Vom Ufer auf den Acker: Die Schilf-Glasflügelzikade bedroht Zuckerrüben und Kartoffeln

Das Insekt steht noch immer auf der Roten Liste. Forscher*innen vermuten, dass zwei Bakterien ihm geholfen haben, sich an Feldfrüchte anzupassen und zum Schädling zu entwickeln.

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Ein zartes kleines Insekt mit durchsichtigen Flügeln sitzt auf einer weißen Gase.

Von „gefährdet“ auf „invasiv“ in wenigen Jahren – diese Karriere hat die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) hingelegt. „Dieses heimische Insekt steht immer noch auf der Roten Liste der bedrohten Arten“, sagt Jürgen Gross. Dabei ist das Insekt inzwischen alles andere als selten.

Lange Zeit kannten bestenfalls ein paar Taxonomen die Zikade. Man wusste lediglich, dass sie an Schilfrohr vorkommt. „Wir wissen gar nicht, wie sich das Insekt in freier Wildbahn entwickelt“, sagt Jürgen Gross. Der Entomologe leitet das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau in Dossenheim (JKI) und lehrt biotechnischen Pflanzenschutz an der Hochschule Geisenheim. Das JKI ist eine nachgeordnete Behörde des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL).

Ein Mann mit grauen Locken und Brille im blauen Sacko lächelt in die Kamera.
Jürgen Gross erforscht an der Hochschule Geisenheim die Schilf-Glasflügelzikade und wie man sie bekämpfen kann. Außerdem leitet er das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau in Dossenheim.
Winzige weiße Insekten krabbeln auf einer Kartoffel herum.
Larven der Schilf-Glasflügelzikade auf einer Kartoffel. Die Insekten übertragen zwei Bakterien, die Kartoffeln, aber auch andere Feldfrüchte, so verunstalten, dass sie sich nicht mehr vermarkten lassen.
Ein Mann hält Möhren vor sich. Mit einem Zeigefinger biegt er eine der Früchte zur Seite.
Ein Landwirt zeigt, was die Bakterien mit den Möhren machen: Sie weichen die Karotten auf, dass sie wie Gummi wirken.
Der Stängel einer Kartoffelpflanze. Dicht über dem Boden haben sich drei rotgrüne Knollen gebildet.
Mit SBR-Erreger infizierte Kartoffeln bilden sogenannte Luftknollen aus. © E. Therhaag/JKI

Die Glasflügelzikade ist eine ernste Bedrohung für unsere Landwirtschaft und für gute Ernten.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne)

Drei kleine weiße Insekten mit buschigem Hinterleib krabbeln vor einer Zuckerrübe über den Boden.
Die Nymphen der Schilf-Glasflügelzikade verbringen ihr ganzes Leben im Boden. Sie saugen – wie hier – an den Wurzeln von Zuckerrüben und übertragen dabei die Bakterien. Sie sind äußerst schwer zu bekämpfen.
Ein graues Insekt mit durchsichtigen Flügeln sitzt auf einem Blatt in der Sonne.
Dieser Winzling hat es in sich: Die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastridieus leporinus) ist vom Ufer auf den Acker umgezogen.

Dieser Text gehört zur Serie „Insekt im Fokus“ von Geziefer – dem Insektenmagazin. In der vorherigen Ausgabe ging es um den Trauerspinner.

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