Journalisten in Nordafrika vor verschlossenen Türen und hinter Gittern

Die Pressefreiheit in Nordafrika gerät immer mehr in Gefahr. Medienschaffenden drohen Schmierkampagnen, Überwachung, Geld- und Haftstrafen, während die Regierungen mit der Angst vor ausländischer Einmischung Stimmung gegen die Presse machen.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
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Mehrere Frauen mit Schildern halten ihre Presseausweise in die Kamera

Nach mehr als anderthalb Jahren tagte Anfang März zum ersten Mal das neugewählte Parlament in Tunesien – doch die Presse musste draußen bleiben. Nur das Staatsfernsehen war bei der Eröffnungssitzung zugelassen, für alle anderen lokalen und internationalen Medienschaffenden war an der Polizeiabsperrung vor dem Gebäude Schluss. Man habe vermeiden wollen, dass die Medien verzerrt über die erste Sitzung des Abgeordnetenhauses berichten, hatte eine Abgeordnete den Schritt begründet. Ein Schuss, der nach hinten losging, denn der Ausschluss der Presse wurde schnell zur eigentlichen Meldung des Tages.

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern steht Tunesien in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen noch am besten da: Platz 94 von 180 im Jahr 2022. Doch der Absturz vom Vorjahr war mit 21 Plätzen enorm. Seit dem sogenannten Self-Coup von Präsident Kais Saied im Juli 2021, bei dem er weite Teile der Macht an sich riss, haben sich die Arbeitsbedingungen von Journalistïnnen im kleinsten der drei Maghreb-Staaten deutlich verschärft. Zwar hat der Präsident seitdem immer wieder betont, die Presse- und Meinungsfreiheit zu achten, doch der Arbeitsalltag vieler Medienschaffender widerspricht dieser Äußerung.

Ein Damoklesschwert für die freie Meinungsäußerung