Schreiadler: Der Wappenvogel für die Agrarwende

Wo es dem Schreiadler gut geht, geht es auch den Menschen gut. Dort grasen Kühe, quaken Frösche und werden gesunde Lebensmittel erzeugt. Er ist der Wappenvogel für eine menschen- und naturgerechte Agrarwende.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
11 Minuten
Ein Schreiadler steht auf einer Wiese, im Hintergrund leuchtet ein Rapsfeld gelb

Schreiadler sind nicht unbedingt auf wilde, unberührte Natur angewiesen. Ihre Beute aus Fröschen, Mäusen und Maulwürfen finden sie ebensogut in einer von bäuerlicher Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft mit einem Mosaik aus Wiesen, Weiden, Feldern und Wäldern. Deshalb ist Deutschlands am stärksten bedrohter Adler der ideale Wappenvogel für eine überfällige Wende in der Landwirtschaft.

Ein Spaziergang durch die Agrarlandschaft im Osten Lettlands an einem Spätfrühlingsmorgen. Eine Bäuerin pflockt eine einzelne Kuh an einem langen Seil inmitten einer Wiese an. Zäune gibt es hier nicht. Die Kuh nimmt es stoisch und grast in dem Umkreis, den ihr die Leine lässt. Am Rand des Feldsteinwegs stiehlt sich ein Rebhuhn in das hohe Gras davon, als es den Wanderer bemerkt.

Täglich 1600 Vögel weniger

Aus der bunt mit Wildkräutern durchsetzten Wiese nebenan ratscht unentwegt der Wachtelkönig sein „crex crex“. Alle paar Dutzend Schritte fliegen Braunkehlchen von Halm zu Halm, auf der Suche nach Insektenfutter für die Jungen. Steinschmätzer und Wiesenpieper fliegen auf und landen nur ein paar Meter weiter wieder auf dem Weg. Schließlich kreuzt ein Schreiadler den Weg und strebt mit einem Frosch im Schnabel zielstrebig dem angrenzenden Wald entgegen – der finale Ritterschlag für diese Landschaft.

Ein Schreiadler bei der Bodenjagd in einer Wiese
Schreiadler bei der Jagd: Insekten. Mäuse oder Frösche findet er auf Wiesen und Weiden.
Ein Wachtelkönig blickt aus einer Wiese.
Nachbarn und Schicksalsgenossen der Schreiadler: Der heimliche Wachtelkönig ist nun in der höchsten Bedrohungskategorie vor dem Aussterben – vom Aussterben bedroht – eingestuft. Er teilt dieses Schicksal mit dem Rebhuhn und anderen Arten des landwirtschaftlich genutzten Offenlandes.
Eine Birkengruppe auf einer Wiese im Gegenlicht
Wiesen, durchsetzt mit Gruppen von Bäumen: Traumlandschaften für Mensch und Natur.
Eine Gruppe Rebhühner sitzt in einer blütenreichen Wiese
Rebhühner brauchen zum Überleben deckungs- und insektenreiche Wiesen oder Brachen
Ein Seeadler mit einem erbeuteten Fisch fliegt dicht über die Wasseroberfläche
Seeadler waren bereits fast ausgerottet. Das DDT-Verbot hat sie gerettet. Auch in der Agrarvogelkrise wissen wir, wo es anzusetzen gilt.
Ein Drohnenfoto eines wiedervernässten Waldes
Ein Fünftel der Fläche der Europäischen Union soll mit dem Gesetz in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden. Nicht überall allerdings soll, wie hier, Wildnis entstehen.
Eine alte Eiche auf einer Wiese
alte Bäume, saftige Wiesen: Lebensraum für viele Tiere und Erholungsgebiet für Menschen
Eine Brache am Rande eines kleinen Dorfes mit wenigen alten Häusern.
Auch nachhaltig genutzte Kulturlandschaften, wie hier im Osten Lettlands, können Hotspots der Artenvielfalt sein und damit ein Teil der Schutzgebietskulisse werden.
Wiesenpieper über Brache
Wiesenpieper sind ebenso wie Schreiadler auf Brachen angewiesen. Auch sie sind seitdem Verschwinden ungenutzter Flächen bedroht.
Ein Schreiadler fliegt durch ein Meer von Windkraftanlagen.
Schreiadler gehören zu den 15 im Bundesnaturschutzgesetz besonders kollisionsgefährdet angesehenen Vogelarten.
Typischer Lebensraum des Schreiadlers aus hoher Wiese, alten solitär stehenden Bäumen und Büschen
Ein Schreiadler in seinem typischen Lebensraum. Große, unzerschnittene Flächen mit ungestörten Wäldern und angrenzendem Grünland sind die Heimat von Deutschlands am stärksten gefährdeten Greifvogel.
Schreiadler und Kühe auf einer Wiese
Schreiadler sind Kulturfolger. Sie kommen in der bäuerlichen Agrarlandschaft bestens zurecht.
Schreiadler Weibchen bewacht Jungvogel im Horst.
Ungestörte alte Wälder sind Hotspots der Biodiversität. Einer der größten Schätze deutscher Wälder ist der vom Aussterben bedrohte Schreiadler.
Cover-Foto des Buches „Könige der Lüfte – das geheime Leben der letzten Schreiadler Deutschlands“
Könige der Lüfte – Das geheime Leben der letzten Schreiadler Deutschlands, Frederking & Thaler, München