Wer schuf den Menschen – Gott oder die Evolution?

Wie Naturwissenschaft und Glaube die Existenz des Homo sapiens erklären

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Das Bild zeigt auf der linken Seite den nackten Adam. Lässig liegend, ein Knie angewinkelt und den linken Arm Richtung Bildmitte ausgestreckt. Auf der rechten Seite oben schwebt Gottvater in weißem Gewand, umgeben von kindlichen Engeln, und streckt seinen rechten Arm ich Richtung Adam aus, bis sich beider Zeigefinger fasst berühren. So stellte sich Michelangelo in seinem berühmten Gemälde in der Sixtinischen Kapelle in Rom vor, wie Gott Adam zum Leben erweckte.

Jahrtausende lang deuteten die Menschen ihre eigenes Dasein als das Werk einer höheren, göttlichen Macht. Dann ließ Darwins Evolutionstheorie die Entwicklung des Homo sapiens in einem völlig neuen Licht erscheinen. Aber noch immer sind viele Menschen überzeugt davon, dass unsere Existenz die Folge eines übernatürlichen Plans und Schöpfungsaktes ist. Und das, obwohl Forschende immer neue Belege dafür zusammengetragen haben, dass sich der Homo sapiens aus affenartigen Vorfahren entwickelte. Wer hat denn nun recht, und lässt sich das überhaupt entscheiden?

Das Bild zeigt links Darstellungen von Adam und Eva, die Albrecht Dürer im Jahr 1507 malte. Die Figuren sind hellhäutig, nackt und die Geschlechtsteile sind von Zweigen bedeckt. Eva hält einen Apfel in der Hand und im Baum neben ihr lauert eine Schlange. Laut Bibel schuf Gott die beiden ersten Menschen. Charles Darwin, dessen Foto als älterer Mann mit Glatze und üppigem, weißen Bart auf der rechten Seite dieser Collage zu sehen ist, war sich dagegen sicher, dass die Evolution den Menschen in einem langwierigen Prozess hervorgebracht hat.
Adam und Eva – hier im Gemälde von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1507 – wurden laut Bibel von Gott erschaffen. Charles Darwin zufolge jedoch entwickelten sich die Menschen in einem langen Evolutionsprozess – und zwar aus Affen
Auf dem Bild sind zwei Beispiele von Finkenarten zu sehen, die Charles Darwin auf den Galapagosinseln erforschte und die der Zeichner John Gould filigran und detailgetreu vor gelblichem Hintergrund darstellte. Der linke sitzt auf einem Zweig und hat einen kurzen, dicken Schnabel. Der rechte sitzt auf einem Kaktus; sein Schnabel ist viel länger und spitzer. Ansonsten sehen sich beide recht ähnlich mit braunem Rücken, beiger Brust und dunklen Punkten. Darwin erkannte, dass beide sich aus demselben Vorfahren entwickelt haben müssen
Als Charles Darwin während seiner Weltreise mit dem Schiff „Beagle“ die Galapagosinseln erreichte, fiel ihm auf, dass dort Finkenarten leben, die sich ein wenig unterscheiden – etwa in ihrer Schnabelform – sich aber doch sehr ähnlich sehen. Ihm wurde klar: Sie entwickelten sich einst aus einem gemeinsamen Ahn
Das Foto zeigt den 1947 in Südafrika gefundenen, fossilen Schädel eines Wesens, das als Australopithecus africanus bezeichnet wird. Der Schädel hat mächtige Knochenwülste über den Augen und bietet Raum für ein nur kleines Gehirn. Insgesamt erinnert er deutlich mehr an einen Schimpansen als an einen Menschen. Dennoch können Forschende an Details erkennen, dass Australopithecus den aufrechten Gang beherrschte. Mit dem Wesen war ein Bindeglied zwischen Mensch und Affe gefunden worden, das Darwins Theorie von der Evolution bestätigte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckten Forscher die Fossilien eines seltsamen Wesens: Australopithecus africanus – hier der 1947 in Südafrika gefundene, als „Mrs. Ples“ bekannte Schädel – besaß einen Körper ähnlich dem eines Schimpansen, konnte aber aufrecht gehen wie ein Mensch. Das erste Bindeglied zwischen beiden war gefunden und bestätigte Darwins Theorie
Das Foto zeigt die in Blautönen gehaltene Illustration eine DNA-Spirale – dem Träger der Erbinformation. Heutzutage können Forschende deren komplette Buchstabenfolge entziffern und herauslesen, wer von wem abstammt und ob es gemeinsame Vorfahren gab.
Seit es möglich ist, die Erbsubstanz – hier eine Illustration der DNA-Doppelhelix – Buchstabe für Buchstabe zu entziffern, vermögen Forschende darin auch Verwandtschaftsbeziehungen zu erkennen und Rückschlüsse auf die Evolution ziehen
Das Foto zeigt ein weiteres Gemälde von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle. Gott ist auf der rechten Seite mit Rauschebart und in ein rotes Gewand gekleidet zu sehen, wie er mit dem rechten ausgestreckten Arm die Sonne und mit dem linken ausgestreckten Arm den Mond erschafft. Auf der linken Seite sieht man den Allmächtigen von hinten – mit nacktem Gesäß – wie er offenbar davonschwebt, unter sich die gerade geschaffenen Pflanzen.
Gott, so sahen es die Menschen früher, machte nicht nur den Menschen, sondern auch alles andere. Michelangelo stellt die Schöpfung in der Sixtinischen Kapelle als anstrengenden, dynamischen Akt dar: Mit der rechten Hand weist der Allmächtige auf die Sonne, mit der linken auf den Mond. In der linken Bildhälfte ist er nochmals und von hinten zu sehen, wie er die Pflanzen erschafft und dann davonschwebt
Das Foto zeigt die schwarze Silhouette eines Bergmassivs im Gegenlicht der gerade dahinter verschwundenen Sonne. Darüber erstreckt sich der tiefblaue Himmel, vor dem eine graue, an ihren Rändern hell angeleuchtete Wolke schwebt. Dort, wo die Sonne hinter dem Bergmassiv liegt, ist es gleißend hell und einige Strahlen der Sonne erstrecken sich von diesem Punkt aus in den Himmel. Viele Menschen werden von solchen Naturschauspielen berührt und manche fragen sich, ob da noch mehr existiert, als wissenschaftlich erklärbar ist.
Wenn die sinkende Sonne eine Wolke geheimnisvoll anleuchtet und Strahlen über den Himmel schickt, sind die meisten Menschen berührt. Selbst rationale Denker können dabei eine Ebene spüren, die sich mit naturwissenschaftlicher Logik nicht greifen lässt
Zu sehen ist ein schwarzweißes Porträtfoto des Physikers Max Planck, der – von links beleuchtet – den Betrachter mit festem Blick durch seine Nickelbrille ansieht. Planck lebte von 1858 bis 1947 und begründete im Jahr 1900 die Quantentheorie. Damit löste er in der Physik eine Revolution aus. Zwischen Religion und Naturwissenschaft sah der Physiker keinen Widerspruch. Für ihn waren es zwei unterschiedliche Ebenen der Wirklichkeit: Die eine beschrieb die objektiven Vorgänge in der realen Welt, während die andere, die christliche Religion, für die Grundlagen der Ethik sorgte
Der deutsche Physiker Max Planck begründete im Jahr 1900 die Quantentheorie – und revolutionierte damit die Physik. Mit der Religion hatte er keine Probleme: Für ihn waren Glaube und Naturwissenschaft zwei völlig unterschiedliche Ebenen der Wirklichkeit

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