Draußen heiß und drinnen lernen? Warum Hitzeschutz in Schulen wichtig ist

Hitze belastet Kinder und Jugendliche stärker als gesunde Erwachsene. Schüler:innen bekommen das ganz besonders zu spüren. Denn sie müssen auch an Hitzetagen Tests und Klausuren schreiben – und damit kognitive Höchstleistungen erbringen. Was können Schulen tun, damit das Lernen an Hitzetagen möglich ist?

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
7 Minuten
Mehrere Schüler:innen sitzen in einem Klassenraum, durchs Fenster scheint hell die Sonne

Schulen in Deutschland sind schlecht darauf vorbereitet, sicherzustellen, dass auch an Hitzetagen gut gelernt werden kann. Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) hat sich bei der Schulsanierung insgesamt ein Investitionsrückstand von 46 Milliarden Euro aufgestaut. Die Organisation forderte schon 2022 ein Sonderförderprogramm, um Schulgebäude für die Klimakrise zu rüsten und sprach damit sowohl den Bund als auch die Länder an. Der Erfolg dieser Initiative lässt jedoch auf sich warten.

Schüler:innen und Lehrer:innen fühlen sich häufig alleingelassen, wenn es darum geht, nach Lösungen für überhitzte Klassenräume zu suchen. So starteten Schüler:innen eines Gymnasiums in Freiburg im März eine Petition für mehr Hitzeschutzmaßnahmen in ihrer Schule. Sie leiden von Mai bis in den Herbst hinein vor allem in den sonnenbeschienenen Räumen ihrer erst 2009 fertig gestellten Schule. Dort erhitzen sich die Räume nicht selten auf über 30 Grad und sammeln bis zu 70 Prozent Luftfeuchtigkeit an. Alle Gespräche mit Stadtverwaltung und -regierung für mehr Hitzeschutz an der Schule verliefen bisher ergebnislos.

Die Schüler:innen beklagen, dass sie unter diesen Bedingungen Klausuren schreiben müssten. Unter Bedingungen, die bei Arbeitnehmer:innen laut Arbeitsschutzgesetz nicht erlaubt seien. Demnach sollen ab einer Innenraumtemperatur von 26 Grad zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören zum Beispiel Jalousien und Ventilatoren. Ab 35 Grad gilt der Raum als ungeeignet zum Arbeiten. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei steigenden Temperaturen sukzessive gesenkt werden, zum Beispiel durch Lüftungsanlagen. Doch die Freiburger Schule wurde ohne diese Möglichkeiten gebaut. Und nun gibt es Streit darum, ob das Gebäude nachgerüstet werden darf. Die Betroffenen fordern effektive Umbaumaßnahmen, sie hoffen durch die Petition auf mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung durch die Öffentlichkeit.

Das ist nur eins von vielen Beispielen. In Köln wurden in einer Schule über 46 Grad im Klassenzimmer gemessen, woraufhin sie hitzefrei geben musste. Auch der niedersächsische Schülerrat forderte im letzten Jahr bessere Strategien für dieses Problem ein.

Hitzeresilienz wird immer wichtiger

Fest steht: Hitze wird mit den weiter ansteigenden klimaschädlichen Emissionen zu einem großen Problem. Das ist zwar vielen bewusst, wird aber noch viel zu wenig diskutiert. In Deutschland nimmt die Zahl der Hitzetage immer weiter zu. Lag der Rekord in den zehn Jahren nach 1950 noch bei acht Hitzetagen in einem Jahr, gab es zwischen 2010 und 2020 einen Rekordwert von 21 Tagen im 2018. Klimamodelle berechnen, dass wir in Deutschland zukünftig mit länger anhaltenden Hitzeperioden und einer weiter steigenden Anzahl von Tagen rechnen müssen, an denen das Thermometer über 30 Grad Celsius klettert. Das veranschaulicht diese Grafik des Umweltbundesamtes.

Skala, die die absolute Zahl der heißen tage pro Jahr seit 1950 zeigt plus den Trend der Durchschnittswerte
Die Zahl der heißen Tage nimmt seit Jahrzehnten zu

Der Hitzeaktionstag der Bundesregierung am 5. Juni 2024 soll dafür sorgen, dass Deutschland hitzeresilient wird. Auf der dazugehörigen Website steht: „Wir übernehmen Verantwortung“. Nicht nur die Schüler:innen in Freiburg dürften sich fragen, was genau damit gemeint ist. Am Aktionstag selbst sind es vor allem Veranstaltungen und Informationskampagnen, die auf die Gefahren von Hitze aufmerksam machen sollen – das ist zweifellos wichtig. Doch das allein reicht nicht aus.

Hitze belastet alle, aber Kinder und Jugendliche vertragen sie schlechter als gesunde Erwachsene.