Ehe mit Wiedehopf und Habichtskauz

Oskar Heinroth, seine Frau Magdalena und die Vögel. Interview mit Karl Schulze-Hagen, dem Autor von „Die Vogel-WG“

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
10 Minuten
ein paar Vögel, die auf einer Straße spazieren gehen [AI]

So manch einem fällt in Zeiten von Corona zuhause, eingesperrt mit der Familie, das Dach auf den Kopf. Doch wie lebt es sich, wenn in der Etagenwohnung auch noch gleichzeitig bis zu 35 Vogeljunge nach Nahrung schreien? Der Biologe und Mediziner Karl Schulze-Hagen stieß in der Berliner Staatsbibliothek auf den Nachlass des früheren Leiters des Berliner Aquariums, Oskar Heinroth, der zusammen mit seiner Frau Magdalena in seiner Privatwohnung mehr als 250 mitteleuropäische Vogelarten aufzog. In gemeinsamer Arbeit mit der Bibliothekswissenschaftlerin Gabriele Kaiser entstand daraus ein Buch, das die Geschichte der Pioniere auf dem Gebiet der Verhaltensforschung erzählt. Christiane Habermalz sprach mit Karl Schulze-Hagen.

Herr Schulze-Hagen, der Ornithologe und Direktor des Berliner Aquariums, Oskar Heinroth, war überzeugt, dass man das Verhalten von Vögeln nur dann wirklich erforschen kann, wenn man mit ihnen zusammenlebt. Teilen Sie diese Auffassung?

Absolut. Wenn wir mit dem Fernglas rausgehen und Vögel beobachten, dann sehen wir vieles. Aber wenn man tagein tagaus, ein ganzes Jahr lang, mit ihnen hautnah zusammenlebt, dann erfährt man natürlich unendlich viel mehr! Und Details, die man vorher gar nicht kannte. Leise Lautäußerungen zur Kommunikation zum Beispiel. Oder wie ein Vogel, wenn er sich putzt, mit dem Schnabel das Sekret aus der Bürzeldrüse über sein Gefieder verteilt. Das kann man im Freiland kaum beobachten.

Schwarz-weiß Foto: Ein Wiedehopf sitzt auf einem Arm und wird mit Fingern gefüttert.
Der Wiedehopf Leo stocherte auch gerne mal im Ohr seiner Zieheltern herum.
Auf dem Schwarz-Weiß-BIld ist Magdalena Heinroth zu sehen, sie sitzt auf einem Stuhl und hält einen Korb auf dem Schoß. Darin sitzen drei kleine Habichtskäuze.
Magdalena Heinroth zog Habichtskäuze und andere Vogelarten zusammen mit ihrem Mann in der eigenen Wohnung groß.
Lesen Sie weiter, wie die Heinroths junge Kormorane mit vorgekautem Fischbrei fütterten und mit ihrer Vogelhaltung im Wohnzimmer die Verhaltensforschung begründeten. Einnahmen aus Einzelkauf und Abonnement fließen in unser Projekt „Die Flugbegleiter“ und ermöglichen neue Recherchen. Das Abo ist monatlich kündbar.
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Das schwarz-weiß Foto zeigt sechs Eisvögel auf einer Stange.
Junge Eisvögel warten hungrig auf ihre Fische.
Das schwarz-weiß Foto zeigt ein geflecktes Ei neben einem frisch geschlüpften Vogelküken und Schalenresten.
Die Eier brachten ihnen Vogelfreunde aus dem ganzen Land mit. Das kleine Fischadlerküken hat seine Schale schon verlassen.
Schwarz-weiß Foto: Zwei Kraniche gehen auf einem Weg zusammen mit einem Mann und einer Frau.
Mit den Kranichen ging man gerne auch mal auf einen Sonntagsspaziergang durch den Zoo
Das Ehepaar Heinroth fotografiert auf einem Tisch einen kleinen Flussregenpfeifer
Stillstehen ist nicht leicht, wenn man eigentlich trippeln will. Die aufwändige Fotodokumentation der Aufzuchten nahm viel Zeit und Geduld in Anspruch
Ein junger Habicht sitzt auf einem runden Küchentisch mit einem gerade erlegten Fasan in den Fängen. Er hat die Flügel leicht geöffnet und schaut mit seinen gelben Augen direkt in die Kamera.
Vom eigenen Erfolg überwältigt: Der gerade flügge geworden Habicht schlägt einen jungen Fasan auf dem Küchentisch
Zu sehen sind Oskar und Katharina Heinroth bei ihrer Hochzeit. Er ist deutlich älter als sie, er trägt einen schwarzen Anzug mit Fliege, sie ein Kleid mit einer großen Schleife auf der Brust. Beide lächeln in die Kamera. Es ist eine Schwarz-Weiß-Aufnahme.
Oskar und Katharina Heinroth bei ihrer Hochzeit Ende 1933