Franziskus: Lateinamerika verabschiedet seinen Öko-Papst

Der argentinische Papst hat das Umwelt-Engagement vieler Katholik:innen motiviert und gefestigt. Seine besondere Liebe galt dabei einer lange unbeachteten Gegend und ihren Einwohnern – den Indigenen am Amazonas.

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Papst Franziskus im grünen Ornat spricht mit zwei indigenen Menschen, die Frau trägt einen Federschmuck.

Sein Name war Programm: Als erster Papst hatte der argentinische Jesuit Jorge Bergoglio den Namen Franziskus für sich auserwählt - nach dem Heiligen Franz von Assisi, dem Hüter der Tiere und der Umwelt und dem Beschützer der Armen. Es ist nur folgerichtig, dass Papst Franziskus als der Papst in die Geschichte eingeht, der die Sorge um die Umwelt – das gemeinsame Haus, wie er es nennt – als zentrales Anliegen für die katholische Kirche formulierte.

Schlüsselwerk: Die Umweltenzyklika „Laudato Si“

Seine 2015 erschienene Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ – also ein für alle Katholik:innen verbindliches Lehrschreiben – beginnt mit den Worten aus dem Sonnengesang des Franziskus von Assisi: Laudato Si – Sei gelobt.

„Darin erinnert er alle Menschen guten Willens daran, Sorge zu tragen für die Erde als gemeinsames Haus. Er betont, dass andere Lebewesen nicht nur zu unserem Nutzen existieren, sondern einen Eigenwert haben, und wir ihnen durch unser menschliches Tun immer mehr Lebensraum nehmen“, kommentiert Birgit Weiler. Die promovierte Theologin lebt seit über 30 Jahren in Peru. Als Beraterin der lateinamerikanischen Bischofskonferenz ist sie eine der besten Kennerinnen und wichtigsten Mitgestalterinnen der Umweltpastorale in Lateinamerika.

Für Papst Franziskus war die Umwelt eng gekoppelt an die Gerechtigkeit. Gerade in Lateinamerika, dem Kontinent mit der höchsten Ungleichheit, geht das Umwelt- und das Menschenrechtsengagement in der Kirche Hand in Hand. „Franziskus hat uns immer wieder ins Gewissen geredet, dass die Menschen, die in Armut leben, am meisten von Klimakrisen und ökologischen Schäden betroffen sind. Dass wir hier in die Pflicht genommen sind, Sorge zu tragen, ist auch eine Frage der Gerechtigkeit“, kommentiert Weiler.

Brustbild einer europäischen Frau, ca. 55 Jahre, schmales Gesicht, dunkelblonde kurze Haare, Brille. Eine blaue Bluse unter einem blaugesprenkelten Pullover.
Die deutsche Theologin und Ordensfrau Birgit Weiler lebt seit über 30 Jahren in Lateinamerika und berät die lateinamerikanische Bischofskonferenz. Sie nahm als Expertin an der Amazonas-Synode im Oktober 2019 in Rom teil.

Schützende Hand über Umweltaktivist:innen

Ein wichtiges Thema in Lateinamerika ist der ungezügelte Rohstoffabbau, oft auf Kosten der Gesundheit und des Verlustes an Lebensraum armer Bevölkerungsschichten. Ihm hat sich die Kirche immer wieder mutig entgegengestellt und war eine der wenigen Institutionen, bei denen Umweltaktivist:innen Schutz und Rückhalt fanden. Davon kann Yolanda Zurita ein Lied singen.

Vor 25 Jahren trat die heute 65-jährige Sozialarbeiterin und gläubige Katholikin dem Menschenrechtskomitee ihrer Pfarrei in La Oroya bei. La Oroya, auf knapp 4000 Höhenmetern in den Anden gelegen, beherbergt seit fast 100 Jahren eine Metallschmelze. Mithilfe der veralteten und nie modernisierten Anlage konnten die wechselnden Besitzer aus dem Gesteinsmix ihrer Minen die jeweiligen Metalle Blei, Zink, Kupfer ausschmelzen und als weiterverarbeitetes Produkt teuer im Ausland verkaufen. Die giftigen Anteile wie Schwefel und Blei wurden ungefiltert in die Luft geblasen, verätzten die umgebenden Berge und vergifteten die Kinder in La Oroya.

Kahle Hochgebirgslandschaft, in einem engen Tal eine Industrieanlage mit einem hohen Kamin.
Die alte Metallschmelze in La Oroya, Peru, auf fast 4000 Höhenmetern, wurde 2009 nach langen Protesten stillgelegt. 2023 hat die alte Belegschaft einen Teil des Betriebes wieder aufgenommen.
Vor dem Hintergrund einer kahlen Bergwand eine rund 50-jährige Frau mit halblangen dunklen gelockten Haaren, Baseball-Kappe, dunkler Anorak
Die peruanische Sozialarbeiterin Yolanda Zurita hat sich jahrzehntelang für die Stilllegung oder Modernisierung der Metallschmelze in ihrem Heimatort La Oroya eingesetzt.
Brustbild eines weisshäutigen Mannes, mit sehr kurzen, weissen Haaren, Halbglatze, Brille, Trägt ein blaues Polohemd, darauf baumelt ein kleines Holzkreuz.
Miguel Ángel Cádenas, 59, hat über 20 Jahre im Amazonasgebiet mit Indigenen gelebt und ist seit 2021 Bischof von Iquitos in Peru.
Wandmalerei die verschiedene Lebewesen im Regenwald und unter dem Fluss zeigt. Einen Jäger mit Pfeil und Bogen, eine Fischfrau, einen rosa Delphin, einen Fisch.
In der Weltsicht der Indigenen des Amazonas verwandeln sich Menschen in Tiere und andere Wesen und umgekehrt. Eine amazonische Theologie muss diese Wirklichkeit aufnehmen, meint der Bischof von Iquitos, Miguel Ángel Cádenas. Hier ein Wandbild im Hof des kirchlichen Radios Ucamara in Nauta, Iquitos.
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