Gesundheitsentscheidungen sind anstrengend
Was sie so schwer macht und wie sie ein bisschen leichter werden – gerade in der Corona-Zeit

Eigene gute Gesundheitsentscheidungen treffen – das klingt in der Theorie ganz einfach. Ist es im Alltag aber trotzdem nicht. Was kann dann helfen, gelassener damit umzugehen und hinterher mit der Entscheidung zufrieden zu sein?
Die Corona-Zeit ist anstrengend – organisatorisch und emotional. Bei vielem, was vorher einfach ein normaler Teil des Alltags war, muss ich auf einmal viele kleinere oder größere Entscheidungen treffen und dabei Bedürfnisse und Infektionsschutz abwägen:
- Ist es zu verantworten, eine Freundin zu treffen, der es emotional schlecht geht, und drinnen einen Tee zu trinken, weil es zum Spazierengehen zu ungemütlich ist?
- Soll ich jetzt einen Zahnarzt-Termin für die jährliche Kontrolle vereinbaren – oder das doch lieber auf das Frühjahr verschieben?
- Erlaube ich dem Kind, eine Freundin nach Hause einzuladen, die es sowieso in der Schule jeden Tag sieht?
Solche Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Das liegt zum einen daran, dass an vielen Entscheidungen auch Gefühle, Wünsche, Wertvorstellungen hängen. Ich muss mir bewusst machen, was mir gerade oder grundsätzlich wichtig ist im Leben. Und mich außerdem fragen, ob ich morgen noch zufrieden mit dem sein kann, was ich heute entschieden habe. Ob ich zufrieden bin, hängt außerdem noch davon ab, was sonst noch passiert und wie sich das auf meinen emotionalen Zustand auswirkt – sei es der Corona-Fall in der Parallelklasse des Kindes oder die große Demonstration gegen die Kontaktbeschränkungen, über die die Fernsehnachrichten berichten.
Zum anderen sind die Entscheidungen aber auch objektiv nicht leicht. Dinge und Situationen verändern sich schnell, Vorhersagen sind schwierig. Außerdem ist die Lage komplex und lässt sich nicht eindeutig bewerten [1]. Das macht Entscheidungen für mich doppelt anstrengend, weil diese Schwierigkeiten starke (negative) Gefühle nochmal verstärken können.
Das ist übrigens nicht nur bei Corona so, sondern geht mir manchmal auch bei anderen Gesundheitsentscheidungen ähnlich. Wie kommt man aus dieser Zwickmühle raus? Einfach irgendwie entscheiden – Hauptsache, es dauert nicht so lange und kostet nicht so viel Mühe?
Mit Faustregeln, also verkürzten und schnellen Entscheidungsprozessen (Heuristiken), bin ich meistens nicht richtig zufrieden. Sie sind zwar nicht so anstrengend, haben aber oft ein entscheidendes Problem: Bei diesen Faustregeln können sich schnell Verzerrungen einschleichen. Psycholog:innen bezeichnen das auch als „kognitiven Bias“ [2].
Wie dich solche Faustregeln in die Irre führen können, etwa wenn du dir einen Überblick zum Nutzen von Behandlungen verschaffen willst, haben wir bereits in einem anderen Artikel beschrieben.
Das scheint mir also auch nicht der beste Weg zu sein, um zu Entscheidungen zu kommen, mit denen ich dann tatsächlich zufrieden bin. Aber was hilft sonst?
Das habe ich mir mal für die einzelnen Aspekte genauer angesehen, die gute Entscheidungen so schwierig machen. Es ist eine etwas längere Spurensuche geworden. Vielleicht hast du Lust, mit auf die Reise zu kommen? Das würde mich freuen. Wenn das dir zu lange dauert, kannst du aber auch gerne einfach zum Abschnitt „Was tun?“ springen.
1. Alles verändert sich – dauernd
Es nervt mich total: Was ich gestern noch dachte verstanden zu haben, ist heute schon wieder überholt – und dieses Wissen hält wiederum nicht bis zur nächsten Woche. Welchen Stellenwert haben die selbstgemachten Masken? Welche Rolle spielen Schmierinfektionen, Tröpfchen, Aerosole?
