Hilfe bei Long-COVID und ME/CFS? Die fragwürdige Heldenreise eines Start-Ups

Das Digitalunternehmen Health4Future trat an mit dem Ziel, Long-COVID zu heilen. Betroffene setzten große Hoffnungen in das Start-Up – bei dem allerdings nicht alles ist, wie es scheint. Manche Experten weisen sogar auf Risiken hin.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
11 Minuten
Mikroskop-Aufnahme des Coronavirus.

Franziska Böhler wirkt empört. „Stellt euch vor, wir machen einen Runden Tisch zur Automobilindustrie – ohne VW?“, fragt die Krankenschwester und Buchautorin, die als „thefabulousfranzi“ auf Instagram mit 245.000 Follower:innen eine große Reichweite hat. „Stellt euch vor, ihr macht einen Runden Tisch wegen der Energiekrise – ohne RWE?“ Nach mehreren solcher Fragen kommt sie in ihrem Video aus dem August 2023 auf den Punkt: „Und jetzt stellt euch vor, ihr macht einen Runden Tisch zu Long-COVID ohne Health4Future…“

Diesen offenbar abwegigen Plan erlaubte sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in diesem Herbst 2023 tatsächlich. Zu einer Gesprächsrunde über die Versorgung von postviral Erkrankten bat er Wissenschaftler:innen und Betroffenenverbände, Politik und Behörden an einen Tisch – nicht jedoch Health4Future. Das Start-Up hatte dem Video zufolge eine Teilnahme beantragt, jedoch eine Absage erhalten. Für Böhler ein Unding: „Die einzige Initiative, die die Möglichkeit hätte, Therapien, Forschung und eine Lösung für dieses Problem zu erarbeiten und daran mitzuwirken, wird nicht eingeladen“, sagt sie in diesem Instagram-Video.

Die „einzige Initiative“ also, die das Problem Long-COVID lösen kann? Ein Krankheitsbild, das Forschenden rund um den Globus Rätsel aufgibt, dessen Mechanismen bis heute nicht verstanden sind, und für das noch niemand eine heilende Therapie gefunden hat.