Südamerika: Gold kaufen mit gutem Gewissen – geht das?

Beim Goldabbau entstehen in den Herkunftsländern schwere Schäden. Wir erklären, warum, und geben Tipps für ein ethisch und ökologisch verantwortungsvolleres Portfolio.

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Handfläche zeigt nach oben. In der Mitte eine silbrige Kugel, ca. 2 cm Durchmesser.

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten wie den jetzigen erlebt Gold normalerweise einen Boom. Minuszinsen auf Sparkonten, Gebühren und Inflation machen Sparen zum Verlustgeschäft. Gold gilt in Krisenzeiten hingegen immer noch als gute Anlage, der Preis ist in den letzten 20 Jahren ums fast Siebenfache gestiegen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb Gold als Beimischung im Portfolio.

Auf der anderen Seite stehen Umweltschützerïnnen, die jeglichem Goldkauf die ethische Berechtigung absprechen. Falls Sie sich dennoch an Gold wagen wollen – und sei es für ein Schmuckstück: Unsere kleine Goldkunde ist eine Stütze bei der Frage, ob und welches Gold Sie kaufen können.

Wie wird Gold eigentlich abgebaut?

Es gibt verschiedene Parameter, die den Goldabbau bestimmen.

Tagebau vs. Untertagebau

Gold kommt unter der Erde in sogenannten Goldadern oder als Goldsand in der Erde vor oder an Flussufern (alluviales Gold oder Seifengold).

In den Untertageminen steigen die Bergleute in den Berg hinunter, sprengen und schlagen Gestein heraus und mahlen dieses dann in Anlagen außerhalb der Mine, um anschließend das Gold herauszulaugen oder zu binden. Im industriellen Tagebergbau werden ganze Berge abgetragen, oder Flüsse mit großen Maschinen umgegraben. Seit der Goldpreis gestiegen ist, lohnt es sich auch, Erde mit weniger Goldgehalt umzugraben. Rund 80 Prozent des neu produzierten Goldes weltweit stammt aus dem industriellen Goldbergbau.

An einigen Flussläufen kann man zwar mit viel Glück herangeschwemmte Goldnuggets noch mit der Pfanne per Hand herauswaschen. Doch rentabel ist das nicht, denn die Goldmengen im Flussand oder -gestein sind winzig. Erst mit dem Einsatz von Maschinen lohnt sich der Abbau .

Großer vs. kleiner Goldbergbau

In Peru (weltweit auf Platz 11 bei der Gold-Produktion) werden die Bergwerke in groß, mittel, klein und artisanal eingestuft. Ausschlaggebend ist, wie groß die konzessionierte Fläche ist und wie viel Erde pro Stunde mit wie vielen Maschinen bewegt wird. Hinter großen und mittleren Goldbergwerken stehen oft internationale Investoren, auch im Joint Venture mit peruanischen Firmen. International dominierend im Goldbergbau sind Firmen aus Kanada, den USA, Südafrika, Russland und China. Die Investition ist hoch, ebenso der Maschineneinsatz. Dementsprechend werden relativ wenige, spezialisierte Arbeitskräfte eingesetzt.

Der kleine und artisanale Goldbergbau ist dagegen fast nur in einheimischer Hand.

Ein Teller voller Gold-Nuggets
Goldnuggets in Madre de Dios, im peruanischen Regenwald. Die Nuggets wurden durch Quecksilber aus feinstem Sand amalgamiert. Die Goldförderung dort ist zum allergrößten Teil illegal oder informell.

Legal vs. informell und illegal

Große und mittlere Bergwerke sind legal, mit allen staatlichen Erlaubnissen versehen und von den staatlichen Behörden beaufsichtigt – zumindest theoretisch. Kleine und artisanale Bergwerke beziehungsweise Schürfstellen haben oft keine legale Grundlage: Goldschürfer besetzen einfach Land oder aufgelassene Stollen und schürfen. Wenn sie Erfolg haben, setzen sie kleine Maschinen ein. Die staatliche Erlaubnis wird nach und nach eingeholt, wenn die Tatsachen geschaffen sind.

Informell nennt man die Goldschürferïnnen, wenn sie grundsätzlich die Kriterien erfüllen können, um irgendwann legal arbeiten zu können. Illegal sind sie dann, wenn sie an verbotenen Stellen schürfen: Naturschutzgebiete, Gemeindeland von Indigenen oder archäologische Stätten. Besonders schlimm ist der illegale Goldabbau im Amazonasgebiet Brasiliens. Dort ist nicht nur der Wald sondern auch die indigenen Völker bedroht.

Der Vorteil des kleinen und artisanalen Goldabbaus: Hier finden sehr viele Menschen ein Auskommen, die sonst ohne Arbeit dastünden. Zudem ist bei einem hohen Goldpreis das Goldschürfen wesentlich lukrativer als die Subsistenzlandwirtschaft. Es kann den Kindern der Goldgräber ein Studium ermöglichen und den Familien einen sonst nur schwer zu erreichenden sozialen Aufstieg.

Inmitten von Bäumen ein Wasserloch, darum herum gefällte Bäume und Sandhügel.
Während der Corona-Pandemie hat der illegale Goldabbau durch Kleinschürfer allenthalben zugenommen: Der hohe Goldpreis, fehlende Job-Alternativen und die Abwesenheit staatlicher Kontrolleure haben dazu geführt.
Plastikwasserflasche mit silbrigem Inhalt, der das erste Viertel der Flasche bedeckt. Es ist Quecksilberrerg
Im illegalen und informellen Kleingoldbergbau wird Quecksilber zum Binden des Goldstaubs verwendet.
Strassenszene, Erdstrasse mit Kanal in der Mitte, am rechten Rand ein Holzschild eines Goldaufkäufers, der auch damit wirbt, dass er Quecksilber verkauft.
In den Zentren des illegalen und informellen Goldabbaus, wie hier in Rinconada auf 5000 Meter Höhe, herrscht reges Geschäftsleben. Der Goldaufkäufer hier wirbt auch damit, dass er Quecksilber verkauft.
Berglandschaft, davor ein tiefer, in Rundgängen abgebauter  Krater.  Am Boden des Kraters  ist aus der Ferne eine Maschine zu sehen.
Die Industrie-Goldmine Yanacocha im peruanischen Cajamarca war lange Zeit die produktivste Goldmine Südamerikas. Eigner sind der US-Amerikanische Konzern Newmont und die peruanische Gruppe Buenaventura.
Fünf Männer mit Bergarbeiterhelm und Schutzwesten begutachten eine grüne Plastikwanne, einen sogenannten Schütteltisch
Die Bergleute des Genossenschaftsverbandes Cecomsap begutachten den neuen Schütteltisch, der das Gold ohne Quecksilber vom restlichen gemahlenen Gestein trennt.
Vier Bergleute mit Helm im Hintergrund, im Vordergrund eine Frau mit Helm. Im Hintergrund Andengipfel. Die Frau hält die Handfläche in die Kamera, darauf ein Goldnugget
Der Genossenschaftsverband CECOSAMP produziert im Kleinbergbau Gold unter fairen Bedingungen. Sie zeigen die Ausbeute eines Tages. einer Genossenschaft mit 30 Arbeitenden.