So geht Genuss auf Griechisch: Länger leben mit der Mittelmeerdiät

Trotz der schier endlosen Auswahl an Köstlichkeiten gilt Gyros als der Exportschlager der griechischen Küche. Dabei spielt eigentlich das Gemüse die Hauptrolle. Beobachtungen aus Kreta - eine Kolumne.

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Draufsicht: Auf einem türkis-dunkelbraun gestrichenem Tisch stehen verschiedene griechische Gerichte bzw. Nahrungsmittel, darunter Oliven, Olivenöl, Moussaka, Muscheln, Tzatziki, griechischer Salat.

Kalimera aus Kreta! Eine sanfte Brise, die vom blauen Meer weht, Olivenbäume, soweit das Auge reicht (es sollen über 30 Millionen sein), ein angenehm würziger Duft steigt in die Nase. Ja, hier lässt es sich gut aushalten. Das liegt – natürlich! – auch am guten Essen. Viel Obst, griechischer Joghurt und frisches Brot landen zum Frühstück auf meinem Teller. Überhaupt, das Brot! Es fehlt nie auf der kretischen Tafel.

Demeter, die Göttin der Erde, des Ackerbaus und der Ernte, meint es gut mit den Inselbewohner:innen und uns Reisenden. In den Tavernen gibt es ausgezeichnetes Brot mit Weizen oder Gerste. Dazu wird Oliventapenade gereicht, oft hergestellt aus den würzigen Kalamata-Oliven. Ein Olivenöl-Fläschchen steht hier auf jedem Tisch. Butter ist nicht zu sehen. Kein Wunder, denke ich, kommt sie in der griechischen Küche doch deutlich seltener zum Einsatz als Olivenöl.

Gesund + lecker = Mittelmeerdiät

Olivenöl gilt als kulinarisches Grundnahrungsmittel und als Eckpfeiler der Mittelmeerdiät. Dieses Ernährungsmuster zeichnet sich durch eine einfache, pflanzenbasierte Küche aus. Der Großteil der Mahlzeiten besteht aus Obst und Gemüse (besonders lecker finde ich Oliven in allen Größen sowie Okraschoten, die ebenfalls die kretische Küche bereichern), Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Samen, ergänzt durch einige Nüsse und eben viel polyphenolreiches Olivenöl.

Rotes Fleisch wird nur sparsam verwendet. Der Verzehr von gesundem, fettem Fisch wie Lachs, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist, steht dafür im Mittelpunkt. Eier, Milchprodukte und Geflügel spielen eine deutlich kleinere Rolle als bei der in Deutschland verbreiteten westlichen Ernährung. Zucker sowie verarbeitete Lebensmittel sollten vermieden werden.

Übrigens: Auch wenn die kretische Küche etwa für ihr leckeres Brot und den Honig geschätzt wird, kommen Kohlenhydrate in der mediterranen Diät insgesamt eher sparsam vor. Wenn Sie Wert auf Low-Carb legen, müssen Sie vor der Mittelmehrkost also nicht zurückschrecken!

Die Wissenschaft zählt die mediterrane Diät zu den gesündesten Ernährungsmustern. Kein Wunder, liefern doch Untersuchungen durchweg überzeugende Belege für ihren positiven Einfluss auf verschiedene gesundheitliche Aspekte: Mit der Mittelmeer-Diät sind ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und neurodegenerative Erkrankungen sowie eine geringere Gesamtsterblichkeit verbunden. Insbesondere wird die Ernährungsweise mit einem niedrigeren Blutdruck, einer verbesserten kardiometabolischen Gesundheit – auch bei Kindern und Jugendlichen – sowie einem geringeren Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz in Verbindung gebracht. Eine Studie mit über 25.000 US-amerikanischen Frauen kam zu dem Ergebnis, dass eine Umstellung auf die mediterrane Küche das Sterberisiko um bis zu ein Viertel reduzieren kann.

Westlich geprägte Ernährungsweise verdrängt mediterrane Ernährung

Kreta gilt als „Wiege der mediterranen Ernährung“. Doch auch im Mittelmeerraum beobachten Wissenschaftler:innen seit Jahren Verschiebungen im Ernährungsverhalten. Eine kleine Querschnittsstudie nahm das 2011 genauer unter die Lupe und analysierte dafür die Unterschiede im Verzehr traditioneller kretischer Gerichte und wichtiger Nährstoffe zwischen zwei aufeinanderfolgenden Frauengenerationen auf der Insel. Dafür wurden 80 Mütter-Töchter-Paare, alle in ihren eigenen Haushalten lebend, untersucht. Das Ergebnis: Die jüngeren Frauen aßen im Vergleich zu ihren Müttern mehr Zwieback und Fleischgerichte. Dafür konsumierten sie weniger grünes Gemüse, Hülsenfrüchte und Wein.

Insbesondere übergewichtige bzw. adipöse Töchter verzehrten im Vergleich zu ihren Müttern mehr Backwaren, Kuchen, Desserts, Alkohol und weniger Gemüse. Anders ausgedrückt: Ein erhöhter Verzehr energiereicher Lebensmittel und ein verringerter Gemüsekonsum waren logischerweise mit Übergewicht verbunden. Beim Lesen der Studie nehme ich eine gute Nachricht mit: Obwohl bei den jüngeren Frauen ein Trend zu einer westlicheren Ernährung zu beobachten war, scheinen die Unterschiede zwischen den beiden Generationen noch gering zu sein. Nach wie vor ist die mediterrane Diät auf Kreta die vorherrschende Ernährungsweise.

Bald neigt sich meine Urlaubszeit dem Ende zu. Dann heißt es auch für mich, weniger Zeit zum Lesen, Laufen und Kochen zu haben. Zumindest was das Kochen anbetrifft, ist das kein Problem, wenn ich wieder zuhause bin. Denn der große Vorteil der mediterranen Ernährung ist, dass sie eben lecker und alltagstauglich ist. Wer es ausprobieren will: Sie finden zahlreiche genussvolle Rezepte – sowohl online wie dieses leckere Kreta Ezme (Kreta-Salat) als auch in Büchern wie zum Beispiel Greekish von Georgina Hayden.

Kalí órexi! Guten Appetit!

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