Historische UN-Verhandlungen: „Wir haben ein Rendezvous mit der Geschichte“

Delegationen in New York streiten darüber, wie Geninformationen von Meereslebewesen verwendet werden dürfen

vom Recherche-Kollektiv Ozean & Meere:
5 Minuten
Buckelwal mit Kalb

Die Delegierten seien sehr müde, und der Glaube, dass bis zum New Yorker Freitagabend tatsächlich ein historisches Abkommen stehe, schwinde, berichtet Ben Boteler. Der Wissenschaftler vom Potsdamer Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit RIFS beobachtet die zweiwöchigen Verhandlungen in New York seit Anfang der Woche und sieht zwar Fortschritte – aber sie sind sehr klein und sehr langsam. Zu langsam vielleicht.

300 offene Fragen im Vertragsentwurf

Dabei war die Ausgangslage denkbar günstig. Nachdem die Verhandlungen über das Abkommen im August nur knapp gescheitert waren, blieben für diese sechste Runde – die offiziell nur die Fortsetzung der fünften ist – eigentlich nur wenige offene Punkte. Doch in der ersten Verhandlungswoche seien Dinge wieder in Frage gestellt worden, die eigentlich als geklärt galten, berichtet Boteler. Deshalb sei man in die letzte Verhandlungswoche mit 300 Klammern im Vertragsentwurf gestartet. "Das bedeutet, dass es für jede Klammer einen Streitpunkt gibt, für den ein Kompromiss oder eine Lösung gefunden werden muss“, so Boteler.

Freundlich lächelnder Mann mit kurzen rötlichen Haaren und Geheimratsecken
Ben Boteler arbeitet am RIFS Potsdam zum Thema Ocean Governance und ist bei den Verhandlungen in New York vor Ort.
Ozean im Morgensonnenlicht
Spotlight on für den Ozean: Hier der Südostpazifik während der Expedition SO244/2 GeoSEA mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE vor der Küste Nordchiles.