Was passiert mit den WhatsApp-Nutzerdaten ?

Seit heute sind die neuen Geschäftsbedingungen von WhatsApp verbindlich. Die Daten dürfen an Facebook geliefert werden. Der Streit darum spitzt sich zu.

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Der Streit um die Nutzerdaten von WhatsApp hat sich zugespitzt in dieser Woche. Professor Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, hat Facebook die Verarbeitung von WhatsApp-Nutzerdaten verboten, „soweit dies zu eigenen Zwecken erfolgt“.

Seit heute gelten nämlich neue Geschäftsbedingungen für die Nutzung von WhatsApp. Und denen zufolge stimmt der WhatsApp-Anwender zu, dass seine Daten an Facebook-Unternehmen und Facebook-Dienstleister weitergeleitet werden dürfen.

Deshalb hat der hamburgische Datenschützer eine Anordnung erlassen. Denn mit den neuen Geschäftsbedingungen würden die Befugnisse zur Datenverarbeitung wesentlich erweitert.

„Das betrifft u.a. die Auswertung von Standortinformationen, die Weitergabe von Kommunikationsdaten der Nutzer von Unternehmen auf WhatsApp an Drittunternehmen ausdrücklich mit Hinweis auf Facebook, den zusätzlichen Zweck der Sicherstellung der Integrität der Dienste sowie die unternehmensübergreifende Verifizierung des Accounts, um den Dienst auf 'angemessene Weise’ zu nutzen“, erläutert der Datenschützer etwas fachsprachlich.

Doch hinter den etwas hölzernen Erläuterungen liegt regelrechter Sprengstoff. Professor Johannes Caspar: „Die Anordnung soll die Rechte und Freiheiten der vielen Millionen Nutzerinnen und Nutzer sichern, die deutschlandweit ihre Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen geben“.

Und Caspar weiß, wovon er da redet. Immerhin hat er bereits im Jahr 2019 umfangreich gegen Facebook ermittelt, als deren Überwachungspraxis von „Gegnern“ des Konzerns aufgedeckt wurde.

Umfangreiche sensible Daten gehen jetzt an Facebook

WhatsApp hat gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärt, die Einschätzung des Hamburgischen Datenschützers sei falsch. Die neuen Geschäftsbedingungen würden deshalb unabhängig von Einschätzungen des hamburgischen Datenschützers umgesetzt. Auf Nachfrage erklärte die Facebook-Pressestelle dem Riff-Reporter, dass die Änderungen der Geschäftsbedingungen doch die Möglichkeiten von WhatsApp nicht erweitern würden, Daten mit Facebook zu teilen.

Die Datensammlung, die das betrifft, ist äußerst umfangreich. WhatsApp erfasst nämlich unteranderem die Telefonnummer, das Mobilfunknetz, das Smartphone-Modell samt Betriebssystem, die Kontakte aus dem Adressbuch und Standortinformationen.

Für diese Daten interessieren sich bei Facebook sehr unterschiedliche Abteilungen. Neben der aus dem traditionellen Werkschutz hervorgegangenen Sicherheitsabteilung sind diese Daten für ein Team interessant, das sich mit Desinformation und Propaganda beschäftigt. Einige Mitarbeiter aus dieser Truppe haben gegenüber dem Riffreporter ihre sehr guten Beziehungen und ihre Nähe zu aktiven Nachrichtendienstlern hervorgehoben.