Insektensterben: Drei Viertel der Insekten leben außerhalb von Naturschutzgebieten

Naturschutzbehörden müssen Insekten bei der Planung von Reservaten stärker berücksichtigen, fordert ein Forscherteam. Die Lebensräume der Tiere sind in Gefahr.

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Ein Schmetterling mit gelb-orangenen Flügeln, die von schwarzen Adern durchzogen sind.

Das Ergebnis seiner Studie hat Shawan Chowdhury selbst überrascht: Die Naturschutzgebiete dieser Welt, so ermittelte der Biologe, decken die Lebensräume von 76 Prozent aller Insektenarten nur unzureichend ab. Zwei Prozent der Insektenarten leben sogar vollständig außerhalb der Schutzgebiete. Ihre Lebensräume sind also in mehr oder weniger großem Ausmaß von Zerstörung durch den Menschen bedroht.

Chowdhury arbeitet am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Eigentlich hatten er und sein Team erwartet, dass Insektenlebensräume und Schutzgebiete sich viel stärker überlappen. Nicht etwa, weil sich die Naturschutzbehörden rund um den Globus so rührend um diese Gruppe von Tieren kümmern würden, sondern weil die Daten, die überhaupt zur Verfügung stehen, vorwiegend aus Naturschutzgebieten stammen. Denn die meisten Insektenforscher sammeln Daten vorwiegend in solchen Reservaten und nicht außerhalb davon. Die Wissenschaftlerïnnen haben versucht, dieses Manko mit statistischen Methoden auszugleichen.

In weiten Teilen Lateinamerikas und Afrikas, in Westaustralien sowie in Ost- und Zentraleuropa sind große Teile der Insektenlebensräume durch Schutzgebiete abgedeckt. In Nordamerika, Osteuropa, Süd- und Südostasien sowie dem Rest des australischen Kontinents sind dagegen viele Insekten zu wenig geschützt, schreiben die Forscherïnnen.

Ein Vogel schnappt nach einer Libelle.
Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Mindestens 60 Prozent aller Vogelarten nutzen Insekten als Nahrung.
Eine grün-goldene Fliege sitzt auf einer spiegelnden Oberfläche.
Auch Fliegen erfüllen wichtige Funktionen in den Lebensräumen: Sie dienen vielen Tieren als Nahrung, ihre Larven zersetzen tote Pflanzen, Kadaver und Exkremente und helfen so bei der Produktion von fruchtbarem Boden.