Bei diesen und noch vielen anderen Fragen haben sich die Erkenntnisse in den letzten Monaten schnell verändert. Eigentlich weiß ich ja: Das ist ein Wesensmerkmal von Wissenschaft und eigentlich ein Qualitätskriterium – es strengt mich trotzdem an. Besonders dann, wenn ich eigentlich den Anspruch an mich selbst habe, mich in manchen Fragen einigermaßen auf dem neuesten Stand zu halten. Je nach Tagesform frustriert mich das enorm.
Da ahne ich, wie es anderen Menschen gehen muss, die sich zum Beispiel mit einer chronischen Erkrankung viel öfter mit diesem Phänomen auseinander setzen müssen. Etwa wenn neue Studien auf einmal zeigen, dass das bisherige Medikament doch nicht die beste Option ist, als die es vorher galt. Oder auf einmal seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen bekannt werden und es ratsam erscheint, die Behandlung zu verändern. Oder wenn ein neuer Befund auf einmal die bisherigen Lebensgewohnheiten auf den Kopf stellt.
Theoretisch sagt es sich dann leicht: Man muss eben flexibel sein, Einsichten und Verhalten ständig anpassen, so dass sie gut zum derzeitigen Kenntnisstand passen. Wenn ich das dann aber tatsächlich tun muss, merke ich, wie schwierig das im Einzelfall sein kann. Gerade, wenn es um eine Frage geht, bei der viel auf dem Spiel steht.
Seit Corona kann ich noch ein bisschen besser nachvollziehen, warum bestimmte Faustregeln dann nahe liegen:
- Ich vertraue am ehesten den Informationen, die ich als erstes gehört habe. Oder:
- Ich vertraue am ehesten den Informationen, die ich zuletzt gehört habe. Oder:
- Ich vertraue am ehesten den Informationen, die am ehesten meinen vorherigen Überzeugungen entsprechen und die mich am wenigsten dazu drängen, meine Gewohnheiten zu ändern.
Diese Faustregeln nehmen erstmal Druck raus: Auf dem neuesten Stand sein zu müssen, verschiedene Erkenntnisse integrieren zu müssen, handeln zu müssen. Aber führen sie tatsächlich dazu, dass ich eine gute Entscheidung treffe, mit der ich hinterher zufrieden bin?
Ich befürchte: Nein. Das ist zumindest meine Erfahrung mit medizinischen Erkenntnissen und Gesundheitsinformationen. Das erste Pharmakologie-Lehrbuch, das ich mir vor inzwischen 25 Jahren gekauft habe, taugt inzwischen fast nur noch als Monitor-Erhöhung. Aber umgekehrt habe ich inzwischen auch schon zu viele Hypes kommen und gehen sehen, um tatsächlich glauben zu können, die neueste Behandlung, die seit Kurzem verfügbar ist, würde wirklich alle Gesundheitsprobleme lösen. Die Geschichten von Aufstieg und Fall von Hydroxychloroquin, Remdesivir und anderen Corona-Medikamenten bestätigen das. Und leider weiß ich auch, dass es meinen Nackenverspannungen sehr zuträglich wäre, jetzt spazieren zu gehen oder Gymnastik zu machen, statt diesen Artikel fertig zu schreiben (Theorie und Praxis und so …).
Aber vielleicht lassen sich die Faustregeln ein bisschen anpassen? Ich habe gemerkt, dass mir das bei Gesundheitsentscheidungen hilft:
- Ruhe bewahren: Wenn es nicht gerade um Corona geht, ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass sich gesicherte medizinische Erkenntnisse im Tages- oder Wochentakt verändern. Und nicht jede neue Erkenntnis zwingt zu einer Verhaltensanpassung. Manchmal schon, aber nicht immer.
- Überblick verschaffen: Wenn eine neue Studie zu einem anderen Ergebnis kommt als frühere Untersuchungen, macht das manchmal den Eindruck, als hätte sich alles geändert. Das ist aber oft nicht der Fall. Denn jede neue Studie trägt erstmal nur ein Puzzle-Teilchen bei. Das ist das Prinzip hinter systematischen Übersichtsarbeiten, auf die sich gute Gesundheitsinformationen wann immer möglich beziehen. Auch für Corona gibt es Initiativen, solche systematischen Übersichtsarbeiten zu erstellen [3].
