Solarbranche: Strompreisbremse und Bürokratie gefährden Ausbau der Photovoltaik

Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, warnt, die Strompreisbremse sei rechtswidrig und könne Investitionen in die Energiewende hemmen. Er fordert im Interview, Wirtschaftsminister Habeck müsse bürokratische Hindernisse schnell abschaffen

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Installateure auf dem Dach einer Fabrik installieren Solarpanele.

Die Ampelkoalition verfolgt vor dem Hintergrund der Klimakrise und der Folgen des russischen Angriff auf die Ukraine das Ziel, den Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland massiv zu beschleunigen. Carsten Körnig ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, der mehr als 800 Unternehmen der Branche vertritt. Er warnt im Interview, dass bürokratische Hemmnisse und die Strompreisbremse die Energiewende bremsen.

Herr Körnig, stimmt es, dass viele Photovoltaikanlagen in Deutschland ans Netz gehen und Strom liefern könnten, aber das an Bürokratie scheitert?

Körnig: Ich bin überzeugt davon, dass ohne eine Vielzahl bürokratischer Hemmnisse die Energiewende sehr viel schneller gelingen könnte. Die Zertifikate für den Netzanschluss sind ein besonders gravierendes Beispiel. Unverhältnismäßige Vorgaben, neue Anlagen zusätzlich noch zertifizieren zu lassen, führten im Frühjahr dazu, dass zeitweilig mehr als 1000 größere Solarstromanlagen zwar fertig installiert waren, aber monatelang nicht ans Netz gehen konnten.

Welche Photovoltaikanlagen betrifft der Rückstau bei der Inbetriebnahme?

Es geht um Solaranlagen auf Gewerbedächern. Denken Sie an die riesigen Flächen etwa auf Supermärkten, Produktionsstätten oder Lagerhallen. Das ist ein gewaltiges Potenzial für mehr Solarstrom. Ohne eine Vervielfachung des jährlich installierten Photovoltaik-Zubaus auf Gewerbedächern wird die Energiewende nicht gelingen. Erst jede zehnte geeignete Dachfläche wird nach unserer Einschätzung für die Sonnenstromernte genutzt.

Aber?

Das Problem ist so gravierend, dass sich bereits jeder fünfte Projektierer verabschiedet hat.

Carsten Körnig

Portraitfoto
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft.