Wie sich die Arbeitswelt durch Klimawandel und häufigeres Extremwetter verändert

#BetriebsKlima: Hitze und Trockenheit, Stürme oder Überschwemmungen machen manche Arbeitsplätze gefährlicher. Unternehmer, Belegschaften und Behörden müssen nach den passenden Maßnahmen suchen – Einleitung zur Serie

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
12 Minuten
Ein Bauarbeiter mit Schutzhelm, Sonnenbrille und Nackentuch trinkt Wasser in der Pause.

Die Folgen des Klimawandels sind immer deutlicher auch für und in Unternehmen zu spüren. Was heißt das für die Vorschriften zum Arbeitsschutz? Wie schafft man Jobs, die weder dem Klima noch der Gesundheit der Beschäftigten schaden? Und wie kann man dazu in der Firma konstruktiv kommunizieren? Diesen Fragen wird sich in den kommenden Wochen die Serie #BetriebsKlima widmen

Warum eigentlich sollte der Klimawandel ausgerechnet die Arbeitswelt verschonen? Diese Frage ist einerseits rhetorisch und trägt ihre Antwort schon in sich: Er wird es nicht. Wie in allen Bereichen des Lebens löst die Klimakrise auch in der Wirtschaft und an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten massive Veränderungen aus. Hitze und Extremwetter betreffen Menschen im Alltag genauso wie in ihren Jobs. Das zu ignorieren, gefährdet die Geschäftsmodelle und Aussichten der Unternehmen genauso wie die Gesundheit der Beschäftigten.

Andererseits erscheint es vielen in der Arbeitswelt so, als ginge die Erderhitzung die eigene Firma wenig an, wenn diese nicht gerade in der Energiewirtschaft tätig ist. Das ist in der Wirtschaft nicht anders als in vielen weiteren Bereichen der Gesellschaft. Generell herrscht oft Sprachlosigkeit oder zumindest Spracharmut und selbst auferlegte Zurückhaltung – das ist ein vermeintlich kontroverses Thema, lieber nicht dran rütteln. Vielfach fürchten Unternehmen auch, dass ihnen Skepsis und Misstrauen begegnen, sobald sie sich in Sachen Klimaanpassung engagieren und offen darüber sprechen. Und lassen daher lieber gleich die Finger davon.

In Umfragen zeigen sich jedoch auch reale Kommunikationsbarrieren und enttäuschte Erwartungen innerhalb der Betriebe: Chefinnen und Chefs machen sich oft mehr Gedanken, als beim Personal ankommt. Umgekehrt klagen viele Beschäftigte über die mangelnde Reaktion oder Sorge von Vorgesetzten.

Natürlich: Es gibt längst Vorbilder. Firmen, die ihre wirtschaftliche Tätigkeit auf immer klimafreundlichere und nachhaltigere Verfahren und Methoden umstellen und dabei auch das Verhalten und die Gesundheit ihrer Beschäftigten in den Blick nehmen. Da gehen die Solarmodule auf dem Fabrikdach einher mit dem Angebot, E-Bikes statt Dienstwagen zur Verfügung zu stellen. Da korrespondieren die Nachhaltigkeitsziele der Produktion mit dem vegetarischen Essen in der Kantine. Doch oft sind das große Unternehmen, die es sich leisten können, eigene Beauftragte für Nachhaltigkeit oder Klimaschutz-Mangerinnen zu beschäftigen. Und die sich schon wegen der geltenden CO2-Abgabe und der dafür benötigten Emissions-Zertifikate intensiv mit Klimafragen beschäftigen.

Doch gerade bei der überwiegenden Mehrzahl kleinerer Betriebe ist die Personaldecke oft dünn und das Budget auf Kante genäht: Wo soll das Geld denn herkommen? Wer soll die Arbeit denn machen? Es ist einfach zu erkennen, dass viele Unternehmen vor gewaltigen Investitionen stehen, wollen sie ihre Produktionsverfahren für eine irgendwann klimaneutrale Zukunft transformieren – und gleichzeitig ihre Leute vor den bereits unabwendbaren Folgen der Erderhitzung schützen.

