Wildpflanzenschutz auf der Kippe

Deutschland soll sich um bestimmte Pflanzenarten besonders kümmern. Dazu hat sich die Bundesrepublik in internationalen Abkommen verpflichtet. Doch ausgerechnet ein Projekt, das dabei helfen kann, ist jetzt bedroht.

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Ein Mann mit einer unscheinbaren Pflanze mit gelben Blüten.

Axel Schönhofer ist auf einer Rettungsmission. „Wir suchen das Rheinische Fingerkraut, Potentilla rhenana.“

Der Botaniker arbeitet für das Projekt „Wildpflanzenschutz in Deutschland“ (WIPs): Botaniker*innen suchen in der ganzen Republik nach seltenen oder bedrohten Pflanzen, um sie vor den Verschwinden zu bewahren.

Doch dieses Projekt droht jetzt selbst zu verschwinden. Darüber entscheiden die Umweltminister*innen des Bundes und der Länder in dieser Woche auf ihrer Frühjahrstagung.

Auf der Suche nach dem Fingerkraut

Es ist ein perfekter Tag Anfang Mai. Die Sonne scheint auf das Altenahrer Eck und das malerische Flusspanorama, wegen dem Menschen hier den Rotweinwanderweg gehen. Links ein Weinberg mit einer Trockenmauer und rechts ein scharfer Bergrücken mit den Resten einer Burg. Unten wird immer noch die Brücke repariert, die die Flutkatastrophe an der Ahr im Jahr 2021 weggerissen hat.

Hier am Altenahrer Eck hat ein Kollege von Axel Schönhofer das Rheinische Fingerkraut zuletzt vor 20 Jahren nachgewiesen. Schönhofer geht ein paar Schritte den schmalen Wanderweg am Rande eines Weinbergs hinab. „Es ist nicht so einfach zu finden, “ sagt er.

Panorama eines engen Flusstales mit Weinstöcken, bewaldeten Bergrücken.
Vom Altenahrer Eck liegt einem das Tal der Ahr zu Füßen.
Eine kleine gelbe Blüte.
Das Rheinische Fingerkraut (Potentilla rhenana) trägt kleine gelbe Blüten. Reifen sie heran, bilden sie zahlreiche Samen.
Ein Mann hält drei gefingerte Blättchen in die Kamera.
Axel Schönhofer zeigt die feinen Unterschiede zwischen den beiden Eltern-Arten und dem Rheinischen Fingerkraut: Die Blätter des Silberfingerkrauts (oben) sind an der Unterseite von feinen weißlichen Haaren bewachsen. Das Frühlingsfingerkraut (unten) ist nackt. Das Rheinische Fingerkraut hat wenige Haare.
Ein Mann mit Brille und grauen Haaren blickt in die Kamera.
Michael Burkart ist Kustos des Botanischen Gartens Potsdam. Er leitet das Projekt „Wildpflanzenschutz in Deutschland“.
Eine Pflanze mit kleinen gelben Blüten.
Das Rheinische Fingerkraut (Potentilla rhenana) ist eine unscheinbare Pflanze.
Eine Frau und ein Mann in Winterkleidung betrachten kleine Pflänzchen, die der Mann in der Hand hält. Sie stehen beide in einem Beet, das mit einem Netz abgeschirmt ist.
Seit neuestem hat das Projekt eine Schirmherrin: Adina Arth. Sie war Jugenddelegierte für UN-Biodiversitätskonferenzen. „Seltene Wildpflanzen sind stille Heldinnen unserer Ökosysteme – unverzichtbar und doch oft übersehen.“ Die Ökologin ließ sich im Botanischen Garten Potsdam die Erhaltungskulturen von Sumpf-Löwenzähnen (Taraxacum Sect. Palustria). Diese Pflänzchen sehen mit ihren äußerst schmalen Blättern ganz anders aus als gewöhnlicher Löwenzahn und sind so selten, dass man sie in freier Wildbahn kaum je zu Gesicht bekommt.
Ein Mann reißt lange Grashalme aus.
Axel Schönhofer vom Botanischen Garten in Mainz verschafft dem Rheinischen Fingerkraut Licht und Luft.
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