Wie finde ich ein gutes Krankenhaus? Wie sich die Qualität von Kliniken vergleichen lässt
Krankenhaus-Portale sollen helfen, die beste Klinik zu finden. Sie enthalten aber teilweise unterschiedliche Daten zu Behandlungsqualität und Patientenzufriedenheit.

Was eine gute Arztpraxis oder ein gutes Krankenhaus ausmachen, kann für verschiedene Menschen ganz unterschiedlich aussehen. Es gibt allerdings auch objektive Kriterien, mit denen sich Qualität messen lässt. Diese Kriterien legt für viele Bereiche des deutschen Gesundheitssystems der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fest, die ermittelten Daten sind zumindest zum Teil öffentlich zugänglich. Wo können Patient:innen Informationen über die Qualität von Gesundheitseinrichtungen finden?
Update: Ende März 2024 hat die Weiße Liste ihren Betrieb eingestellt.
Wie sich Qualität im Krankenhaus messen lässt
Bei Krankenhäusern ist das vergleichsweise einfach: Jedes Krankenhaus ist verpflichtet, jährlich einen Qualitätsbericht zu erstellen. Darin finden sich grundlegende Informationen wie zum Beispiel zu den Qualifikationen der Mitarbeitenden, den vorhandenen Abteilungen, der Geräteausstattung und der Erfahrung: Gibt es Fachärzt:innen für Herzerkrankungen bei Kindern? Verfügt das Krankenhaus über eine Intensivstation für Neugeborene oder sind Herzkatheter-Untersuchungen möglich? Wie viele Brustkrebs-Operationen gab es im Vorjahr in der Klinik?
Kernstück der Berichte sind die Ergebnisse der Qualitätssicherung: Für Eingriffe und Prozeduren, die besonders häufig und riskant sind, hat das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) Verfahren entwickelt, mit denen sich die Krankenhäuser vergleichen lassen. Aktuell untersuchen 15 solcher Verfahren zum Beispiel die Qualität von Brustkrebs-Operationen, beim Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks oder der Versorgung rund um eine Geburt. So müssen Krankenhäuser in der Geburtshilfe etwa dokumentieren, bei wie vielen Notfall-Kaiserschnitten zwischen dem Entschluss dazu und der Geburt des Kindes mehr als die idealerweise höchstens 20 Minuten verstreichen. Beim Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks müssen die Verantwortlichen festhalten, bei wie vielen Patient:innen Komplikationen auftreten. Damit Vergleiche zwischen den Krankenhäusern fair sind, sind bei den Berechnungen teils komplexe statistische Verfahren nötig, zum Beispiel, wie krank die behandelten Patient:innen schon vorher waren (Risikoadjustierung).
Gute Krankenhäuser finden
Jetzt wäre es ziemlich umständlich, die Qualitätsberichte verschiedener Krankenhäuser durchzusehen und nebeneinander zu halten. Deshalb haben verschiedene Akteure Krankenhaus-Portale entwickelt, in die Daten aus den Qualitätsberichten einfließen und die einen bequemen Vergleich ermöglichen sollen. Zu solchen Portalen gehört etwa die Weiße Liste, ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung in Verbindung mit Patientenorganisationen. Auch zahlreiche Krankenkassen bieten entsprechende Seiten an. Perspektivisch will auch der G-BA ein eigenes Qualitätsportal entwickeln.
Je nach Portal werden die Qualitätsberichte der Krankenhäuser durch weitere Informationen ergänzt, etwa durch eigene Qualitätsauswertungen von Krankenkassen. Teilweise verlinken Portale auch zu thematisch passenden Gesundheitsinformationen. Manche Krankenhaus-Suchhilfen beschränken sich aber lediglich auf Ausstattung und Abteilungen und verzichten auf Qualitätsdaten. Nicht alle Portale enthalten also die gleichen Informationen und sie können sich auch in der Handhabung unterscheiden. Deshalb lohnt es sich, verschiedene Portale miteinander zu vergleichen.
Bei vielen Portalen startet die Suche mit der Behandlung, dem Ort und dem Umkreis, in dem man nach einer Klinik suchen will. Oft gibt es noch weitere Filter oder Suchmöglichkeiten, etwa zur Ausstattung oder zur Barrierefreiheit, sodass sich die Treffer eingrenzen lassen. Auf dieser Basis lässt sich vergleichen, über wie viel Erfahrung die Kliniken mit einer bestimmten Behandlung verfügen und wie sie dort bei der Qualität abgeschnitten haben. Dafür gibt es je nach Portal unterschiedliche Kennzeichnungen, zum Beispiel zwischen ein und drei Sternchen oder Bäume.
Bei diesen vielen Informationen kann es vielleicht trotzdem schwierig sein, eine Entscheidung zu treffen, wenn man sich zwischen verschiedenen Aspekten entscheiden muss: Zum Beispiel, wenn die Klinik mit der qualitativ besten Geburtshilfe kein Familienzimmer anbietet. Eine Checkliste der Verbraucherzentrale kann dann helfen, sich über die eigenen Bedürfnisse und Prioritäten klar zu werden.
Was für Patienten wichtig ist
In einigen Krankenhaus-Portalen sind auch Befragungen von Patient:innen abgebildet, die etwa einzelne Krankenkassen unter ihren Versicherten durchgeführt haben. Die Angaben, wie zufrieden Patient:innen mit der Behandlung in der Klinik waren, bilden einen eigenen Bereich neben den Bewertungen, die auf den Qualitätsdaten beruhen. Deshalb kann es auch passieren, dass eine Klinik etwa drei Sterne bei Qualität, aber nur einen bei Patientenzufriedenheit erhält.
Perspektivisch sollen übrigens auch die Qualitätsbewertungen die Sicht von Patient:innen noch besser berücksichtigen. Umgesetzt hat das IQTiG Patientenbefragungen bisher allerdings nur für ein Verfahren zur Qualitätssicherung, nämlich für die Herzkatheter-Untersuchung. Nach dem Krankenhausaufenthalt erhält eine Zufallsstichprobe von Patient:innen einen Fragebogen. Darauf können sie angeben, ob sie sich ernst genommen fühlten, ihre Intimsphäre gewahrt wurde oder ob sie von Ärzt:innen und Pflegepersonal widersprüchliche Informationen bekommen haben. Neben solchen „weichen“ Faktoren geht es aber auch um medizinische Aspekte. Zum Beispiel, ob das Pflegepersonal die Patient:innen regelmäßig gefragt hat, ob sie Schmerzen haben, und die Versorgung mit Schmerzmitteln ausreichte. Aktuell entwickelt das IQTiG Patientenbefragungen auch für weitere Themen.
Die Qualitätssicherung bei Herzkatheter-Untersuchungen gilt übrigens nicht nur für Krankenhäuser, sondern auch für Praxen. Im ambulanten Bereich gibt es allerdings keine Portale, mit denen sich die Qualität von Arztpraxen vergleichen lässt. Der kommende dritte Teil der Serie beschäftigt sich mit der Frage, warum das so ist und was sich demnächst vielleicht daran ändern könnte.