Wie das gehen soll, wissen aber die Wenigsten, das zeigt die intensive Recherche für die kommenden Teile dieser Serie. Und viele fürchten, dass die jeweilige Konkurrenz auf die Investition verzichtet und deshalb billiger ist – vielleicht weil sie ihren Sitz in einem Land mit lascheren Vorgaben hat. Dass die Vorreiter letztlich bestraft werden. Oder dass mit Klimaanpassung zusätzliche Pflichten auf die Unternehmen zukommen, Stichwort Bürokratie. Viele Beteiligte auf allen Ebenen fühlen sich deswegen hilflos und wissen nicht genau, welche Handlungsoptionen und Lösungsansätze sie eigentlich haben. Und warum sie – so kommt es vielen vor – eigentlich damit allein gelassen werden. Die erste Aufgabe ist daher, die Akteure der Arbeitswelt für die oft schädlichen kommenden Entwicklungen zu sensibilisieren und ihren Blick auf mögliche Wege in eine bessere Zukunft zu lenken.

Unternehmen haben Verantwortung und Einfluss – und sie haben in der Öffentlichkeit häufig eine besondere Glaubwürdigkeit

Ein guter Anfang ist, sagen Fachleute, einfach mehr zu kommunizieren. Über Ursachen, Folgen und Lösungsansätze des Klimawandels. Wobei: „Einfach“ fühlt sich das oft gar nicht an. Die Kommunikation, der offene Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen, Gespräche über die Hierarchieebenen hinweg, zwischen den Gremien wie Betriebsrat und Vorstand, innerhalb von Verbänden oder Gewerkschaften sind auch dadurch eingeschränkt, dass das Thema Klimawandel als umstritten gilt, teilweise gar als ideologisch aufgeladen. Es soll dann möglichst nicht den Betriebsfrieden stören oder tarifpolitische Einigungen erschweren.

Diese Sprach- und Hilflosigkeit verschwindet nicht von selbst. Und es klingt absurd oder auch banal, bedeutet aber eine wichtige Einsicht: Kommunikation ist ein gutes Mittel gegen mangelnde Kommunikation. „Was kann ich allein schon machen“, fragte einst rhetorisch das Duo „Volle Halle“ in einem unterhaltsamen Bühnenprogramm zu den Krisen dieser Zeit. Die Antwort war: „Aufhören, allein zu sein.“ Der Stand der Wissenschaft besagt: Wer sich mit anderen austauscht und zusammenschließt, mögliche Verbündete gezielt anspricht, gemeinsam nach passenden Ansätzen sucht, lässt aus der Hilflosigkeit ein Gefühl von Selbstwirksamkeit wachsen, sowohl auf individueller wie auf kollektiver Ebene.

Denn es gibt längst Regeln und Initiativen, zeigt die Recherche, die Abläufe in Betrieben so zu verändern, dass Beschäftigte durch die Folgen des Klimawandels nicht in Gefahr geraten – weder durch Hitze oder Überschwemmungen, noch durch Arbeitsplatzverlust. Und längst existieren Vorbilder, die Anlass zur Hoffnung bieten und vor allem nachahmbare Lösungsansätze etabliert haben.

„Was kann ich allein schon machen“, lautet eine häufig gestellte Frage. Die Antwort: „Aufhören, allein zu sein.“

Volle Halle

Unternehmen und Betriebe aller Größenordnungen tragen Verantwortung dafür, einen Weg in eine klimaverträgliche Wirtschaftsweise zu finden, die nicht länger die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht. Das ergibt sich schon aus der deutschen Gesetzeslage und den internationalen Verpflichtungen des Landes wie dem Pariser Abkommen. Diese Verantwortung haben – in jeweils unterschiedlichem Ausmaß – alle Stakeholder jeder Firma, also Eigentümer, Management und Beschäftigte. Denn noch wächst mit der Zahl ihrer Beschäftigten und der Höhe ihres Umsatzes meist auch der Fußabdruck auf das Klima. Es wächst aber auch (und sogar überproportional) der Hebel für Veränderung, weil die Firmen damit nicht nur ihre eigenen Angestellten, sondern auch Abnehmer und Kundinnen erreichen und Beispiele setzen können.

