Singvögel auf dem Zug: Eine himmlische Berg- und Talfahrt

Schwedische Forscherinnen und Forscher sind dem Geheimnis des nächtlichen Vogelzugs auf der Spur.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
6 Minuten
Ein Drosselrohrsänger singt auf einem Schilfhalm sitzend, umgeben von Schilf-

Das Naturschutzgebiet Kvismaren in Mittelschweden ist ein typisch skandinavisches Naturparadies. Wälder, Wiesen und ein von breiten Schilfgürteln umgebener See – dazu Einsamkeit. Auch ornithologische Forschung wird hier seit langem praktiziert, unter anderem in einer eigenen Beringungsstation.

Regelmäßig vermelden die Forschenden Neuigkeiten aus der gefiederten Zugvogelwelt. Mal freut sich das Team über die Sichtung einer in Südafrika markierten Flussseeschwalbe, mal bilanzieren sie den Bruterfolg von Dutzenden in Stationsnähe brütenden Staren.

Ornithologischer Alltag – spannend, aber nicht sensationell. Doch nun präsentieren Forscherinnen und Forscher von der Universität Lund neue Erkenntnisse, die sie selbst als kleine ornithologische Sensation bezeichnen.

Wir wussten von der Bedeutung von Höhe für den Vogelzug, aber niemand von uns hat geahnt, wie wichtig dieser Faktor ist. (Sissel Sjöberg)

Dabei haben Vögel aus Kvismaren eine wichtige Rolle gespielt – die in den Schilfsäumen des Sees brütenden Drosselrohrsänger. Die Gruppe um Sissel Sjöberg studiert den Zug der Langstreckenzieher seit längerem mit Hilfe von Geologgern. Das sind kleine Datenschreiber, die sie gefangenen Rohrsängern umschnallen. Auf diese Weise wurde bereits viel über das Zugverhalten und die Zugwege der Vogelart herausgefunden.

Ein Drosselrohrsänger singt auf einem Schilfhalm
Drosselrohrsänger brüten in Schilfgürteln von Seen auch in Deutschland. Den Winter verbringen sie in Afrika südlich der Sahara.
Ein Foto der Negev-Wüste in Israel. Eine weite Steinwüste so weit das Auge reicht.
Wüsten, hier die Negev in Israel, sind ebenso wie Meere und hohe Gebirge für Zugvögel ökologische Barrieren, die sie möglichst rasch überwinden wollen.
Zwei Kraniche fliegen über der Sandwüste.
Kraniche sind auf Wasser angewiesen. In der trockenen Wüste können sie nicht lange überleben. Deshalb überqueren sie diese ökologische Barriere auf dem Zug möglichst rasch.
Eine Saharaohrenlerche sitzt gut angepasst im cremefarbenen Sand der Wüste.
Nur wenige Vogelarten haben sich auf das Leben in der Wüste spezialisiert. Zu ihnen gehört die Saharaohrenlerche. Mit einem extrem schnellen Brutzyklus aus Balz, Nestbau, Eiablage und Jungenaufzucht schaffen sie es, erfolgreich dort zu brüten, wo der seltene Regen für kurze Zeit die Wüste zum Erblühen bringt.
Zwei männliche Einödgimpel sind ein roter Farbtupfer in der Steinwüste.
Dieser Wüstenspezialist trägt seinen Namen mit vollem Recht: Einödgimpel lieben entlegene Steinwüsten.