Oktopus auf Teller: Plan für umstrittene Massentierhaltung auf Gran Canaria liegt vorerst auf Eis

Weltweit sind Oktopusse als Nahrung begehrt: Sind Oktopus-Farmen die Zukunft oder doch eher nachhaltiger Fang, wie er in Tanzania praktiziert wird?

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Menschen mit Protestschildern vor einer Villa in Hamburg, hinter großer roter Oktopuspuppe

Für Tierschützer ist es eine Schreckensvorstellung: ein mehrstöckiges Gebäude, in dem in übereinandergestapelten Käfigen Oktopoden ihr Leben fristen. Von Natur aus sind die Tiere Einzelgänger, die frei im Meer unterwegs sind. Doch im Hafen von Gran Canaria plant eine spanische Firma namens „Nueva Pescanova“, sie erstmals dicht an dicht als Nutztiere kommerziell zu halten, ähnlich wie Kühe in Ställen und Lachse in Aquakultur. 3000 Tonnen eiweißreiches Fleisch will die Firma Plänen zufolge, die der BBC zugespielt worden sind, vermarkten. Um die Oktopoden zu töten, sollen sie in minus drei Grad Celsius kaltem Eiswasser landen. Für eine Million Tiere pro Jahr ist die Farm in den geleakten Plänen ausgelegt. Schon seit einigen Jahren wird über die erste kommerzielle Oktopus-Farm der Welt kontrovers debattiert. Spanische und internationale Tierschützer fordern einen sofortigen Stopp der Vorbereitungen.

„Wir können diese hochsensiblen und schmerzempfindlichen Tiere nicht zu einem solchen Elend verdammen“, schrieben sie in einer Petition. Auch Wissenschaftler schlossen sich dem Protest an: „Oktopoden sollte niemals in großer Zahl auf engem Raum gehalten werden, das führt zu Stress, Konflikten und hoher Sterblichkeit“, sagt Jonathan Birch, der an der London School of Economics das Bewusstsein von Tieren erforscht. „Es liegt auf der Hand, dass wild lebende Oktopoden ein viel besseres Leben führen, als wenn sie in Plastikcontainern dafür gemästet werden, auf unseren Tellern zu landen“, sagt die Umweltwissenschaftlerin Jennifer Jacquet von der New York University. Italienische Forscher publizierten im Juni Ergebnisse, dass sich die Tiere in reizarmer, monotoner Umgebung auffällig passiv verhalten und ihre Hautmuster ebenfalls monotoner werden.

Wachsen oder schrumpfen die Bestände?

Im Frühjahr hat die Firma gegenüber der BBC erklärt, dass sie sehr um das Tierwohl bemüht sei und die Oktopus-Zucht als Chance sehe, wilde Bestände in der Natur zu schonen. „Nueva Pescanova“ hat mehrere Jahre in Forschung investiert, um die richtigen Bedingungen für eine Zucht zu ermitteln. Allerdings stirbt ein Teil der Tiere offenbar in Zucht, noch bevor sie verwertet werden können. Die Pläne auf Gran Canaria spiegeln die Nachfrage nach pulpo, dem Oktopus-Fleisch, wider. Obwohl viele Menschen die Tiere für ihre Intelligenz, die Farbspiele auf ihrer Haut und ihre wendigen Bewegungen bewundern, sind sie auch als Gerichte sehr beliebt.