Ein Leben im nachhaltigen Überfluss – Das Geheimnis der Friedenssäer von Kolumbien

In der Provinz Meta lieferten sich einst Paramilitärs und Guerilla einen blutigen Krieg. Eine Bauernuniversität bereitete derweil die Bevölkerung auf den Frieden vor – heute erntet sie die Früchte.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
8 Minuten
Links ein Wasserfall, der in einen schmalen, klaren Fluss mündet, dahinter Felsen.

Selten sieht man so viele unterschiedliche Landschaften auf einmal: links ein schroffes Felsmassiv, die Gipfel eingehüllt von dunklen Regenwolken; mittig gehen die Berge über in sattgrüne Kaffeehügel, bis sie rechts in eine sonnenüberflutete Ebene münden. Im Tal schlängelt sich ein breiter Fluss durchs Bild. Gekrönt wird diese geografische Dramatik von einem Regenbogen. Spektakulär ist untertrieben für den Blick, den Simey Sierra von seiner Terrasse aus hat. „Schön, nicht?“ sinniert der Kolumbianer. „Aber ich habe das nie wahrgenommen. Mein halbes Leben lang hatte ich nur Gewalt und Armut im Blick.“

Schutzgelder und Koka

Sierras Heimatort Lejanías in der Provinz Meta liegt an der Schnittstelle zwischen Anden, Orinoco-Fluss und Amazonien. Ein biodiverser Korridor, der das Herz jedes Naturliebhabers höher schlagen lässt. Doch die Gegend war jahrzehntelang ein umkämpfter Kriegsschauplatz. „Hier wurde der Gouverneur von der Guerilla entführt, aus einem UN-Fahrzeug heraus“, erzählt Sierra und deutet mit seiner kräftigen, sonnengegerbten Hand ins Tal, auf eine 476 Meter lange, schmale Brücke über den Guape-Fluss.

„Und im übernächsten Ort wohnte der Kommandant der Paramilitärs. Er kassierte Schutzgelder von Viehzüchtern und Maut von den Bauern, die ihre Waren nach Bogotá brachten.“ Wer nicht zahlte, wurde entführt. Die Unternehmer flohen in Scharen, die Wirtschaft kollabierte. Zurück blieben Kleinbauern wie Sierra. Sie wurden von den Kriegsherren gezwungen, Kokasträucher anzubauen und Kokapaste herzustellen – das Vorprodukt von Kokain. Die Droge war das Schmiermittel des Krieges.

Simei Sierra mit Hut im Profil, dahinter grüne Landschaft.
Bauer und Touristikunternehmer Simey Sierra lässt den Blick in die Ferne schweifen.
Ein bunter Tukan inmitten von tropischer Vegetation.
Ein Grünarassari in Lejanías in Kolumbien.
Roberto Rodriguez im blauen Poloshirt.
Roberto Rodríguez, der Gründer der Bauernuniversität La Cosmopolitana in Kolumbien.
Kinder im Wald fassen sich an den Händen und blicken mit geschlossenen Augen in den Himmel..
Wie hört sich die Natur an? Kinder bei einem Kurs in La Cosmopolitana in Kolumbien.
Ein Junge mit Mikrofon spricht vor einer Gruppe weiterer Jugendlicher.
Jugendliche bei einem Kurs der Bauernuniversität La Cosmopolitana in Meta/Kolumbien.
Ein Mann mit einem Stock, darum bunte Fäden gewickelt, drumerhum stehen Kinder.
Kinder beim Ringelreihe-Spielen in der Bauernuniversität La Cosmopolitana in Kolumbien.
Eine weidende Kuh im Vordergrund, dahinter grüne Hügel und dann blaue Berge am Horizont, in dunkle Wolken gehüllt.
Grüne Weiden, Hügel und Berge wohin das Auge blickt. In Lejanías/Kolumbien.
Ein junger Bauer im blauen Shirt mit Baseballkäppi hält humusreiche Erde in die Kamera.
Juan Pablo Zárate auf seiner Vorzeigefarm „Aula Viva“ in Lejanías ist Mitglied im Öko-Netzwerk.
Bauer Simey Sierra mit Hut, spielt auf einer viersaitigen Kastenhalslaute.
Bauer Simey Sierra unterhält seine Gäste auch mit seiner viersaitigen Kastenhalslaute, einem typischen Instrument der Region.
Eine Grasfläche, dann ein Pool in Gitarrenform, dahinter ein Tal mit Fluss, eingerahmt von Bergen.
Der Blick von der Terrasse von Simey Sierra in Lejanías/Kolumbien.