Leitungen, Kessel, Zähler: Für das Heizen mit Wasserstoff muss die Infrastruktur umgerüstet werden.

Wasserstoff verhält sich chemisch und physikalisch ganz anders als Erdgas. Wer mit Wasserstoff heizen will, braucht deshalb einen neuen Kessel. Auch ein großer Teil der Netz-Infrastruktur muss angepasst werden. Ob sich das lohnt, ist zweifelhaft.

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Heiztherme, darauf die Aufschrift „H2“, davor ein junger Mann, der auf das Bedienfeld des Geräts blickt.

In der aktuellen Debatte um das Gebäudeenergiegesetz sehen manche Politiker und Unternehmen im Wasserstoff einen Heizungs-Brennstoff der Zukunft. Dabei hat der Energieträger eine lange Geschichte.

Anfang des 19. Jahrhunderts machten einige findige Unternehmer in England die Nacht zum Tag: Sie installierten in den Straßen großer Städte Gaslampen, die mit heller Flamme Licht ins Dunkel brachten. Für die Versorgung mit Brennstoff verlegten sie Rohre. In London hatte das Netz 1819 bereits eine Länge von fast 500 Kilometern. Durch die Leitungen strömte ein Gasgemisch, das durch die Verschwelung von Kohle erzeugt wurde und gut zur Hälfte aus Wasserstoff bestand. Schnell entdeckten auch Städte auf dem Kontinent die Vorteile dieses Brennstoffs.

Erst mit dem Fund riesiger, günstig zu erschließender Gasfelder vor der niederländischen Küste nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Wasserstoff-Mix in den Netzen durch Erdgas abgelöst. Das machte den Weg frei für den massenhaften Einbau von Gasheizungen. Wasserstoff spielte nun in der Wärmeversorgung keine Rolle mehr.