„Die Firmen vor Ort haben oft eine größere Glaubwürdigkeit als die Politik oder die Wissenschaft, denn sie sind oft näher dran an den Menschen“, urteilte ein Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vor den Wahlen in den ostdeutschen Bundesländern 2024. Vordergründig ging es darin um die Wahlchancen der AfD, die neben der Demokratie auch die Wirtschaftsaussichten in den Regionen bedrohe. Aber die Analyse gilt unabhängig vom Politikfeld und unterstreicht die Rolle, die Unternehmen und Arbeitgeber auch in der Klimadebatte einnehmen können.

Das muss auch durchaus schnell gehen. „Wir leben in einem Jahrzehnt, das die Art, wie wir leben, für Jahrhunderte prägen wird“, sagt die Psychologin Lea Dohm von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Spätestens Ende der 2020er-Jahre muss schon laut Gesetz deutlich erkennbar werden, dass Deutschland und damit auch seine Wirtschaft auf dem Weg zu einer Klimaneutralität ist und diese bis 2045 erreichen kann. Und das vor dem Hintergrund zunehmender Kosten und eingeschränkter Wachstums-Aussichten durch den Klimawandel. Allein die Temperaturen zwischen Anfang Mai und Anfang August im Jahr 2023, als viele Teile der Erde unter einer Hitzewelle litten, haben die Welt 0,6 Prozentpunkte der globalen Wirtschaftsleistung gekostet, berechnete ein Analyseteam der Allianz-Gruppe. Dabei waren die Staaten sehr unterschiedlich anfällig: In Frankreich lag der Verlust bei 0,1 Prozent, in Spanien aber bei 1,0 und in China sogar bei 1,3 Prozent. Zahlen für Deutschland enthält die Studie nicht, aber als Exportwirtschaft bekommt das Land auch die Veränderungen anderswo deutlich zu spüren.

„Die Auswirkungen zeigen sich in allen Bereichen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Volkswirtin Jasmin Gröschl von der Allianz-Versicherungsgruppe. „Wie wir arbeiten, wie Güter transportiert werden, was produziert werden kann.“

Den Beschäftigten machen Hitze und Extremwetter Sorgen – aber auch psychische Belastungen durch den Klimawandel

Längst zeigen Umfragen, dass die Erderhitzung die Arbeitswelt in Deutschland erreicht hat – auch wenn es Führungskräfte womöglich stärker wahrnehmen als Beschäftigte ohne solche Verantwortung. So wollte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) im Jahr 2022 zum Beispiel wissen, ob sich der Klimawandel schon auf die Arbeitsplätze ausgewirkt hat. 32 Prozent der Chefinnen und Chefs bejahten die Aussage vollkommen oder überwiegend, aber nur 16 Prozent der Angestellten.

Balkengrafik; die meiste Zustimmung bekamen Hitze in Innenräumen (62,2 %), Hitze bei der Arbeit im Freien (49,3 %), Risiken für die psychische Gesundheit (44,0 %) und Unfallrisiken durch Extremwetter (42,2 %).
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat 2022 mehr als Tausend Beschäftigte befragt, wo sie die größten Risiken durch den Klimawandel am Arbeitsplatz sehen und wo gehandelt werden muss, damit weiterhin sicheres und gesundes Arbeiten möglich ist.

