Die Wiesenweihe braucht menschliche Hilfe

Der anmutige Vogel hat es in der modernen Agrarlandschaft schwer

von Carl-Albrecht von Treuenfels
11 Minuten
Man sieht eine Wiesenweihe am Gelege, das sich am Boden in einer Wiese befindet. Im Nest mehrere flauschige Jungvögel.

Mein erstes Portrait der Wiesenweihe aus dem Jahr 1978 liest sich aus heutiger Sicht fast wie ein Abgesang. 50 Exemplare gab es damals noch im ganzen Westen Deutschlands. Seither hat sich die Lage zum Glück etwas gebessert – aufgrund aktiver Schutzmaßnahmen. Als ich 2006 den zweiten Wiesenweihen-Artikel schrieb, war ich gerade als Beobachter von einer aufregenden Naturschutzaktion im bayerischen Teil Mainfrankens nach Frankfurt am Main zurückgekehrt. Manche der im Text genannten Namen und Daten sind nicht mehr aktuell, doch das Programm zum Schutz der selten gewordenen Greifvogelart gibt es seitdem bis heute in verstärktem Maß.

In Bayern ist der Schutz der Wiesenweihe zu einem wichtigen Projekt des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der Landesnaturschutzbehörden geworden. Auch in anderen Bundesländern, wie etwa in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, haben sich Arbeitsgemeinschaften zum Schutz der Wiesenweihen gebildet. Diese sind im Prinzip nach derselben Methode des Horst- und Biotopschutzes vor allem zur Brutzeit tätig. Nicht ohne Erfolg: Auf 470 bis 550 Paare beziffert der 2014 erschienene Atlas Deutscher Brutvogelarten den Bestand, der allerdings von Jahr zu Jahr schwankt. Dennoch ist davon auszugehen, dass auch 2017 wieder gut 500 Brutpaare in ganz Deutschland einen Versuch gestartet haben, erfolgreich vier bis fünf Eier in ihrem Bodennest auszubrüten und die daraus geschlüpften Jungen bis zum Ausfliegen aufzuziehen.

Das regional unterschiedlich starke Nahrungsangebot, vor allem die von Jahr zu Jahr schwankenden Bestandszahlen von Mäusen, spielt neben der Sicherheit der Brutplätze eine entscheidende Rolle. Dass der zweite Faktor sich weiter positiv entwickelt, dafür sorgen immer mehr engagierte Menschen. Auch die Menge der verfügbaren Nahrung – wie Mäuse und kleine Feldvögel – wird zu einem bedeutenden Anteil vom Menschen beeinflusst. Meistens aber in negativer Weise.

Eine Wiesenweihe rüttelt über einer Wiese, auf der Suche nach Nahrung.
Ein Terzel bei der Jagd: V-förmig gestellte Flügel und ein gaukelnder Flug sind für die Weihen typisch.

Gleitstoßgreifer unter dem Kreiselmäher (1978)Von Carl-Albrecht von Treuenfels

Die Wiesenweihe sitzt, wie sollte es anders sein, in einer Wiese.
Graziler Greifvogel: Wiesenweihen ernähren sich von Nagetieren und Kleinvögeln.

Schutzinseln im Getreidemeer (2006)Von Carl-Albrecht von Treuenfels

Die Naturschützer Claudia Pürkhauer und Edgar Hoh kümmern sich um ein Gelege von Wiesenweihen und versuchen, einen Jungvogel zu beringen.
Die Naturschützer Claudia Pürkhauer und Edgar Hoh im Jahr 2006 – Vereinbarungen mit Landwirten sind für den Wiesenweihenschutz essentiell.