Findige Parasiten: Fächerflügler verleiten Sandbienen zum Frühstart

Die kleinen Parasiten bringen ihre Wirte dazu, das schützende Winterquartier viel zu früh zu verlassen. Nur so können sie sich rechtzeitig fortpflanzen – und eine neue Generation hervorbringen.

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Auf dem Finger einer Person sitzt eine hellbraun-schwarze Biene. An deren Hinterleib sitzt ein Fliegen-artiges, schwarzes Insekt.

Der Höhepunkt im Leben eines Fächerflüglers liegt im April; es ist der Moment, in dem er als mikroskopisch kleine Larve den Körper seiner Mutter verlässt und sich auf den Weg zu einem neuen Wirt macht. Dieser Moment aber hat eine komplizierte Vorgeschichte, die bereits viel früher beginnt.

Mitte Februar ist der Stadtgarten noch spätwinterlich graubraun. Nur die gelben und violetten Krokusblüten setzen ein paar Farbtupfer. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen tanzen Wintermücken über das feuchte Gras. Und hier und da gesellen sich andere Insekten hinzu: winzige Ameisen, leuchtende Zitronenfalter, eine Honigbiene.

Sandbienen sind Fächerflügler-Wirte

Auf einem Stein wärmt sich eine weitere Biene auf. Sie ist etwa so groß wie eine Honigbiene, aber deutlich behaarter. An der charakteristischen Haarlocke der hinteren Schenkel – dem Flocculus – erkennt man, dass es sich um ein Sandbienen-Weibchen der Gattung Andrena handelt. Dazu gehören in Deutschland rund 130 Arten, die selbst Fachleute manchmal nur unter dem Mikroskop unterscheiden können. Vor wenigen Minuten hat sich diese Wildbiene aus ihrem Winterquartier im Boden ausgegraben, in dem sie die kalte Jahreszeit ausgeharrt hatte.

Eine hellbraun-dunkelbraun gezeichnete Wildbiene mit schwarzen Augen hockt zwischen unscheinbaren Blüten auf einem grünen Blatt.
Wildbienen wie diese Sandbiene (Andrena) sind Wirte der Fächerflügler-Gattung Stylops.
Blick auf den Hinterleib einer hellbraun und schwarz gezeichneten Wildbiene.  Am Hinterleib ragt rötlich-braun der Kopf eines weiteren Insekts heraus.
Nur Kopf und Brustteil des Fächerflügler-Weibchens ragen bei der Weiden-Sandbiene zwischen den Segmenten des Hinterleibs hervor.
Hellbraun-braun gezeichnete Wildbiene auf einem grünen Blatt. An dessen Hinterleib ragt rötlich-braun ein Parasit heraus.
Fächerflügler der Gattung Stylops parasitieren ausschließlich Sandbienen. Im vergrößerten Bildausschnitt ist zu erkennen, wie Kopf und Brustteil eines Stylops-Weibchens am Hinterleib der Sandbiene herausragen.
Auf einem Stein hockt eine hellbraun und schwarz gezeichnete Biene. an ihrem Hinterleib flattert ein Fliegen-ähnliches Insekt.
Während das Fächerflügler-Männchen die Weiden-Sandbiene anfliegt, sitzt diese still.

Dies ist die dritte Folge derGeziefer-Serie „Insekt des Monats“. Hier geht es zur Ausgabe des letzten Monats überWollschweber.

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