Ein ähnliches Muster zeigte sich bei der Frage, ob der jeweilige Betrieb sich schon mit den Folgen des Klimawandels für sicheres und gesundes Arbeiten auseinandergesetzt habe. 43 Prozent der Führungskräfte bejahten das, aber nur 24 Prozent der Beschäftigten. Das könnte heißen, das Management sieht die Probleme klarer, teilt sein Wissen aber nicht ausreichend mit der Belegschaft – es handelt weder entschieden genug noch so, dass es alle mitbekommen. Die Befragungsergebnisse der DGUV zeigen aber auch: In allen Gruppen sehen Mehrheiten noch keinen Einfluss der Klimakrise auf ihre Arbeitswelt.

Trotzdem können viele Beschäftigte deutlich die Risiken benennen, die der Klimawandel für ihre Arbeit bedeutet. In der DGUV-Umfrage belegten Hitze in Innenräumen und bei der Arbeit draußen die ersten beiden Plätze vor Risiken für die psychische Gesundheit. Insgesamt lesen sich die Antworten wie das Spektrum der Klimawandelfolgen, die unsere Artikelserie #BetriebsKlima in den kommenden Wochen jeweils als Ausgangspunkt ihrer Texte nimmt:

  • Teil 1 beschäftigt sich vor allem mit den Risiken durch Hitze und UV-Strahlung bei der Arbeit im Freien – auf dem Bau und in der Außengastronomie – aber auch in der Pflege, wo Fachkräfte bei Hitze trotz verminderter eigener Leistungsfähigkeit mehr Arbeit haben.
  • Teil 2 behandelt die Gefahren für Beschäftigte und Arbeitsplätze, die akute Extremwetterereignisse nach sich ziehen, etwa Stürme, Überflutungen oder Hochwasser. Menschen aus den Blaulichtberufen und der Logistikbranche werden hier zu Wort kommen.
  • In Teil 3 geht es um sich langsam aufbauende Folgen von Wetterextremen wie Dürre oder Niedrigwasser, die plötzlich bedrohlich werden, wenn Waldbrände aufflammen, Ernteerträge wegbrechen oder Transporte von Massengütern über Flüsse unterhalb kritischer Pegelmarken „von einem Tag auf den anderen“ unmöglich werden.
  • Teil 4 widmet sich den indirekten Folgen wie der Bedrohung durch neue Krankheitserreger, der zunehmenden Belastung von Beschäftigen, die neben dem Beruf noch für hilfsbedürftige Mitglieder ihrer Familien sorgen, sowie der gefährdeten mentalen Gesundheit.
  • Teil 5 fasst die Erkenntnisse der Recherche in der Form eines Ratgeber-Texts für Menschen zusammen, die in ihrer Firma den Klimaschutz voranbringen wollen.

Über alle Artikel hinweg soll es zudem um die Gedanken, Ideen und Initiativen der verschiedenen Akteure im Arbeitsleben gehen. Einige Dinge wurden schon vor Beginn der Recherche immer wieder von Expertinnen und Experten genannt. Die nötige „Sensibilisierung“ war hierbei ein häufig genanntes Stichwort: Viele Akteure in der Arbeitswelt müssten erkennen, dass die Klimakrise auch sie betrifft und herausfordert. Dass es oft nicht ausreiche, lediglich zu reagieren, sondern ein proaktives Gestalten nötig sei, auch wenn damit in der Gegenwart Kosten verbunden seien. Der Gedanke ist der Wirtschaft ja nicht fremd – man nennt es Investition.

Womöglich kommen dabei die nötigen Diskussionsprozesse innerhalb einzelner Betriebe schneller in Gang und sind offener als in und zwischen den Verbänden und Lobbygruppen der verschiedenen Akteure. Gewerkschaften beginnen, ein Recht auf Hitzefrei zu fordern, das auf irgendeinem Weg über Sozialleistungen finanziert werden müsste. Auf Arbeitgeberseite hingegen waren während der Recherche häufig Klagen über Bürokratie und Lohnnebenkosten zu hören und der dringende Wunsch, jedwede neue Regulatorik zu verhindern.