- Aktualität berücksichtigen: Ich rechne damit, dass es bei medizinischen Erkenntnissen Veränderungen gibt, aber mache keinen Fetisch daraus. Bei Gesundheitsinformationen schaue ich deshalb genauer hin, wie alt sie eigentlich ist. Viele Anbieter von verlässlichen Gesundheitsinformationen aktualisieren ihre Beiträge im Rhythmus von zwei bis drei Jahren. Klar: Bei Corona ist das nicht ausreichend. Ich habe inzwischen aber auch verstanden, dass es mir für die wesentlichen Fragen nicht hilft, täglich mehrere Stunden zu googlen, um ja keine relevante Studie zu verpassen. Aber vermutlich gibt es in dieser Ausnahmesituation sowieso kein Patentrezept.
2. Nichts ist sicher – niemals
Was passiert, wenn ich dieses oder jenes mache? „Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – wer auch immer dieses Bonmot geprägt hat, beschreibt damit eine Erfahrung, die gerade in Corona-Zeiten an der Tagesordnung ist. Denn trotz einer Menge Erkenntnisse, die wir seit Beginn der Pandemie gewonnen haben, lassen sich die Größenordnungen vieler Maßnahmen nicht richtig einschätzen. Und das wirkt sich auf Alltagsfragen aus:
- Wie groß ist die Ansteckungsgefahr tatsächlich, wenn ich mich am Samstagvormittag mit Alltagsmaske in die Fußgängerzone begebe, weil das Kind eigentlich dringend eine neue Hose braucht und unter der Woche einfach keine Zeit war?
- Soll ich dem Kind raten, auch im Unterricht eine Maske zu tragen, wenn das sonst niemand macht?
- Wenn sich die Großeltern sehr nach dem Enkelkind sehnen, gleichzeitig aber auch zur Risikogruppe gehören – was kann dann helfen, ein Treffen doch möglich zu machen, so dass ich mir hinterher nichts vorwerfen muss?
Wenn verlässliche Zahlen fehlen, ist es schwierig, Nutzen und Unbequemlichkeiten oder Risiken gegeneinander abzuwägen. Aber selbst, wenn ich wüsste, dass sich in 9 von 10 Fällen niemand beim Einkaufen ansteckt, wüsste ich noch lange nicht, ob ich zu den 9 gehöre – oder doch die eine bin, die Pech hat. In diesem Text haben wir uns das Problem Unsicherheit schon für andere Gesundheitsentscheidungen angesehen.
Gerade, wenn viel auf dem Spiel steht, kann so eine Unsicherheit schnell zu einem Gefühl von Hilflosigkeit, Machtlosigkeit oder Kontrollverlust führen. Manche Menschen werden dann anfälliger für Verschwörungsmythen, die einfache Erklärungen anbieten – ein psychologischer Notausgang.
In dieser Situation können auch Faustregeln verlockend sein – die sich aber genauso als Irrweg entpuppen können:
- „Im Zweifel kein Risiko eingehen“: Vielleicht ist das die Hoffnung, wenn Menschen auf ein Medikament oder eine Impfung verzichten, um keine Nebenwirkungen zu bekommen. Aber: Auch das Weglassen einer wirksamen Behandlung oder Präventionsmaßnahme kann schaden. Im Kontext von Corona: Besuchsverbote in Pflegeheimen können vielleicht das Infektionsrisiko etwas verringern – aber sie haben auch belastende emotionale Nebenwirkungen für die Betroffenen.
- „Etwas zu tun, ist besser, als nichts zu tun“ – auch als „action bias“ bekannt: Wenn dein Kind hustet, fühlst du dich vielleicht besser, wenn du ihm Hustensaft gibst – auch wenn gar nicht sicher ist, dass der Husten davon wirklich schneller verschwindet.
Es ist nicht einfach, mit solchen Unsicherheiten gut umzugehen. Mir hilft es manchmal, mich daran zu erinnern, dass Unsicherheit zu wissenschaftlichen Erkenntnissen immer dazu gehört. Wenn es gut läuft, wird diese Unsicherheit im Laufe der Zeit kleiner.
Und manchmal kann ich auch Entscheidungen treffen, selbst wenn die genauen Zahlen unbekannt sind. Vielleicht reicht es mir in manchen Fällen schon, die Größenordnungen von Nutzen und Schaden und die jeweiligen Spannen anzuschauen.
Klar ist mir auch: Nicht immer wird es besser, wenn ich etwas mache. Manchmal ist auch Abwarten eine Alternative. Aber „null Risiko“ gibt es bei keiner Entscheidung.
3. Es ist kompliziert – immer
In der Corona-Pandemie wird so deutlich wie sonst selten: Gesundheitsentscheidungen, sei es für die ganze Gesellschaft oder für einzelne, haben viele Konsequenzen und betreffen dazu noch viele andere Bereiche. Manchmal kann man Auswirkungen abschätzen, manchmal nicht. Vieles hängt mit vielem zusammen. Kurz: Es ist kompliziert.
Das heißt auch: Wenn man in diesem komplexen System an einer Stellschraube dreht, hat das möglicherweise an anderer Stelle ungeahnte Auswirkungen – die vielleicht gar nicht beabsichtigt waren. Aber umgekehrt ist es auch nicht einfach, die Zusammenhänge vollständig zu verstehen und dann noch die richtige Stellschraube genau richtig weit zu drehen.
Ein Beispiel: „Nur so viele Medikamente wie nötig“ – hört sich erstmal nach einer vernünftigen Faustregel an. Einfach deshalb, weil ich mir dann die komplizierten Abwägungen von Nutzen und Risiken erst mal spare. Die Steigerung „Im Zweifelsfall keine Schmerztablette“ ist bei mir meist nicht hilfreich – so viel weiß ich inzwischen. Wenn ich Kopfschmerzen habe und auf die Schmerztablette verzichte, endet der Tag dann oft damit, dass ich nichts hinbekomme, immer noch Kopfschmerzen habe und deshalb mit mir, meiner Familie und der Welt insgesamt unzufrieden bin. Wenn ich mich auf die komplexere Entscheidung im Einzelfall einlasse (natürlich im Rahmen dessen, was bei Selbstbehandlung laut Beipackzettel vertretbar ist), bin ich hinterher zufriedener mit meiner Entscheidung.
Aber ich habe umgekehrt auch die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Komplexität auch nicht immer zu besseren Entscheidungen führt. Stundenlange Internet-Recherchen erleichtern nicht alle Entscheidungen. Wenn es eigentlich um eine Wertentscheidung geht, zum Beispiel „Kann ich den Großelternbesuch zu Weihnachten verantworten?“, helfen mehr Informationen nicht unbedingt immer weiter. Und im schlechtesten Fall bekomme ich dann den Eindruck, dass die Sache so kompliziert ist, dass ich eigentlich gar keine Entscheidung treffen kann.
Mir hilft es oft, vor einer ausführlichen Suche zu überlegen: Welche Information würde meine Entscheidung tatsächlich beeinflussen? Bei manchen Gesundheitsentscheidungen bieten sich Entscheidungshilfen an. Sie unterstützen dabei herauszufinden, wo für eine Entscheidung tatsächlich noch Informationen nötig sind und wo es mehr darum geht, vorhandene Informationen zu bewerten.
Wenn ich mir bei Wertentscheidungen unsicher bin, hilft manchmal ein Gespräch mit einer vertrauten Person mehr als eine Internet-Recherche. Und manchmal vielleicht auch, nochmal eine Nacht drüber zu schlafen.
4. Und was bedeutet das jetzt?
„Die Zahlen sprechen doch für sich selbst“ – das war vielleicht schon immer eine Illusion, aber in der Corona-Pandemie wird es nochmal deutlicher: Daten sprechen nur äußerst selten für sich selbst, man muss sie richtig interpretieren und in den Kontext einordnen.
Das fängt bereits bei den Zahlen an, die den Verlauf und den Schweregrad der Pandemie beschreiben sollen: Was bedeutet es, wenn der R-Wert rechnerisch abnimmt oder stabil bleibt, aber bei weniger durchgeführten Tests der Anteil der positiven Corona-Tests zunimmt, genauso wie die Anzahl der Intensivpatient:innen?
Ähnlich ist es auch mit den diversen Studien, die veröffentlicht werden: Was ist die richtige Interpretation einer dänischen Studie zu Masken, die manche als Beleg für einen fehlenden Nutzen werten? Spoiler: Man muss die Studie wesentlich differenzierter betrachten.
Auch das ist kein neues Phänomen. Auch in anderen Gesundheitsbereichen ist vieles nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint: Wenn es mir nach der Einnahme eines Medikaments besser geht, bedeutet das nicht automatisch, dass das an dem Mittel liegt. Gerade bei präventiven Maßnahmen kann der Augenschein auch in die Irre führen, denn der langfristige Nutzen ist oft lange unsichtbar, während mögliche Nebenwirkungen schnell sichtbar werden.
Aber selbst wenn wir Zahlen zu Nutzen und Risiken von Behandlungen aus gut gemachten Studien sehen, sprechen sie noch lange nicht für sich selbst. Was bedeutet es, wenn das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, mit Früherkennung um 25 Prozent sinkt? Die Zahl allein sagt wenig aus, denn für die richtige Einordnung brauche ich noch den Kontext: Wie hoch ist eigentlich das Risiko insgesamt, an Brustkrebs zu sterben? Und wie stellt sich der Nutzen der Früherkennung in absoluten Zahlen dar?
Außerdem brauche ich für eine Gesundheitsentscheidung, mit der ich zufrieden bin, auch noch den Kontext meiner eigenen Vorstellungen: Welchen Wert messe ich dieser Chance auf einen Nutzen bei? Was bedeutet diese oder jene mögliche Nebenwirkungen für meinen Alltag? Das kannst letztlich nur ich einschätzen.
Bei Corona kommt allerdings dazu, dass meine Entscheidungen auch die Gesundheit anderer beeinflussen können. Das birgt eine Menge Konfliktpotenzial, weil jede:r andere Wertvorstellungen und Wünsche hat.
Was tun?
Auch wenn diese Überlegungen natürlich kein Patentrezept für Entscheidungen liefern, haben sie mir doch geholfen, meine eigenen Schwierigkeiten damit zu verstehen. Das nehme ich konkret daraus mit:
- Uneindeutigkeit, Komplexität, schnelle Veränderung und Unsicherheit als Grundbedingungen, unter denen Entscheidungen getroffen werden müssen, sind eigentlich oft der Normalzustand. Ich sollte mich besser daran gewöhnen.
- Bei der Interpretation von komplexen Sachverhalten ist es klug, damit zu rechnen, dass ich gar nicht über alle Informationen verfüge, die dafür nötig sind. Heißt leider auch: Es kann durchaus sein, dass meine Interpretation gar nicht die richtige oder angemessene ist. Manchmal macht mich das ein bisschen gelassener. Und manchmal fordert es mich heraus, meine Kompetenzen in manchen Bereichen doch noch ein bisschen auszubauen.
- Vielleicht gibt es in manchen Bereichen gar keine guten grundsätzlichen Lösungen, die auch schnell genug umgesetzt werden können. Ein pragmatischer Ansatz ist dann möglicherweise besser als gar nicht erst anzufangen. Aber Überaktivität ohne sorgfältiges Abwägen kann auch nach hinten losgehen.
Soweit die Theorie. Mal sehen, ob sich diese Einsichten in der nächsten Zeit auch im Alltag bewähren.
Zum Weiterlesen
Alle Websites wurden, wenn nicht anders angegeben, zuletzt am 23.11.2020 abgerufen.
[1] Ein hilfreiches Framework habe ich dazu letztens wiedergefunden, als mir beim Aufräumen Unterlagen eines Workshops zum agilen Arbeiten wieder in die Hände fielen. In dem Workshop wurde zu Beginn beschrieben, auf welche Herausforderungen das agile Arbeiten reagiert. Diese Herausforderungen lassen sich mit dem Akronym VUKA zusammenfassen:
- V wie Volatilität: Dinge, Situationen, Gegebenheiten verändern sich schnell.
- U wie Unsicherheit: Vieles lässt sich schwer vorhersagen.
- K wie Komplexität: Vieles hängt mit vielem zusammen.
- A wie Ambiguität: Es gibt keine eindeutige Interpretation.
[2] Dieser Beitrag im Blog des British Medical Journal sortiert einige Entscheidungen rund um Covid-19 anhand der Arten von kognitivem Bias, die dabei auftreten können.
[3] Dazu gehört zum Beispiel „The COVID-NMA initiative“, ein Projekt von Cochrane für mehr Übersicht zu Behandlungen, Prävention und Impfungen in Sachen Corona.