Sauberes Trinkwasser ist im Maghreb nicht nur in diesem Sommer Mangelware

Klimakrise und Missmanagement bedrohen die Wasserversorgung der Bevölkerung in Nordafrika

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
4 Minuten
Ein rostiger Brunnen an einem ausgetrockneten Flussbett

Die Dürre hat am Ende des Sommers in Nordafrika teils dramatische Ausmaße angenommen. Marokko, Algerien und Tunesien leiden ganz akut unter Wassermangel. Schuld daran ist in erster Linie die Klimakrise, doch Missmanagement verschärft die Situation zusätzlich.

Der Al Massira-Staudamm ist fast leer, ausgetrocknet. Der größte marokkanische Staudamm mit einer Kapazität von 2,6 Milliarden Kubikmeter versorgt unter anderem die drei Millionen Einwohnerïnnen der Metropole Casablanca mit Wasser. Eigentlich. Doch jetzt hat er einen Füllstand von nur noch 4,2 Prozent seiner Kapazität. Seit mehr als zehn Jahren sinkt der Wasserspiegel kontinuierlich, doch so niedrig war der Pegel noch nie. Experten sprechen von der schlimmsten Dürre seit vierzig Jahren.

In mehreren Dörfern nahe des Al Massira-Staudamms haben die Menschen keinen Zugang zu fließendem Wasser mehr, auch in der Region Casablanca werden das Wasser seit Anfang August rationiert und der Wasserdruck gesenkt. Golfplätze und Grünanlagen dürfen nicht mehr bewässert, aus Brunnen und Quellen kein Wasser mehr entnommen werden.

Wassermangel infolge der Klimakrise: ein regionales Phänomen

Auch Algerien und Tunesien wurden diesen Sommer von Hitzewellen und Dürren heimgesucht – wie schon im vergangenen Jahr. Während die Menschen in Marokko im Durchschnitt jährlich immerhin noch rund 600 Kubikmeter Wasser pro Kopf zur Verfügung haben, sind es in Algerien und Tunesien im Durchschnitt nur gut 400 Kubikmeter. Alle drei gelten damit als Wassermangelgebiete, Tunesien gehört gar zu jenen 25 Ländern der Welt, die am stärksten betroffen sind.

Stausee Sidi Saad in Zentraltunesien im Gouvernorat Kairouan, umgeben von Bergen
Der Sidi Saad-Stausee in Zentraltunesien müsste eigentlich um diese Jahreszeit deutlich voller sein.
Grüne Rohren und weißer Wassertank im Hintergrund sind Teil der Meerwasserentsalzungsanlage auf der Insel Djerba in Tunesien.
In diesen Röhren wird Meerwasser zu Trinkwasser aufbereitet.