Daran könnte immerhin richtig sein, dass Zwang und Pflicht allein kaum ausreichen werden, die notwendigen Veränderungen zu bewirken – dafür braucht es auch Einsicht und intrinsische Motivation. Dennoch wird es im Verhältnis Unternehmen-Politik auch eine Art Paradigmenwechsel brauchen: Vorschriften etwa für den Arbeitsschutz sollten in Zukunft auch auf der Basis von wissenschaftlichen Erwartungen geändert und beschlossen werden, und nicht mehr wie bisher nur auf der Basis von Erfahrungen mit belegten Vorkommnissen.

Diese Umstellung könnte eine neue, intensive Debatte über die Evidenz und Beweiskraft der Erkenntnisse zum Klimawandel und seinen künftigen Folgen auslösen. Es dürfte zwar nicht mehr um Fragen gehen wie „Findet der Klimawandel statt oder nicht?“ – dazu sind die Veränderungen längst zu offensichtlich. Aber Zweifel über den eigenen Beitrag zum und die Betroffenheit durch die Klimakrise zu verbreiten, ist ein etabliertes Mittel, das Umsetzen von Veränderungen hinauszuzögern.

In der Vergangenheit ging das einher mit einer Flut von Desinformation, wenn etwa die Verantwortung für die Klimakrise und den Umbau des Energiesystems diskutiert wurde. Es lässt sich schon beobachten, dass Fehlinformation und irreführende Argumente wieder aufleben, und anders als in früheren Jahrzehnten sind dafür nicht nur diejenigen verantwortlich, die zum Beispiel weiterhin vom Handel mit fossilen Brennstoffen profitieren wollen. Die sogenannten Verzögerungsdiskurse („Discourses of Delay“) sind weit verbreitet, und sie werden nicht nur von Klimaschutz-Gegnern benutzt, sondern auch von Menschen, denen die nötige Transformation unbequem erscheint oder zu schnell geht.

Anders als in früheren Jahrzehnten betreffen die bevorstehenden Umstellungen alle Beteiligten viel direkter und persönlicher: Es geht um Arbeitsalltag, gesellschaftlichen Status und Identität – und nicht zuletzt ums Geldverdienen. Da gibt es jede Menge Motivation, lieber das zu glauben, was einem persönlich in den Kram passt. Und nicht unbedingt das, was gut belegt ist, wenn die Schule oder andere Bildungseinrichtungen einen überhaupt in die Lage versetzt haben, den Unterschied zu suchen und zu erkennen. Im Effekt ziehen viele die bequeme Lüge oder Ausrede – meist in Gestalt des Nicht-wissen-Wollens – der unbequemen Wahrheit vor. Egal ob man Angestellte ist oder Angestellte hat.

Auf der Suche nach den gesunden Jobs von morgen – Unternehmensleitungen und Angestellte gemeinsam

Eine solche Atmosphäre kann einschüchtern. Angriffe und Vorwürfe richten sich dann womöglich am stärksten gegen die Überbringer der Nachrichten, zeigen Interviews mit Betroffenen. Mit oft harsch formulierten Widerständen umzugehen, und Evidenz dabei gut zu kommunizieren, braucht dezidierte Hilfestellung: zum Beispiel auch für Personalabteilungen und Betriebsräte, Sicherheitsbeauftragte und Betriebsärztinnen. Bisher dürften viele in der Arbeitswelt eher Probleme damit haben, die Meldungen über den Klimawandel überhaupt auf die eigene Firma zu beziehen. Das Wissen, vor allem das Handlungswissen, könnte deutlich ausgeprägter sein und muss noch wachsen. Umso wichtiger ist es, stets zu betonen, dass die nötigen Veränderungen eben nicht aus einer Ideologie erwachsen oder parteipolitischem Kalkül entspringen, nicht grün oder links oder moralinsauer sind.

