Steinböcke: Die gekrönten Häupter der Alpen

Steinböcke sind in den Alpen wieder weit verbreitet. Doch Klimawandel und mangelnde genetische Vielfalt gefährden langfristig den Erhalt der majestätischen Tiere.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
6 Minuten
Zwei ausgewachsene Steinböcke fechten spielerisch mit ihren mächtigen Hörnern. Im Hintergrund sattgrüne Wiesen.

Sie sind zu hören, lange bevor wir sie sehen. Vom Berghang über uns ist in unregelmäßigen Abständen stumpfes Klacken und Klappern zu vernehmen. So als würden Hartholzstöcke gegeneinandergeschlagen. Nach der Umrundung eines Felsstocks erkennen wir den Ursprung des Geräuschs: zwei gerade ins Erwachsenenalter gekommene, etwa achtjährige Steinbockburschen, die sich mit ihren knapp siebzig Zentimeter langen Hörnern ein Duell liefern. Es wirkt, als würden sie fechten. Immer wieder senken sie ihre Köpfe und rammen oder reiben mit geschickten Drehungen ihre spitzen, elegant geschwungenen Stirnwaffen gegeneinander.

„Das ist jetzt im Sommer rein spielerisch, ein Abtasten nach klaren Regeln“, erklärt Gunther Greßmann. Seit mehr als 20 Jahren ist der Biologe im Nationalpark Hohe Tauern für Wildtiermanagement zuständig und erforscht das Leben der Alpensteinböcke. Der 52-Jährige gilt als einer der besten Kenner dieser Art. Man sieht ihm an, dass er viel Zeit am Berg verbringt. Er wirkt durchtrainiert, drahtig. In den 1990er-Jahren spielte er in der österreichischen Volleyball-Nationalmannschaft. Die im Hochgebirge unentbehrliche Fitness hat er sich bewahrt.

Drei Steinböcke stehen auf einer Almwiese im Gebiet der Hohen Tauern. Zwei blicken direkt in die Kamera.
Bei Steinböcken bilden sich im Frühjahr „Männergruppen“ aus, in denen die Rangordnung geklärt wird.
Gunther Gressmann (links) und Johannes Huber, Mitarbeiter des Nationalparks Hohe Tauern, erklären wie man anhand der Hörner das Alter eines männlichen Steinbocks bestimmen kann. Huber hält einen Schädel mit langen Hörnern. Greßmann stützt sich auf einen mannshohen Wanderstab.
Gunther Gressmann (links) und Johannes Huber, Mitarbeiter des Nationalparks Hohe Tauern, erklären, wie man anhand der Hörner das Alter eines männlichen Steinbocks einschätzen kann.
Schädel eines männlichen Steinbocks mit etwa 50 Zentimeter langen Hörnern liegt auf einer Almwiese im Gebiet der Hohen Tauern
Hörner von männlichen Steinböcken können bis zu einem Meter lang werden, während die von weiblichen Tieren selten mehr als 35 Zentimeter erreichen. Im Gegensatz zum Geweih wächst das Horn ein Leben lang.
Männlicher Steinbock mit mächtigen Hörnern lauscht aufmerksam. Im Hintergrund grast ein weiteres männliches Tier.
Aufmerksam lauscht ein älterer Steinbock, ob Gefahr droht.
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