gibt, der „Nyangores Community Forest Association“.

Der Nyangores ist Teil des Mau-Waldes, der sich auf bis zu 3000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel erstreckt. Der Mau wird aus gutem Grund der „Wasserturm Kenias" genannt.

Zwölf Flüsse haben hier ihre Quelle, darunter der berühmte Mara-Fluss, der durch das kenianische Naturschutzgebiet Massai Mara und durch die tansanische Serengeti fließt. Für das Ökosystem und die Flussanrainer ist er überlebenswichtig. Aber aufgrund massiven Kahlschlags im Mau-Wald fällt immer weniger Regen, die Wasserpegel sinken. Der Mara, der früher immer ganzjährig Wasser führte, fiel im extremen Dürrejahr 2009 erstmals trocken.

Anderen ein Vorbild sein

Richard Langat und die übrigen Mitglieder des Nyangores-Verbandes wollen die Zerstörung des Mau-Waldes stoppen und Kahlschlagflächen wieder aufforsten. Sie hoffen, dass dadurch wieder mehr Regen fällt, und die Flüsse nicht mehr ganz so extrem durch weggespültes Erdreich verschlammen.

Während Langat gießt, räumen einige andere Männer und Frauen in der Baumschule auf. Gestern haben sie hunderte Setzlinge umgetopft, jetzt sammeln sie die leeren Töpfchen auf und fegen die Wege zwischen den Beeten. Richard Langat arbeitet konzentriert und voller Hingabe.

Ich möchte anderen in der Gegend ein Vorbild sein“, sagt er. Die Verbandsmitglieder kommen weniger mit Moral als mit wirtschaftlichen Anreizen, denn viele Anrainer treibt die nackte Armut dazu, illegal Bäume zu fällen: Einige brauchen mehr Anbauflächen für ihre wachsende Familien, andere wollen die Stämme als Feuer- oder Bauholz verkaufen.

Ein Blick auf den Amala, er ist rotbraun. Im Wasser spiegeln sich trotzdem die Wolken.
Weil aufgrund der Abhlolzung im Mau-Wald jeder Starkregen Erdreich in den Amala spült, ist er rotbraun.
Eine junge Frau in rotem Rock hockt zwischen Setzlingen in einer. Baumschule.
Deborah Cherono in der Baumschule des Verbandes des Nutzer des Amala-Flusses.
John Mutai im Sonnenlicht, im Hintergrund der Regenwald zu sehen.
John Mutai in einem intakten Teil des Mau-Waldes.
An einem bemoosten Baumstamm schlägt ein Trieb aus, er steht im vollen Sonnenlicht.
Ein Trieb im Mau-Wald, einem Bergregenwald.
Das Blätterwerk im Mau-Wald ist grün und dicht, weil es viel regnet.
Dichtes Grün im Mau-Wald in Kenia. Das Moos auf den Bäumen zeugt vom vielen Regen.
Eine junge Frau in der Hocke, vor sich einen Setzling. Er steht schon im Pflanzloch, sie drückt die Erde fest.
Loni Chepkori bei der Aufforstung im Chepalungu-Wald.
Entlang eines Seils pflanzen Männer und Frauen die Setzlinge in ein abgeerntetes Maisfeld.
Aufforstung des Chepalungu-Waldes, der zum Mau gehört.
Einige Männer beugen sich über feuchte Erde und halten eine rot-weiße Schale bereit.
Anwohner des Enkarengiitu, eines Mara-Zuflusses, prüfen die Wasserqualität durch so genannte Bio-Indikation.
Paul Ronoh steht in einer Anglerhose im Fluss, er hat einen Köcher dabei. In den guckt er und nimmt in Augenschein, was für Lebewesen er gefangen hat.
Paul Ronoh fängt Lebewesen vom Grund des Flusses.
Paul Ronoh in Anglerhose im Enkarengiitu, er deutet mit der ausgestreckten Hand auf eine Stelle etwas weiter entfernt.
Paul Ronoh beim Freiluft-Lehrgang zum Überprüfen der Wasserqualität.
Ein Mann, der halb von hinten zu sehen ist, rollt ein Poster auseinander, darauf sind schematische Zeichnungen zur Bestimmung der Lebewesen im Fluss.
Eine Schautafel zur Bestimmung der Flussbewohner.