Wo eine Firma nur mit fossiler Energie konkurrenzfähig ist oder die Geschäftsführung nicht rechtzeitig umsteuert, steht nicht nur das Klima auf dem Spiel, sondern auch die Zukunftssicherheit der Jobs.

Stattdessen stehen alle Beteiligten vor der gemeinsamen Aufgabe, die gesunden und profitablen Jobs von morgen zu identifizieren: Arbeitsplätze, auf denen Beschäftigte bestmöglich vor Extremwetterereignissen geschützt sind und gleichzeitig nicht um ihre berufliche Existenz fürchten müssen. Denn wo eine Firma nur mit fossiler Energie konkurrenzfähig ist oder die Geschäftsführung nicht rechtzeitig umsteuert, steht nicht nur das Klima auf dem Spiel, sondern auch die Zukunftssicherheit der Jobs.

Zudem sollen die Beschäftigungsverhältnisse in Zukunft auch genügend Sicherheit bieten, einen mit dem Klimawandel schwieriger werdenden Alltag und womöglich komplexere Gefechte von Verantwortung im Umfeld der Familie zu bewältigen. Alle, die Angehörige pflegen, stehen zum Beispiel durch zunehmende Hitze vor neuen Herausforderungen. Und für Schulkinder dürfte es öfter hitzefrei geben, so dass auch hier die Betreuungsanforderungen womöglich wachsen.

„Wichtig ist, nicht nur auf den Risiken rumzureiten, sondern positive Visionen zu schaffen“

Das alles setzt eine größere Resilienz, also Widerstandskraft der Betriebe und ihrer Belegschaften voraus, als heute oft vorhanden ist. Das Abreißen globaler Lieferketten während der Corona-Pandemie hat bereits ein Schlaglicht auf Anfälligkeiten und Abhängigkeiten geworfen. Ähnliche Krisen können in Zukunft von langsamen oder schlagartigen Veränderungen bei Klima und Wetter ausgelöst werden. Die Resilienz zu stärken, muss zu einer beherzt angegangenen Transformation der Wirtschaft und damit der Arbeitswelt beitragen: Wo auch immer heute mit Energie oder Produktionsmitteln aus fossilen Rohstoffen gearbeitet wird, braucht es andere Prozesse unter Einsatz klimaneutraler Energieträger wie Ökostrom oder grünem Wasserstoff.

Eines ist jetzt schon klar: Wenn sich am bisherigen Umgang mit dem Klimawandel in der Arbeitswelt nichts ändert, dann ist ein sicheres und gesundes Arbeiten in Zukunft immer weniger möglich. „Der Klimawandel hat schon heute massive Auswirkungen auf die Gesundheit und Sicherheit von Menschen an ihren Arbeitsplätzen“, sagt Maike Voss, ehemalige geschäftsführende Direktorin des Berliner Thinktanks Centre for Planetary Health Policy. „Wir brauchen also breite Konzepte, damit die 42 Millionen Menschen, die in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt sind, auch in Zeiten der Klimakrise gesund und sicher arbeiten können. (…) Wichtig ist auch, nicht nur auf den Risiken rumzureiten, sondern positive Visionen zu schaffen: Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir leben in unserer nahen Umgebung und in naher Zukunft? Und wie kommen wir da hin?“

Zu all diesen Fragen möchte diese Artikel-Serie einen Beitrag leisten.

Hinweis: Die Artikelserie ist zunächst bei Klimafakten erschienen im Rahmen einer Projektkooperation mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), koordiniert vom Centre for Planetary Health Policy (CPHP). Das Projekt „Arbeit Sicher und Gesund“ wurde dabei vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert. Diese Artikel wurden unter redaktioneller Unabhängigkeit recherchiert und verfasst. Die inhaltliche Verantwortung trug allein Klimafakten. Der Text spiegelt die Haltung des Autors wider.

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