Zwischen Klimawandel und Misswirtschaft – Geht Mexiko-Stadt das Wasser aus?

Die einstige Lagunenstadt ist heute ein Beispiel für miserables Wasser-Management. Es gibt Lösungen. Aber die scheitern bislang an politischen und wirtschaftlichen Interessen.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
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Felix Villeda Rivera geht neben Eseln, die Wasserkanister tragen. Seit Wochen igibt es in seinem Stadtteil kaum noch Wasser. Santa Cruz Acalpixca en Xochimilco, südlich der Hauptstadt, unterbrochen wurde. Der Mangel an Trinkwasser hat Einwohner des Dorfes dazu bewegt, die Versorgung mit Kanistern auf Eseln zu decken.

Als der spanische Eroberer Hernán Cortés im November 1519 in Tenochtitlán einmarschierte, traute er seinen Augen nicht: Vor ihm entfaltete sich inmitten einer eher trockenen Hochebene eine fruchtbare Lagunenstadt mit schwimmenden Gärten und Fischteichen, Palästen, Pyramiden. Es gab sogar öffentliche Toiletten und ein Aquädukt, das Trinkwasser aus dem benachbarten Texcoco-See in die Stadt brachte.
Nur eine Handvoll Dämme führten durch das Insel- und Kanalgewirr bis ins Herz der Macht der Azteken. Vom „Venedig Amerikas“ schrieben Historiker.

Kürzlich veröffentlichte der niederländische Videokünstler Thomas Kole diese animierte Rekonstruktion, wie Tenochtitlan damals ausgesehen haben könnte.

Ein Luftbild aus dem Flugzeug zeigt das Reichenviertel Santa Fe im März 2024 aus der Luft. Dort sind die Gärten noch grün. In den tiefergelegenen Armenvierteln hingegen ist alles braun und trocken.
Nicht alle in Mexiko-Stadt bekommen die Wasserknappheit gleichermassen zu spüren. Die Reichenviertel können dank Tanks und Zisternen ihre Gärten noch bewässern. Auch Golfplätze sind noch grün. In den Armenvierteln hingegen fehlt Wasser oft tagelang.
Ein Zisternenwagen in einem reicheren Viertel pumpt über einen Schlauch Wasser in die Zisterne eines Privathauses.
Wer es sich leisten kann, kauft privat Wasser aus einem Zisternenwagen. 10.000 Liter kosten rund 50 Euro. In Armenvierteln schickt die Stadt regelmässig solche Laster vorbei – allerdings muss einer für Dutzende von Familien reichen.
Ein älterer Mann in einem Holzkanu, das mit Gemüse beladen ist. Er ist unterwegs mit seiner Ernte im Lagunensystem von Xochimiico im Süden von Mexiko-Stadt.
In Xochimilco im Süden von Mexiko-Stadt kann man noch erahnen, dass die mexikanische Hauptstadt einmal eine Lagunenstadt war. Dort wird von Kleinbauern immer noch Gemüse angebaut – wie damals unter den Azteken.