Amazônia. The World of Sebastião Salgado als Konzert im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt


Ode an den Regenwald: Starfotograf feiert die Würde von Mensch und Natur. Sein Auftritt endet mit einem eindringlichen Appell an die Jugend.

5 Minuten
Orchester vor dem Hintergrund einer Bildershow

Seit Jahrzehnten schon leistet Sebastião Salgado seinen Beitrag zum Erhalt des Regenwaldes und zum Klimaschutz. Als Fotograf brasilianischer Herkunft empfindet er eine moralische Verantwortung gegenüber seinem Land und seiner Kultur. Mit seinem gesamten Lebenswerk hat er sich wie kaum ein Zweiter dieser Sache verschrieben. Mit dem multimedialen Event „Amazônia“ in der Frankfurter Oper zelebrierte er die Schönheit seiner Heimat auf einer großen Bühne: Ein seltenes Beispiel, wie ein ernstes politisches Anliegen transformiert in Kunst für ein großes Publikum zum Erlebnis werden kann. Zur Musik des Brasilianers Heitor Villa-Lobos, einem in Deutschland wenig gespielt, aber in Lateinamerika hoch verehrten Komponisten, waren seine Fotografien nun auf Großleinwand zu sehen.

Zu Beginn des Konzertes war das Publikum aufgerufen die Smartphones zücken, um einen QR-Code von der Leinwand zu scannen. Es wurde in die Abstimmung über einen Foto-Preis einbezogen, der Jugendlichen für sozialkritische Fotos verliehen werden sollte. Nach diesem Auftakt trat Salgado auf die Bühne und sprach über sein Projekt „Amazônia“, und was ihn dazu bewegt hat, es zu realisieren.

Als das Konzert begann, beeindruckten die Bilder von Salgado durch ihre Formenvielfalt, durch ihre schiere Größe, durch die Weite des Regenwaldes, meist aufgenommen aus der Luft. Seine kontrastreichen Schwarzweißaufnahmen waren in 4 bis 8-sekündigen Überblendungen zu sehen. Der Fotograf nutzte für dieses Projekt einen Helikopter, um bestimmte Stellen im Regenwald zu erreichen. Ein durch die Lichtverhältnisse dramatisch aufgewühlter Himmel wurde schnell zum Markenzeichen für diesen Abend. Im zweiten Teil des Abendprogramms, das auf drei Teile ausgelegt war, standen Porträts von verschiedenen indigenen Gruppen im Vordergrund. Die Darstellung von Nacktheit präsentierte sich im Widerspruch von Unschuld und Persönlichkeit, was Moderator Stephan Hübner kommentierte: „Da sieht man, dass Menschsein dort etwas anderes bedeutet als bei uns in Frankfurt“. Die abgebildeten Indigenen waren ohne ihre Smartphones abgebildet und die stark inszenierten Fotos zeigten Tänze und Rituale, Frauen im Bade und rauchende Männer. Exotik pur!

Auftritt von Sebastião Salgado bei einem Konzert im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt

Sebastião Salgado beim Konzert im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt


Salgado setzt in seinem improvisierten Studio Mütter mit Kindern, die Alten und ganze Familien gekonnt in fotografisches Licht. Geschmückte Frauen und Männer mit Kopfschmuck defilierten vor den Augen des Publikums, opulent untermalt von der Darbietung des hr-Sinfonieorchesters.

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Sebastião Salgado als Konzert im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt

Sebastião Salgado als Konzert im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt


Auf seinen Bildern strahlen diese Menschen Würde aus. Vielleicht will Salgado ihnen diese Schönheit des Ursprungs zurückgeben. Die Fotografien von Salgado wirkten enorm kraftvoll. Doch bergen seine exotisierende Bilderwelt eine Gefahr: Sie zeichnen ein vollkommen falsches Bild der Indigenen, die unsere Zeitgenossen sind und keine naiven und unschuldigen „Naturkinder“. Er will sie als unsere Vorläufer sehen. Doch leben sie schon lange nicht mehr so, wie der Fotograf glauben macht. Salgado, der einst das Leid der Goldschürfer zeigte, blendet die dramatische Situation und der fortschreitenden und gnadenlosen Zerstörung der Lebensgrundlagen der Indigenen vollständig aus. Als stünden sie am Beginn der Menschheitsgeschichte.

Regenwald im Amazonasgebiet in Brasilien: Abholzung der Tropenhölzer durch Landarbeiter
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Amazonia - The World of Sebastiao Salgado- Live auf der Buehne in Frankfurt
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